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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0308
Neues Schrifttum

ausgeschöpft. Die schon genannten Briefe sind zu kurz und zu verharmlosend interpretiert, ebenso die
päpstlichen Privilegien des 13. Jahrhunderts (bei diesen hätten Verweise auf die Editionen der Papstregister
nichts geschadet). Zu wenig kritisch sind auch seine Hinweise auf die Frauenfrömmigkeit im 13. Jahrhundert
und die miteinander konkurrierende Kirchenpolitik von Päpsten, Bischöfen, Säkular- und Ordensklerus
während des 13. bis 15. Jahrhunderts. Bedauerlicherweise ist auch die Söflinger Grund- und
Gerichtsherrschaft zu knapp behandelt worden. Und manchmal zieht der Autor zu vorschnell angeblich
sichere Folgerungen (z. B. S. 33 hinsichtlich der Verlegung des Konventes vor 1253). Doch wenn auch somit
die Monographie nicht alle Anforderungen an eine kritische Klostergeschichte erfüllt, bildet sie dennoch -
vor allem für die Zeit seit dem Ende des 15. Jahrhunderts - einen wichtigen Beitrag zur süddeutschen
Ordensgeschichte.

Berlin Bernhard Schimmelpfennig

Die Einführung der Reformation in Ulm. Geschichte eines Bürgerentscheids. Vortragsveranstaltungen,
Ausstellungskatalog und Beiträge zum 450. Jahrestag der Ulmer Reformationsabstimmung. Hrsg. von
Hans Eugen Specker und Gebhard Weig. Ulm 1981 (Kommissionsverlag W. Kohlhammer, Stuttgart).
387 S. (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation Band 2).

Wie schon der Untertitel besagt, handelt es sich hier um den nachträglichen Katalog zu der vom Ulmer
Stadtarchiv veranstalteten Ausstellung, wobei in einem Vorspann die aus diesem Anlaß gehaltenen
Festvorträge, in einem Anhang hierher gehörige wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht werden.

Der erste Teil enthält drei Vorträge, zunächst von Martin Brecht »Ulm 1530-1547. Entstehung,
Ordnung, Leben und Probleme einer Reformationskirche«. Brecht stellt hier die Ulmer Reformation in
einem vielfältigen Kontext dar, die Stadtreformation im Rahmen der Reichspolitik, im theologischen
Spannungsfeld zwischen Wittenberg und Zürich, in der Auseinandersetzung zwischen dem städtischen
corpus Christianum und den religiösen Individualisten Franck und Schwenckfeld, schließlich auch in ihren
innerstädtischen sozialen und politischen Bedingtheiten. Helmut Aichelin untersucht die Frage nach der
Gegenwartsbedeutung der Reformation, während Hans Eugen Specker nochmals die Reformationsabstimmung
der Ulmer Bürgerschaft im Jahre 1530 beleuchtet.

Der Katalogteil beschreibt ausführlich 224 Exponate, die die Ulmer Reformation bis zum Augsburger
Religionsfrieden 1555 belegen. Breite Berücksichtigung findet die Darstellung der kirchlichen Verhältnisse
in Ulm vor der Reformation, wobei teilweise auf Arbeiten zum Münsterjubiläum 1977 zurückgegriffen
werden konnte. Die eigentliche Reformationsgeschichte wird sodann beschrieben in ihren Anfangsjahren,
zur Zeit von Konrad Sam, mit den Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des alten und des neuen
Glaubens. Die beiden folgenden Abteilungen sind den außenpolitischen Verhältnissen und dem Augsburger
Reichstag von 1530 gewidmet. Ausführliche Berücksichtigung findet natürlich die Ulmer Reformationsabstimmung
vom November 1530 und das Verfahren zur Einführung und Durchführung der
Reformation in Ulm. Die folgende Zeit der Ulmer Kirche wird unter dem Stichwort der religiösen
Konsolidierung behandelt, die freilich nur als das angestrebte Ziel gesehen werden kann, da durch die
Täufer, die Anwesenheit von Schwenckfeld und Franck bedeutende Unruhe verursacht wurde. Erst nach
dem Interim konnte daran gegangen werden, die Reformation der Ulmer Kirche - die jetzt freilich ihre
kirchenpolitische Bedeutung verloren hatte - zu sichern und zu festigen.

Im Aufsatzteil des Bandes werden zwei alte Desiderate der Reformationsgeschichte eingelöst. Das
Lebensbild von Konrad Sam, verfaßt von Konrad Hoffmann, und der biographische Entwurf von Werner-
Ulrich Deetjen über Martin Frecht sind wertvolle Beiträge, nicht nur zur Ulmer, sondern zur allgemeinen
Reformationsgeschichte. Statt des seither üblichen Bildes von Konrad Sam als des stimmgewaltigen, aber
intellektuell wenig anspruchsvollen Kanzelredners, gelingt es Hoffmann, einen durchaus sensiblen,
selbstkritischen und wissenschaftlich tätigen Sam zu zeichnen. Das große Hemmnis für seine Tätigkeit war
- ebenso wie für Frecht - das kirchenpolitische Lavieren des Rats und das Verweigern der nötigen Freiräume
für das kirchliche Handeln. - Deetjens Arbeit über Frecht ist einer der bedeutendsten Entwürfe unter den in
der letzten Zeit in erfreulicher Anzahl erscheinenden Biographien der Reformatoren des zweiten und
dritten Gliedes. Die Arbeit weist den Verfasser als einen der besten Kenner der archivalischen Uberlieferung
zur Reformationsgeschichte, zumal Südwestdeutschlands, aus. Allein auf Grund dieser Kenntnis, die nur
durch angestrengte Arbeit über den Quellen zu erlangen ist, war es möglich, das vorliegende Bild des
»ulmischen Apostels« zu zeichnen. Wichtig ist daran z. B. die Hervorhebung der Tatsache, daß Frecht mit

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