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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0283
Anmerkungen zu dem Buch »Geschichte des Landes Württemberg-Hohenzollern«

Die »jüngeren Wissenschaftler«, die, wie die Herausgeber in der Einführung anmerken,
»freundlicherweise in die Bresche sprangen«, weil nicht alle Themenbereiche durch Beiträge
ehemaliger Spitzenpolitiker und hoher Beamter abgedeckt werden konnten, haben gegenüber
den Spezialkenntnissen der Akteure, die in dem Band zu Wort gekommen sind, keinen leichten
Stand. Die Fülle der Themen, die insbesondere von Gerd Friedrich Nüske abgehandelt werden
mußte, ließ eine genuine Forschung naturgemäß kaum zu. Gänzlich neue Ergebnisse zur
Landesgeschichte Württemberg-Hohenzollerns oder zur Politik der französischen Militärregierung
waren daher auch nicht zu erwarten. Der gegenwärtige Forschungsstand dagegen ist
von Nüske, der in diesem Band »die Wissenschaft« in erster Linie vertritt, gut wiedergegeben.
Aus seiner Feder stammen nicht weniger als zehn Einzeldarstellungen. Alleine bestreitet er
damit - eine respektgebietende Leistung - ein Drittel des Gesamtwerkes. Unter diesen
Umständen mußten die einzelnen Abhandlungen natürlich unterschiedlich ausfallen. Aber man
kann sich fragen, ob die Darlegung des Forschungsstandes an manchen Stellen eine bis in
einzelne Formulierungen hineingehende Anlehnung an die referierten Spezialstudien erfordert
hätte (wie etwa auf S. 210 oder 374). Man kann sich auch fragen, ob auf einen Beitrag über »Die
Gewerkschaften« von drei Druckseiten Länge (S. 189-192), in den der aktuelle Forschungsstand
nicht eingearbeitet ist (Kleßmann, Kolb, Mielke, Schmidt), nicht besser ganz verzichtet
worden wäre; oder ob die auf 15 Seiten behandelte, gewiß reizvolle »Hohenzollernfrage«
(S. 171-187) nicht eine leichte Reduzierung vertragen hätte, zumal Carlo Schmid in ihr schon
damals nicht mehr als eine skurril anmutende Form von »Honoratioren-Patriotismus« erkannt
hat. Eine angemessenere Gewichtung der Beiträge über den Wiederaufbau der gewerkschaftlichen
Organisationen und deren Politik und über die »Hohenzollernfrage« (die zudem im
Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Gründung des Südweststaates schon
behandelt worden ist) hätte auch eher der Auffassung der Herausgeber entsprochen, nach der es
»bei der historischen Wertung auch auf den Ausgang eines geschichtlichen Prozesses«
ankomme. Denn auf der staatsorganisatorischen Ebene ist die Bewahrung des Traditionsnamens
Hohenzollern, wie Nüske zeigt (S. 184), gerade nicht geglückt. Eine genauere Untersuchung
der Geschichte der Gewerkschaften in Südwürttemberg hätte hier Sukkurs bringen
können. Noch heute spricht die IG Metall z. B. von ihrem Tarifgebiet »Südwürttemberg-
Hohenzollern«. Der andere Vertreter der Wissenschaft in dem vorliegenden Band, Uwe
Dietrich Adam, hat in einem Beitrag seine schon 1978/79 veröffentlichten Forschungsergebnisse
zur Parteienentwicklung in Württemberg-Hohenzollern noch einmal prägnant zusammengefaßt
(S. 125-156).

Bei Werken der vorliegenden Art ist die Konzeption immer auch ein Produkt ihrer
Entstehungsgeschichte. Die Geschichte des von Gögler und Richter herausgegebenen Bandes
reicht weit zurück, und es ist vornehmlich das Verdienst Gebhard Müllers, neben Carlo Schmid
die überragende Gestalt in der siebenjährigen Geschichte Württemberg-Hohenzollerns, daß
dieses Werk nunmehr erschienen ist. Die Herausgeber weisen selber darauf hin, daß manches
leider ausgeklammert bleiben mußte. Wollte man - nur als Anregung gedacht - einige
Themenbereiche nennen, die in dem vorgelegten Werk kaum oder nicht behandelt werden
konnten, so wäre z. B. eine durchgehende Darstellung der Wirtschaftsentwicklung und der
Wirtschaftspolitik angesichts der scharfen Eingriffe der Besatzungsmacht sehr erwünscht; oder
eine unter dem Gesichtspunkt der politischen Moral wichtige Arbeit über die Wiedergutmachung
nationalsozialistischen Unrechts. Ferner dürfte eine Studie über die personelle und
inhaltliche Neugestaltung des Lehrbetriebes nach 1945 an einer Universität vom Range
Tübingens ein überaus lohnendes Forschungsvorhaben sein, zumal Rene Cheval, der weltläufige
und kluge damalige Beauftragte der französischen Militärregierung für diese Hochschule
noch heute wissenschaftlich aktiv ist und an der zeitgeschichtlichen Forschung zur französischen
Besatzungsära in Deutschland lebhaften Anteil nimmt. Vielleicht, so könnte man zu
bedenken geben, wäre die Forschung zur Geschichte Württemberg-Hohenzollerns, die im

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