Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0224
Gerd Friedrich Nüske

bilde - wohl zusammen mit den anderen von Frankreich beanspruchten Gebieten - ein
politisches Ensemble. Murphy fiel nichts besseres ein, als die Südhälfte Badens zusammen mit
einem großen Stück von Württemberg ebenfalls als ein very interesting political ensemble
anzupreisen. Palewski aber stellte klar, daß Frankreich an Württemberg nicht sonderlich
interessiert sei, an Baden hingegen sehr. Im übrigen, so Palewski, wären die Franzosen
natürlich zu Konzessionen bereit und würden den Amerikanern den Gebrauch von Karlsruhe
und Mannheim gestatten. Doch Murphy widersprach. Very tactfully wies er darauf hin, daß die
Einräumung einer französischen Besatzungszone eher eine Konzession der Amerikaner sei, vor
allem angesichts deren großen Kriegsleistungen. Im übrigen sei nichts von Dauer in diesem
Leben und vielleicht könnten die Amerikaner eines Tages dann Karlsruhe und Mannheim doch
entbehren.

Offenbar war aber die amerikanische Verhandlungsseite doch etwas verunsichert. Jedenfalls
gab Murphy am 23. Mai eine Stellungnahme der US-Armee an das State Department weiter,
wonach u. a. die Kreise Baden-Baden, Bühl und Rastatt verzichtbar waren138. Gleichzeitig gab
die Armee der Hoffnung Ausdruck, daß die Franzosen dieses Zugeständnis nicht als Unent-
schlossenheit mißverstehen und noch weitere Forderungen stellen würden. Allenfalls käme, um
die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu beheben, eine interimistische Vereinbarung zwischen
den USA und Frankreich in Frage. Doch so einfach ließ sich die provisorische Regierung in
Paris nicht abspeisen. Binnen kurzem teilte sie Washington einen Gegenvorschlag mit, der über
ihre früheren Forderungen offensichtlich noch hinausging139. In Süddeutschland verlangte sie
jetzt in jedem Fall Gesamtbaden, den württembergischen Kreis Friedrichshafen und den
bayerischen Kreis Lindau. Die amerikanischen Verhandlungen mit Paris hatten sich offenkundig
festgefahren. Zugleich gerieten die Amerikaner in Zeitnot, da nun Harry L. Hopkins als
Sonderbotschafter Präsident Roosevelts mit Stalin über eine gesamtalliierte Kontrolle über
Deutschland verhandelte. Dazu war es notwendig, daß die Amerikaner de Gaulle veranlaßten,
ebenfalls einen Vertreter für diesen Kontrollrat zu benennen, obwohl die französische
Besatzungszone in Deutschland noch nicht verbindlich festgelegt worden war. Winant schien
Außenminister Stettinius warnen zu wollen, als er die Nachricht weitergab, daß der französische
Gegenvorschlag von General de Gaulle selbst stamme140. Schlimmstenfalls werde de
Gaulle die Angelegenheit bei seinem vorgesehenen Besuch in Washington zur Sprache bringen.

In der Tat dirigierte de Gaulle von Paris aus seine Unterhändler bei den Amerikanern
persönlich. Das Foreign Office schlug vor, de Gaulle jetzt nicht noch weiter zu reizen, da das
Verhältnis zwischen Großbritannien und Frankreich wegen des Konflikts um Syrien sehr
problematisch sei141. Im übrigen schien es der Regierung Churchill nur recht zu sein, wenn es
vorläufig zu keinen endgültigen Vereinbarungen käme, denn dann könnte erst einmal das
Verhältnis der Angloamerikaner zur Sowjetunion geklärt werden. Das Foreign Office war der
Ansicht, that British and American troops should not withdraw to the agreed zones ofoccupation
of Germany untü all these questions have been settled1*2. Doch darauf wollte sich Washington
keinesfalls einlassen.

138 The United States Political Adviser for Germany, Murphy, to the Secretary of State (Mai 23,1945), in:
FRUS, 1945 III S. 303-304.

139 The Ambassador in the United Kingdom, Winant, to the Secretary of State (Mai 25,1945), in: FRUS,
1945 III S. 306-307.

140 The Ambassador in the United Kingdom, Winant, to the Secretary of State (Mai 26,1945), in: FRUS,
1945 III S. 309-310.

141 Sharp (wie Anm. 55) S. 181.

142 Memorandum by the Director of the Office of the European Affairs, Matthews (Mai 28, 1945), in:
FRUS, 1945 III S. 311-313.

222


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0224