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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0216
Gerd Friedrich Nüske

den ersten Nachkriegsjahren - für die USA kein Ost-West-Problem zu bestehen schien, sehr
wohl aber ein West-West-Gegensatz, nämlich der zwischen den Vereinigten Staaten und
Frankreich. Daß dabei gerade Südwestdeutschland auch zu einem Ort der Austragung des
Konflikts wurde, war zwar folgerichtig, aber letztlich doch ein Zufall. Denn trotz der häufigen
Beschwörung historischer Erinnerungen durch de Gaulle - etwa die von ihm häufig bemühten
alten Bande zwischen Frankreich und dem Westen Deutschlands - war er nicht der Mann
gewesen, der sich von historischen Reminiszenzen wirklich bestimmen ließ. Das Historische
war Mittel zum Zweck, die Mittel mußten und konnten gewechselt werden.

Der Weg zur Abgrenzung der französischen Besatzungszone in Südwestdeutschland

Zum erwähnten französischen Vorschlag von Massigli vom 7. Februar 1945104 wollten sich
die Amerikaner offensichtlich einstweilen nicht äußern. Intern wurden zwar verschiedene
Überlegungen angestellt, offiziell jedoch erfolgte wochenlang nichts. De Gaulle suchte
währenddessen durch sein militärisches Vorgehen in Südwestdeutschland Tatsachen zu
schaffen.

Der amerikanische Vertreter bei der EAC, Winant, suchte am 14. April 1945 Washington zu
einer Entscheidung zu veranlassen, allerdings vergeblichlc5. Bewegung kam in den Vorgang erst
wieder durch die amerikanischen Militärs, vor allem durch den Oberbefehlshaber Eisenhower,
nachdem dieser inzwischen in Südwestdeutschland ganz handgreiflich mit dem ungelösten
Problem einer französischen Besatzungszone in Deutschland konfrontiert worden war.
Allerdings wurde der Prozeß der amerikanischen Entscheidungsfindung jetzt noch unübersichtlicher
als er es ohnehin schon gewesen war.

Am 17. April 1945 hatte Eisenhower - offenbar mehr beiläufig - von Churchill etwas über
die Einzelheiten der französischen Wünsche auf eine Besatzungszone in Deutschland gehört106.
Ersichtlich handelte es sich dabei um den von Massigli vorgelegten Plan, denn schon am
19. April 1945 teilte Eisenhower in einem Kabel Einzelheiten seiner Begegnung mit dem
britischen Premier mit107. Danach hatte Churchill Eisenhower erstmals eine Karte vorgehalten,
die den letzteren offenbar mit Bestürzung erfüllte. Entschieden wandte er sich nun in seinem
Kabel gegen die Abtretung von Hessen-Nassau aus der US-Besatzungszone. Ein solches
Arrangement würde nämlich die direkte Verbindung zwischen der britischen und der amerikanischen
Zone unterbrechen. Churchill schien diesen Einwand Eisenhowers zu übernehmen,
denn er sprach jetzt plötzlich von der Gefahr, die darin liege, daß die französischen Vorschläge
eine direkte Verbindung schaffen würden von the France of de Gaulle with Russia10*! Deshalb
sollten nach Churchills nunmehriger Vorstellung die Zonengrenzen so gezogen werden, as to
ensure a wide corridor hetween the boundaries of France and Russia!

Besonders die auf amerikanischer Seite in diesem Zusammenhang entstandenen Aktenstük-
ke erwecken nicht immer den Eindruck, als ob hier mit den Begriffen Hessen-Nassau, Hessen-
Kassel und Oberhessen ganz korrekt umgegangen worden wäre. Klar war aber die Absicht, die
vor allem hinter Eisenhowers Äußerung stand, nämlich eine eventuelle französische Kontrolle

104 Vgl. oben Anm. 78.

105 FRUS, 1945 III S. 215-216, 222-223 und 226.

106 Sharp (wie Anm. 55) S. 172.

107 Chandler (wie Anm. 84) Nr. 2425 S. 2623-2624: In a Conference today with the Prime Minister I was
given a map which showed the zone of occupation in Germany requested hy the French govemment. This is
the first indkation or information with their zone of occupation in Germany and I wish to record my
recommendations from a purely military Standpoint.

108 Zit. nach Sharp (wie Anm. 55) S. 172.

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