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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0215
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

issue Instructions that no further issues of military equipment or munitions can be made to French
troops97!

Nun, nach der Sperrung der für Frankreich unverzichtbaren Nachschublieferungen, lenkte
de Gaulle ein. Der Konflikt um das Val d'Aosta war von einschneidender Bedeutung für die
Abgrenzung der französischen Besatzungszone in Deutschland gewesen, wenn auch kaum
einer der in Südwestdeutschland Betroffenen - sei es Deutscher, sei es auch Militärregierungsoffizier
gewesen - von den Zusammenhängen wird Kenntnis erhalten haben. Der Aostakonflikt,
von den Amerikanern wahrscheinlich zu hoch eingestuft, brachte die Wende bei dem bis dahin
vergleichsweise unentschlossenen Taktieren der amerikanischen Diplomatie in den Verhandlungen
mit den Franzosen, wie sich noch zeigen wird98. Die amerikanischen Lieferungen
blieben definitiv eingestellt, was die französische Armee empfindlich traf".

Ein sprechender Beweis zugunsten der angenommenen Abhängigkeit zwischen den Vorfällen
in Oberitalien und der schließlichen amerikanischen Entscheidung, Stuttgart nicht den
Franzosen zu überlassen, ist wohl auch darin zu sehen, daß Präsident Truman in seinen später
verfaßten Erinnerungen das Val d'Aosta-Spektakel und den Stuttgart incident dergestalt
durcheinanderbrachte, daß er die Sperrung an Nachschub für die Franzosen auf Stuttgart
bezog, während er in Wirklichkeit diese Maßnahme wegen des Aosta befahl10C.

Die USA waren nun offenbar entschlossen, keine weiteren Eskapaden de Gaulies mehr
hinzunehmen. Aber noch härter als in Stuttgart, härter als im Aosta sollte Frankreich vom
angloamerikanischen Widerstand gegen seine Absichten in der Levante getroffen werden. Auch
im Libanon und in Syrien hatte de Gaulle seine Vorstellungen mit militärischer Gewalt
durchzusetzen versucht101. Ende Mai 1945 begannen in Damaskus blutige Gefechte zwischen
französischen Truppen und Syrern. Hatte Präsident Roosevelt noch gespottet, France is a
British >baby<102, so war Premier Churchill doch sehr getroffen, als seine imperialen Überlegungen
derart gestört wurden. Mit Zustimmung von Präsident Truman ging schließlich die
britische Regierung gegen die Franzosen in der Levate vor: London ließ die dortigen
französischen Truppen einfach internieren. Wie im Aosta, wie in Stuttgart, so mußte de Gaulle
auch in der Levante nachgeben. Dem herbeizitierten britischen Botschafter in Paris sagte er aber
noch: Nous ne sommes,je le reconnais, de mesure de vousfaire actuellement laguerre. Maisvous
avez outrage la France et trahi l'Occident. Cela ne peut etre oubliem!

Der zweite Weltkrieg war noch nicht beendet, da bestanden zwischen Angloamerikanern
und Franzosen bereits so schwere Konflikte, daß eine unmittelbare Konfrontation der
Verbündeten wiederholt bevorzustehen schien. Das Studium der amerikanischen Akten zur
auswärtigen Politik belegt eindrucksvoll, wie stark die USA mit den vom französischen
Verbündeten an den verschiedensten Punkten der Welt erzeugten Problemen beschäftigt
waren. Das galt auch und vor allem in bezug auf das Problem Deutschland, wo - zumindest in

97 Inseriert in: The Acting Secretary of State to the Ambassador in France, Caffery (June 6, 1945) in:
FRUS, 1945 IV S. 735.

98 Der unmittelbare Zusammenhang zwischen dem Aostakonflikt und der amerikanischen Entscheidung
auf Zurückdrängung der Franzosen aus Stuttgart schon andeutungsweise bei Lipgens (wie Anm. 8) S. 96
Anm. 119.

99 Zur französischen Abhängigkeit von amerikanischen Lieferungen vgl. Marcel Vigneras, Rearming
the French (United States Army in World War II. Special Studies). Washington 1957. S. 360 f. und 367-372.

100 Harry S. Truman, Memoiren I. Das Jahr der Entscheidungen. 1945. Bern 1955. S. 203 f. (Memoirs L
Year of Decisions. 1945. New York 1955): Daraufhin sperrte ich den Nachschub für die französischen
Truppen und Stuttgart wurde geräumt.

101 Beste Zusammenfassung der Vorgeschichte des Levantekonflikts bei DePorte (wie Anm. 70)
S. 126ff. (Anglo-French Relations and the Crisis in the Levant); Lipgens (wie Anm. 8) S. 94ff.

102 FRUS, Diplomatie Papers, The Conferences at Cairo and Tehran S. 254.

103 De Gaulle (wie Anm. 8) S. 194.

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