Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0226
Gerd Friedrich Nüske

den amerikanischen Geheimdienst vielleicht nicht die wichtigsten Momente gewesen sein
werden. Gewichtiger war da schon die Besorgnis, daß durch die Unterbrechung der amerikanischen
Linien von der Schweiz nach US-Deutschland durch die Franzosen um die reeducation
der Deutschen gefürchtet werden müsse. Switzerland's importance in the reconstruction of
Europefar exeeds its size orpopulation. Die freie Passage von Schweizer Literatur, Zeitung u. ä.
sei sehr bedeutsam für die Umerziehung der Deutschen. Verwunderlich war dabei, daß der
Geheimdienst ohne weiteres unterstellte, die Franzosen würden den Import von Schweizer
Büchern und Zeitungen unterbinden! Doch das Entscheidende war wohl das Folgende: By
putting a narrow band of French control between American zones of occupation and Switzer-
land, we already are encountering difficulties which may become increasingly burdensome.
Because all German border points have been under French control, we have already lost the
opportunity to take over certain German agents operating in Switzerland. The future Utility of
Switzerland as an Observation post for Germany and countries further east will be substantially
lessened by the difficulties of obtaining direct and untrammelled access to the American zone
from Switzerland.

Der Chef des OSS, Allen Dulles, blieb nicht untätig. Am 14. Juni telegraphierte Robert
Murphy aus Paris an das State Department, er habe ein emphatic cable von Dulles erhalten147.
Auch Murphy teilte die Ansicht des OSS: It has always been my view which I have stated
informaly in discussions here that for reasons of a general political will as cultural nature we
should have direct acces to Swiz ihm Lindau over Lake of Constance. Murphy schlug deshalb
vor, Frankreich nur Transitrechte im Kreis Lindau einzuräumen und ansonsten den Kreis der
US-Zone zuzuschlagen. Ja, Murphy sah die amerikanische Zone virtually enclosed in heart of
Europe, wenn nicht die Verbindungslinien mit der Schweiz aufrechterhalten werden könnten.
Im übrigen hätte Frankreich seine ursprüngliche Forderung noch weiter erhöht und sei
überhaupt so schwierig, daß die USA berechtigt wären, sich nun unzugänglich zu zeigen.
Damit wandte sich Murphy bewußt gegen Eisenhower und das War Department, was er auch
zum Ausdruck brachte.

Doch das OSS und Murphy konnten sich im Fall Lindau nicht durchsetzen. Mitte Juni
signalisierten die Franzosen ihr grundsätzliches Einverständnis mit den amerikanischen
Vorschlägen. Deshalb telegraphierte der amerikanische Botschafter in Paris, Caffery, ein
Eingehen des State Department darauf, Lindau wieder aus der französischen Zone auszunehmen
, would have the most lamentable effect on the French at this juncture148. Offenbar deshalb
wurde der Kreis Lindau bei der vorgesehenen französischen Besatzungszone belassen. Nur
Murphy sollte in letzter Minute noch einmal mit dem gleichen Anliegen kommen, allerdings
wieder vergeblich. Die Repräsentanten der Provisorischen Regierung de Gaulies werden den
Eindruck gewonnen haben, daß auf amerikanischer Seite offenbar unterschiedliche Akzentsetzungen
bei ihren jeweiligen Gesprächspartnern zu bemerken waren. Diese Unterschiede
suchten die Franzosen sich nutzbar zu machen. Am 7. Juni unterrichtete der Leiter der
Europaabteilung im State Department, Riddleberger, den französischen Vertreter, Berard, daß
die Amerikaner nicht ausschlössen, zu einem späteren Zeitpunkt Teile ihrer Zone den
Franzosen zu überlassen. Über dieses vermeintliche Zugeständnis hatte sich Riddleberger
zuvor mit John J. McCloy, Assistent Secretary of War, besprochen. Berard entgegnete,
McCloy habe dem französischen Botschafter in Washington, Henri Bonnet, weitergehende
Zugeständnisse gemacht. Offenbar ermüdet von den hartnäckigen diplomatischen Finessen des
Franzosen, schrieb Riddleberger später: Mr. Berard then describedat some length the reasons

147 The United States Political Adviser for Germany, Murphy, to the Secretary of State (June 14, 1945),
in: FRUS, 1945 III S. 339.

148 The Ambassador in France, Caffery, to the Secretary of State (June 15, 1945), in: FRUS, 1945 III
S. 339-340.

224


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0226