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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0272
Gerd Friedrich Nüske

zu beraten293. Ohne weitere Diskussion wurde der Vertrauensmännerausschuß der Landesversammlung
zum »Landständischen Ausschuß« bestimmt.

Gleichwohl blieb der Ständerat ein in der badischen Landesversammlung weiterhin
umstrittenes Thema. Er war sogar stärker umstritten als der Staatspräsident und dessen starke
Stellung. Erst der anhaltende Widerstand der französischen Militärregierung in Freiburg ließ
die Befürworter des Ständerats erkennen, daß dieser keine Aussicht auf Verwirklichung haben
werde. Deshalb fand sich dafür schließlich auch im badischen Verfassungsausschuß keine
Mehrheit mehr.

Bemerkenswert war bei den Verfassungsberatungen der Freiburger Landesversammlung,
wie oft und wie ausführlich von Otto Fegers Werk über die »Schwäbisch Alemannische
Demokratie« gesprochen wurde. Den Anfang machte der Abgeordnete Dr. Hoffmann, BSCV,
indem er es als Grundlage benutzte, um die Unvereinbarkeit des historischen Alemanniens mit
allen späteren Formen gesamtdeutscher Staatlichkeit herauszuarbeiten294. Von den um
250 n. Chr. eingewanderten Alemannen und ihrem Herzogtum in der Zeit der Merowinger
schlug Hoffmann einen Bogen bis zum Spätmittelalter: Die Verbindungen Alemanniens mit
Frankreich Anfang des 13. Jahrhunderts führten zum gemeinsamen Kampf gegen den Norden.

Erst das aufkommende Preußen habe auch die unabhängige Stellung des deutschen
Südwestens beseitigt: Das 18., 19. und beginnende 20. Jahrhundert sieht den deutschen
Südwesten als Vasallen Preußens und teilte mit diesen die unglücklichen Konsequenzen
preußisch-deutscher Vormachtpolitik. Die Weimarer Republik mit ihren zentralistischen Tendenzen
war für den Redner nur noch eine Steigerung preußischen Vormachtsstrebens in
Deutschland: Weimar hatte das militaristisch-zentralistisch regierte Deutsche Reich geschaffen!
Das zeigte sich fürderhin als schwerer Fehler. Auch hierfür diente der Konstanzer Archivar als
Kronzeuge: Die Republik, wie Otto Feger am angegebenen Ort richtig festgestellt hat, war
ideologisch nicht unterbaut, aus dem Elend geboren und sah mit kurzen Unterbrechungen nur
Elend. Und: Die Weimarer Verfassung war zu abstrakt, um bodenständig zu sein. Was nicht aus
der Heimat wächst - wie soll es der Heimat frommen ? Und ihre Einrichtungen waren Knochen
ohne Fleisch! Wie sollten sie den demokratischen Appetit erregen und anregen r1 Als Maxime für
die neue badische Verfassung formulierte Dr. Hoffmann schließlich: Nur christliches Gedankengut
und seine Befolgung kann uns erretten!

Hoffmann trat nachdrücklich für die Wiedervereinigung Badens ein. Er wandte sich auch in
diesem Zusammenhang gegen jedes zentralistische System in Deutschland: Der badische Staat
soll in einem möglichen und wahrscheinlichen Bunde deutscher Staaten sein alemannischdemokratisches
Gewicht gleichberechtigt in die Waagschale deutscher Politik werfen. Darin,
aber auch in der Ablehnung eines vereinigten Südwestdeutschlands, sah Hoffmann das Ziel
jeder wirklich demokratischen Politik. So deutlich seine Ablehnung eines Südweststaates war,
so verschwommen blieben - alles in allem - seine Bemerkungen zum Fegerschen Alemannenstaat
: Hier liegt auch die Lösung zur Frage des Anschlusses an Württemberg oder einer
propagierten schwäbisch-alemannischen Autonomie.

Der Abgeordnete Vortisch wies für die Liberalen die Überlegungen Fegers zurück. Sie
könnten nicht das geringste ändern an den durch die alliierten Besatzungsmächte diktierten
Bedingungen politischen Handelns295. In der Sitzung der Landesversammlung am 11. April
1947 ging der Sprecher der kommunistischen Fraktion, der Abgeordnete und Staatskommissar
Eckert, unerwartet und ausführlich auf das Buch Otto Fegers ein296, nachdem sein sozialdemo-

293 Verhandlungen der Beratenden Landesversammlung des Landes Baden, 16. Sitzung am 21. 4. 1947,
S. 1.

294 Verhandlungen der Beratenden Versammlung des Landes Baden, 11. Sitzung am 10. 4. 1947, S. 7f.

295 Ebd. S. 11.

296 Verhandlungen der Beratenden Versammlung des Landes Baden, 12. Sitzung am 11. 4. 1947, S. llf.

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