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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0229
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

auch auf zukünftigem Zugang zu Akten und Archiven in Karlsruhe156. In diesem Zusammenhang
machten die Franzosen erneut den Vorschlag, daß die USA sich grundsätzlich bereit
erklären sollten, eine spätere Revision der Grenze der Südzone vorzusehen. Das State
Department erklärte sich zuletzt auch damit einverstanden, offenbar froh, das Problem
Nordbaden-Südwürttemberg für den Augenblick vom Tisch zu haben. Zudem wurden die
EAC-Verhandlungen jetzt von der ebenso schwierigen Frage nach einem französischen Sektor
in Berlin überschattet157. Deshalb wurde das endgültige Abkommen über die Besatzungszonen
in Deutschland einschließlich der Teilung Berlins in vier Sektoren erst am 26. Juli 1945
unterzeichnet158. Die Teilung und Grenzziehung zwischen Westzone und Südzone, wie die
US- und die französische Zone im zeitgenössischen Sprachgebrauch hießen, stand aber schon
seit Wochen fest, als die Provisorische Regierung in Paris das amerikanische Diktat hatte
annehmen müssen. Robert Murphy, der bis zuletzt gegen die Zerreißung des Südwestens
gekämpft hatte, erinnerte sich später: Die Länder Baden und Württemberg wurden sauber
halbiert'59.

Im einzelnen war das diplomatische Hin und Her, das zur endgültigen Gestalt der
französischen Besatzungszone in Südwestdeutschland führte, noch ungleich verwickelter als
hier dargestellt. Daß de Gaulle mit seinen Forderungen dabei das retardierende Moment
bildete, hatte auch die internationale Presse der Zeit bemerkt. Vor allem die führenden
angloamerikanischen Blätter kommentierten den Kurs General de Gaulles bezüglich seiner
Forderungen in Südwestdeutschland mit bemerkenswerter Kritik. Die New York Times
schrieb am 26. Mai 1945, daß eine Einigung über die Besatzungszonen schon hätte erreicht
werden können, wenn nicht de Gaulle auf Karlsruhe bestanden hätte. Am 8. Juni 1945
berichtete die Londoner Times über das Gerücht, daß Frankreich Württemberg als Ausgleich
für das verweigerte gesamte Rheinland zugeschoben worden sei. Als endlich eine endgültige
Einigung über den Umfang der französischen Zone in Südwestdeutschland erreicht worden
war, begründete die New York Times am 14. Juni 1945 das französische Einlenken damit, daß
Frankreich die Zustimmung durch Zurückhaltung von Kohlelieferungen abgenötigt worden
sei160.

Im Zusammenhang mit der Geschichte der südwestdeutschen Nachkriegsländer braucht
dies hier nicht im Detail untersucht zu werden. Festzuhalten bleibt freilich, daß die Zerreißung
der alten historischen Länder Württemberg und Baden ein von Frankreich nicht gewolltes
Ergebnis interalliierter Auseinandersetzungen gewesen war. Die Verwirklichung der anfangs
vom State Department durchaus begünstigten französischen Forderungen in Südwestdeutschland
hatte Frankreich selbst verhindert durch sein Engagement vornehmlich in außerdeutschen
Gebieten. Festzuhalten bleibt ferner, daß Frankreich an einem Besatzungsgebiet einschließlich
von Württemberg und Hohenzollern nicht gelegen war. Dies bestimmte maßgeblich die
französische Haltung gegenüber dem deutschen Land, das später in Südwürttemberg und
Hohenzollern entstand.

Am deutlichsten wurde die distanzierte bis ablehnende Haltung der Franzosen zu Südwürttemberg
wohl darin, daß sie bei der Annahme dieses unwillkommenen Geschenks bei den
Amerikanern, wie erwähnt, eine Formel durchsetzten, die nach französischem Empfinden die

156 FRUS, 1945 III S. 344: French access to administrative archives in Karlsruhe.

157 Sharp (wie Anm. 55) S. 187-199.

158 FRUS, 1945 III S. 365-366. Der Text der Abkommen in: United States Treaties and other
International Agreements, Bd. 5,2 S. 2093.

159 Robert Murphy, Diplomat unter Kriegern. Zwei Jahrzehnte Weltpolitik in besonderer Mission.
Berlin [1965]. S. 291.

160 Vgl. Willis (wie Anm. 34) S. 20; DePorte (wie Anm. 70) S. 166f. und S. 310f.; Lipgens (wie
Anm. 8) S. 96 Anm. 119.

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