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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0277
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

Die unterschiedliche Bewertung der Beratenden Landesversammlung von Freiburg einerseits
und Bebenhausen andererseits durch die jeweiligen Französischen Militärregierungen
drückte sich im übrigen bereits augenfällig im Auftreten der Militärgouverneure bei der
Eröffnung der Landesversammlung aus. Am 22. November 1946 setzte, wie das Verhandlungsprotokoll
vermerkt, General Pene, Delegue Superieur pour le Gouvernement Militaire du Pays
de Bade, die beratende Versammlung für das Land Baden in ihr Amt ein308. Pene, der mit
großem Gefolge im Freiburger Kaufhaussaal erschienen war, stellte sich als Vertreter der
französischen Regierung vor, die es, wie Pene sagte, als ihre alleinige Aufgabe betrachte, im
Land Baden die republikanischen Einrichtungen wieder aufzubauen . Im weiteren gab Pene
seiner Uberzeugung Ausdruck, die Versammlung werde die Grundlage für einen neuen,
demokratischen Staat Baden legen, der eines Tages, sich in einen Bund deutscher Staaten werde
einreihen können, eine Formulierung, die gewiß nicht zufällig so gewählt worden war310. Im
übrigen, so Pene, werde die Militärregierung in die Beratungen gewiß nicht eingreifen müssen,
dafür garantierte schon die republikanische Vergangenheit der Abgeordneten311. Eingegriffen
hat die Militärregierung trotzdem, bis hinein in Formulierungen der zukünftigen badischen
Verfassung. Der liberale Abgeordnete Otto Vielhauer dankte im Anschluß dem Gouverneur für
seine Worte und der Militärregierung für die Übertragung der Aufgabe der Verfassunggebung.
Vielhauer führte schließlich aus: Die Worte, die wir einst aus dem Munde Ihres Herrn
Generalissimus de Gaulle hörten: Recht, nicht Rache, klangen verheißungsvoll in unseren
Ohren, und wir haben sie in dankbaren Herzen bewahrtlu. Damit war offenbar die Rede de
Gaulles in Freiburg am 4. Oktober 1945 gemeint, ein Indiz für den Eindruck, den diese bei
manchem deutschen Zeitgenossen hinterlassen hatte.

Davon unterschied sich das französische Auftreten in Bebenhausen. Erst zur vierten Sitzung
erschien der Gouverneur, General Widmer, mit Gefolge im Jagdschloß, der Tagungsstätte der
Beratenden Landesversammlung für Württemberg-Hohenzollern. Anders als sein Kollege in
Freiburg hielt Widmer nur eine recht allgemein gehaltene Rede. Er knüpfte darin an die zuvor
gehaltene Rede des Versammlungspräsidenten Gengier an, nicht umgekehrt wie in Freiburg313.

der folgenden Formulierung Schmids zum Ausdruck: Auf keinen Fall soll der Entwurf vor das Plenum
kommen, ehe nicht die Militärregierung sich zu dem Ausschußentwurf geäußert hat. Es ist offenbar
vorgesehen, die Entscheidung über die Genehmigung sehr rasch zu fällen. Vielleicht war die folgende,
völlige Ablehnung des Verfassungsentwurfs durch die Militärregierung auch nur ein Ergebnis der
voraufgegangenen Untätigkeit und der daraus sich ergebenden Unfähigkeit, sich nun rasch und vor allem
detailliert zum Entwurf zu äußern.

308 Verhandlungen der Beratenden Versammlung des Landes Baden, 1. Sitzung am 22. 11. 1946, S. 1 :Je
declare installee dans ses fonctions l'Assemblee consultative du Pays de Bade.

309 Ebd.: C'est la täche du Gouvernement de la Republique Francaise -que j'ai l'honneur de representer ici
- de restaurer dans ce Pays les institutions republicaines. Iln'apas d'autres desseins. Mapresence aujourd'hui
ä l'Assemblee consultative du Pays de Bade n'a pas d'autre sens.

310 Ebd.: Dans le domaine constitutionel, vous jeterez les bases d'un nouvel Etat democratique badois qui
pourra s'integrer, le moment venu, dans une federation des Etats Allemands.

311 Ebd.: Je suis persuadee que le Gouvernement Militaire Frangaise, qui reste votre tuteur et auquel est
devolu le droit de veto, n'aura pas ä l'exercer; votre passe de republicains sinceres me donne ä cet egard les
meilleurs assurances.

312 Ebd. S. 2.

313 Verhandlungen der Beratenden Landesversammlung für Württemberg-Hohenzollern, 4. Sitzung am
8. I, 1947, S. 3: Ainsi que vous l'avez souligne, Monsieur le President, il exciste dans le Wurtemberg des
traditions democratiques anciennes, mails il nefaut pas nier que 12 ans de regime totalitaire ont marque les
esprits profondement et notamment ceux de la jeunesse. Vous avez donc devant vous un long travail de
patience qui ne sera mene ä bien que par l'obstination et la sincerite de ses artisans. Dabei hatte Gengier gar
nicht von den demokratischen Traditionen Württembergs gesprochen, vgl. ebd. S. 1 f. Gengier nahm
allerdings, anders als in Freiburg der Fall, deutlich Stellung zur Rolle der französischen Besatzungsmacht,
deren Aufgabe er als eine nur vorübergehende bezeichnete: Wir im Südwesten Deutschlands können dabei

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