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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0236
Gerd Friedrich Nüske

französische Zone in Deutschland eigentlich ungerechtfertigt sei. Wenn Clay sie auch nicht
mehr beseitigen konnte, so tat er doch alles, um die Franzosen in die Schranken zu weisen.

Dies wurde am Beispiel Südwestdeutschland vielleicht deutlicher als anderswo. Hier
mußten alle Überlegungen, die ein Arrangement mit den Franzosen der Südzone bedeutet
hätten, verworfen werden. Die maßgeblichen höheren US-Stellen setzten sich dabei rücksichtslos
gegen ihre nachgeordneten regionalen Militärregierungen durch. Seit August 1945 mußte
deshalb die Stuttgarter US-Militärregierung die Bildung einer deutschen Regierung unter
Reinhold Maier betreiben. Diese Regierung sollte für das von den Amerikanern besetzte
Nordbaden gleichermaßen zuständig sein wie für Nordwürttemberg. Am 19. September 1945
gab der US-Oberbefehlshaber General Eisenhower die Bildung der Länder Groß-Hessen,
Bayern und Württemberg-Baden bekannt. Am 24. September 1945 erfolgte die feierliche
Vereidigung des Kabinetts Maier durch die US-Militärregierung, begleitet von einer Rede ihres
Chefs Oberst Dawson und einer Regierungserklärung Maiers. Am 5. Oktober schließlich
veranstaltete die Regierung noch eine von Radio Stuttgart übertragene Kundgebung im Großen
Haus der Württembergischen Staatstheater185. Damit war die Zerreißung der alten historischen
Länder Württemberg und Baden durch die Amerikaner und ihre deutschen Helfer festgeschrieben
.

Besonderen Aufwand mußten die Amerikaner treiben, um den nordbadischen Widerstand
gegen den Anschluß an Württemberg zu brechen. Reinhold Maier umschrieb diese Vorgänge
mit den untertreibenden Worten, die Zusammenlegung von Nordbaden und Nordwürttemberg
sei unter starker Beeinflussung durch die Amerikaner zustandegekommen186. Heinrich
Köhler, badischer Zentrumspolitiker und späterer Vertreter Nordbadens im Stuttgarter
Kabinett, formulierte schon treffender, wenn er von der unvermeidlichen Zusammenarbeit mit
Stuttgart im Sinne des angeordneten Zusammenschlusses sprach. Clay erinnerte sich später nur:
Von der Auffassung ausgehend, daß weder Nord-Württemberg noch Nord-Baden groß genug
seien, ein Land zu bilden, fügten wir beide zu einem einzigen Land Württemberg-Baden mit der
Hauptstadt Stuttgart zusammen187.

Eine von der Hand Köhlers überlieferte Aktennotiz über Vorgänge beim Zusammenschluß
von Nordbaden und Nordwürttemberg belegt im übrigen deutlich die Umstände der Staatsgründung
von Württemberg-Baden. Köhler berichtete darin, wie Reinhold Maier sich auf die
angebliche Zustimmung der beiden Zentrumsmitglieder im Stuttgarter Kabinett, Wirtschaftsminister
Josef Andre und Justizminister Josef Beyerle, berief. Köhler fährt fort, daß Andre
später erkärte, er habe sich in Nordbaden unter seinen Parteifreunden umgehört, aber nirgends
eine Zustimmung zu dem Projekt der Vereinigung gefunden oder auch nur herausgehört! Die
Aussage des Herrn Dr. Maier vor den amerikanischen Offizieren richtet sich damit von selbst,
läßt aber einen Einblick tun in so mancherlei dem Außenstehenden unverständliche Dingens.
Paul Sauer ist zuzustimmen, wenn er in seiner Geschichte des Landes Württemberg-Baden
schreibt, »daß die Bildung des Landes Württemberg-Baden ausschließlich eine Entscheidung
der amerikanischen Besatzungsmacht war«189. Daß »diese Entwicklung unter den vorwaltenden
Umständen, insbesondere während der damaligen furchtbaren wirtschaftlichen Notlage
und der Barrieren der Zonengrenzen, wohl die zweckmäßigste Lösung war,« bleibt freilich sehr

185 Vgl. im einzelnen Sauer, (wie Anm. 47) S. 43 f.

186 Nach Sauer (wie Anm. 47) S. 57.

187 Lucius D. Clay, Entscheidung in Deutschland. Frankfurt am Main 1950. S. 104 (engl.: Decision in
Germany. Garden City N.Y. 1950).

188 Abgedruckt bei: Heinrich Köhler, Lebenserinnerungen des Politikers und Staatsmannes
1878-1949. Hg. von Josef Becker (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg A 11). Stuttgart 1964. S. 351-352.

189 Sauer (wie Anm. 47) S. 58.

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