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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0303
Besprechungen

waren, den Rechten etwa verdächtig waren als konkurrierender Machtfaktor, das Rätesystem selber als
»Gipfelpunkt der politischen Konfusion« (Bios). So blieben sie Episode. Der rote Faden nun in Schecks
Arbeit die innere Zerrissenheit der Arbeiterbewegung mit gegenseitigem Mißtrauen und Diffamierungen,
mit Machtkämpfen, Spaltungen und Absplitterungen. Die Folge davon, daß ihr 1918 jene Geschlossenheit
fehlte, die nötig gewesen wäre, die Republik unter Zurückdrängung der alten Eliten aus Wirtschaft, Militär
und Beamtenschaft auf eine solide demokratische Grundlage zu stellen. Erkennbar aber auch, daß der
Umsturz gerade für die SPD, die führende Gruppe, überraschend kam, es ihr daher an einem zupackenden
Programm fehlte, vor allem aber am Mut zur Macht und zur Verantwortung. Schon 1920 - nach einer
empfindlichen Wahlniederlage - zog sie sich daher wieder aus der Regierung zurück. Insgesamt hat Scheck
eine gelungene, mit einem Anhang angereicherte Arbeit vorgelegt. Indem er die Besonderheiten der
Entwicklung in Württemberg herausarbeitet, diese aber auch im Zusammenhang mit den Vorgängen im
Reich sieht, ist seine Arbeit von gleichem Erkenntniswert für den regionalen Bereich wie für die Geschichte
der Arbeiterbewegung insgesamt.

Zum Schluß sei noch auf einige zusätzliche Arbeiten hingewiesen. Für Württemberg auf Horst Krause:
Wilhelm Bios. Zwischen Marxismus und demokratischem Sozialismus in Geschichtsschreibung und
Politik. Husum: Matthiesen 1980.147 S. (Historische Studien Heft 438). Dann gibt es für die Gewerkschaften
, von den Historikern allzu lang vernachlässigt, gerade für die auch von Scheck behandelte Zeit einige
wichtige Arbeiten. Einmal Heinrich Potthoff: Gewerkschaften und Politik zwischen Revolution und
Inflation. Düsseldorf: Droste 1979. 504 S. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der
politischen Parteien Band 66). Dann die voluminöse Arbeit von Hans-Joachim Bieber: Gewerkschaften in
Krieg und Revolution. Arbeiterbewegung, Industrie, Staat und Militär in Deutschland, 1914-1920.
2 Bände. Hamburg: Christians 1981 (Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte Band 15). Ins
Literaturverzeichnis hätte noch gehört: Klaus Mattheier: Die Gelben. Nationale Arbeiter zwischen
Wirtschaftsfrieden und Streik. Düsseldorf 1973 (Geschichte und Gesellschaft. Bochumer historische
Studien).

Mainz Hugo Lacher

Heilige in Geschichte, Legende, Kult. Beiträge zur Erforschung volkstümlicher Heiligenverehrung und zur
Hagiographie. Hrsg. von Klaus Welker. Professor Dr. Dr. Wolf gang Müller zugeeignet. Karlsruhe:
Badenia 1979. XXVII, 148 S.

Der vorliegende Band, der dem langjährigen Leiter des Freiburger Instituts für kirchliche Landesgeschichte
vor allem von Mitarbeitern des benachbarten Instituts für religiöse Volkskunde zum goldenen
Priesterjubiläum gewidmet wurde, kreist um einen Themenbereich, der sowohl für Theologie, Geschichte,
Volkskunde und Soziologie von Bedeutung ist und so besonders gut dem weitgespannten Forschungsgebiet
Wolfgang Müllers entspricht, das in dem beigegebenen Verzeichnis seiner Veröffentlichungen aus den
Jahren 1940-1978 in eindrucksvoller Weise ausgebreitet wird. Hieraus ergibt sich, daß das Thema Heilige
und ihre Verehrung immer wieder ein Gegenstand der wissenschaftlichen Bemühungen Wolfgang Müllers
darstellte. Erinnert sei nur an seine dem Leser dieser Zeitschrift sicherlich bekannte Beschäftigung mit den
Freiburger Diözesanpatronen, dem seligen Markgrafen Bernhard von Baden und dem heiligen Fideüs von
Sigmaringen.

Der erste Beitrag berührt grundsätzliche Fragen, vor allem methodischer Art, zur Geschichte der
Frömmigkeit zwischen Theologie und Volkskunde (Felix Hensel: Frömmigkeit in Beharrung und Wandel.
Überlegungen zum Verständnis religiös-volkskundlicher Forschung als theologischer Disziplin), wobei
vor allem neuere volkskundliche Arbeiten vorgestellt werden, die Aussagen über das Selbstverständnis der
religiösen Volkskunde machen. Wichtiger für den Landeshistoriker ist die Arbeit von Klaus Welker über
»Werke der Erbauungsliteratur als Quellen zur Erforschung regionalen Heiligenkults« im alemannischen
Raum. Stellt doch die Berücksichtigung der Heiligenverehrung im Rahmen der landesgeschichtlichen
Strukturforschung gerade für das Mittelalter und die frühe Neuzeit in vielen Fällen eine dringende
Notwendigkeit dar, da sich von ihr auf gesellschaftliche Strukturen, aber auch - man denke an die
Patrozinienkunde - auf ganz konkrete politische Ereignisabläufe schließen läßt. Im übrigen behandelt
Welker in seinem Beitrag natürlich wieder vor allem theologische Fragen, wie sie sich aufgrund von
ausgewählten Werken aus dem Barock ergeben (Gregorius Rippel, Gervasius Bulffer und Reginbald
Perckmar). Historische Aspekte stellt dagegen Dieter Kauß in seinem Beitrag in den Vordergrund

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