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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0284
Klaus-Dietmar Henke

Staatsarchiv Sigmaringen einen reichen und sorgsam gepflegten Aktenbestand vorfindet, gut
beraten, damit aufzuhören, die politische Geschichte des Landes, die erst mit dem 25. April
1952 ihr Ende fand, ab 1948 im wesentlichen nur noch als Vorgeschichte Baden-Württembergs
zu verstehen - oder jedenfalls so zu betrachten. Wie, so könnte man fragen, war eigentlich die
Haltung der Tübinger Regierung zu den großen Zeitfragen der Jahre 1950/1951, wie die
Haltung der politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen in Württemberg-Hohenzol-
lern etwa zur Frage der Wiederbewaffnung? Wie ist das kleine Land über die wirtschaftlichen
Problemjahre zwischen 1948 und 1951 hinweggekommen? Hier könnte das Kapitel »Württemberg
-Baden als Gliedstaat der Bundesrepublik Deutschland« in dem schon erwähnten Werk
von Paul Sauer als Anregung und Vorbild dienen.

Das hier besprochene Werk ist sorgfältig redigiert, die Ausstattung mit zahlreichen
Fotografien, Grafiken und Tabellen ist fast opulent zu nennen, der Verkaufspreis (dank der
Unterstützung durch den Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke) mit DM 32,-
außerordentlich niedrig. Sachliche Irrtümer (z.B. S. 17, oben) sind ebenso selten wie
gelegentliche Flüchtigkeiten (z. B. S. 302, Anm. 5 u. 6) oder eine unzureichende Zitierweise
(z.B. S. 107, Anm. 16 u. 17). Platte Verkürzungen wie die im Zusammenhang mit der
Schilderung der wachsenden Divergenzen auf internationaler und innerdeutscher Ebene
gemachte Feststellung, 1947 »standen die drei Westalliierten alleine« (S. 94), oder bei einem
Ausflug in die internationale Politik, wo über die deutschlandpolitischen Konzepte de Gaulle's
und Stalins und deren Durchsetzung spekuliert wird (S. 394), sind die Ausnahme.

Niemand, der über Württemberg-Hohenzollern zeitgeschichtlich arbeiten will, niemand,
dem am rückschauenden Urteil der führenden politischen Persönlichkeiten über die Besatzungsära
in Südwürttemberg gelegen ist, und kein Zeitgenosse schließlich, der einfach neugierig
ist und mehr über die Zeit der Not und des politischen Wiederbeginns nach 1945 in dem kleinen
Land zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee, zwischen Schwarzwald und Iiier erfahren
möchte, wird an diesem Werk vorbeigehen. Denn es hält nicht nur die »Erinnerung an ein Land
fest«, wie die Herausgeber zurückhaltend formulieren, »das in dem engen Zeitraum von sieben
Jahren existierte«. Der vorliegende Band ist auch eine gute Grundlage für die weitere
landesgeschichtliche Forschung, ein sympathisches, ja gelegentlich charmantes Lesebuch und
nicht zuletzt eine würdige Gedenkschrift für ein kleines Land, wo nach dem Zweiten Weltkrieg
mit viel Phantasie und Esprit, aber auch mit Sorgfalt und Sparsamkeit regiert worden ist, eine
Gedenkschrift auch für ein Land, das etwa mit Gebhard Müller, Carlo Schmid, Fritz Erler,
Theodor Eschenburg oder Kurt Georg Kiesinger wie kaum ein anderes Persönlichkeiten
hervorgebracht hat, die die Entwicklung des politischen und geistigen Lebens der Bundesrepublik
Deutschland maßgeblich mitgestalten konnten.

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