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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0281
KLAUS-DIETMAR HENKE

Die große Geschichte eines kleinen Landes

Anmerkungen zu dem Buch »Die Geschichte des Landes Württemberg-Hohenzollern
1945-1952. Darstellungen und Erinnerungen« *

Zeitgeschichtliche Regionalforschung, deren Gegenstand die Besatzungsjahre in Deutschland
nach dem Zweiten Weltkrieg sind, hat - stärker als bei der Landesgeschichte im
allgemeinen üblich - auch die sogenannte große internationale Politik zu berücksichtigen. Zu
den klassischen Aufgaben der Landesgeschichte tritt der Zwang zur Analyse der Rolle der mit
theoretisch unumschränkter Machtfülle ausgestatteten Besatzungsmacht und ihrer Organe, die
in aller Regel ohne die Betrachtung der Beziehungen zwischen den vier alliierten Siegermächten
in Deutschland und auf internationaler Ebene nicht befriedigend zu bestimmen ist. Zeitgeschichtliche
Regionalforschung über die Jahre nach 1945 ist deshalb besonders anregend, aber
auch besonders mühevoll. Politische Gestaltungsansprüche, Durchsetzungsfähigkeit, politischer
Stil, spezifische Eigeninteressen der Besatzungsmächte sind zu klären, wenn z.B. die
berühmten Fragen nach den »verpaßten Chancen« oder dem »Geist des Neuanfangs« beantwortet
werden sollen. Oft recht plakative Begriffe wie beispielsweise der der »Besatzungsherrschaft
«, der geeignet ist, den-sicher unzutreffenden-Eindruck einer vollkommenen Kontrolle
der Politik in Deutschland durch die Militärregierung zu wecken, finden ihre notwendige
Korrektur am ehesten, wenn auf einem oder einigen wenigen Politikfeldern die Besatzungsmacht
in einem überschaubaren Rahmen in Aktion gezeigt wird. Pionierarbeit wurde hier
bereits.geleistet. Man denke nur an die an sich in »landesgeschichtlicher Absicht« geschriebenen
Studien von Eberhard Konstanzer, die gleichwohl viel zu unserem Wissen über Rolle und
Methoden der französischen Besatzungsmacht in Deutschland beigetragen haben. Oder man
erinnere sich an die Arbeiten von Lutz Niethammer über die Beziehungen zwischen Landesregierung
, politischen Parteien und der amerikanischen Militärregierung in Bayern. Schon diese
Arbeiten zeigten, daß es oft zu einfach ist, von der Militärregierung zu sprechen. Es bildeten
sich im Gegenteil nicht selten »schiefe Fronten«, d. h. Abteilungen der Militärregierung suchten
Verbündete auf deutscher Seite, um sich dann innerhalb ihrer Behörde gegen entgegengesetzte
Strömungen eher durchsetzen zu können.

In den letzten fünf Jahren hat die zeitgeschichtliche Regionalforschung in Baden-Württemberg
, die von den dortigen Archiven in vorbildlicher Weise gepflegt und gefördert wird, einen
beträchtlichen Aufschwung genommen. Das zeigt das 1978 erschienene beeindruckende Werk
»Demokratischer Neubeginn in Not und Elend. Das Land Württemberg-Baden von 1945 bis
1952« von Paul Sauer, der von Hansmartin Schwarzmaier herausgegebene Sammelband
»Landesgeschichte und Zeitgeschichte: Kriegsende 1945 und demokratischer Neubeginn am
Oberrhein« (Karlsruhe 1980) und nun erneut der von Max Gögler und Gregor Richter
vorgelegte Band zur Geschichte Württemberg-Hohenzollerns. Dieser erfreuliche Aufwärts-

* Herausgegeben von Max Gögler und Gregor Richter in Verbindung mit Gebhard Müller.
Sigmaringen: Thorbecke 1982. 525 S. mit ca. 100 Abbildungen.

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