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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0309
Besprechungen

seinem Antritt in Ulm eine beachtliche akademische Laufbahn abbricht, um der Kirche seines »Vaterlandes
« zu dienen, obwohl die führenden Kreise seiner Vaterstadt ihm diese Treue nur mit Undank entgalten.
Dem entspricht, daß in der Literatur vielfach Frecht gegenüber den Dissidenten Franck und Schwenckfeld,
mit denen er jahrelang zu kämpfen hatte, als verständnislos oder gar wehleidig dargestellt wird. Wichtig ist,
daß jetzt auch einmal die Verantwortung Frechts für seine Kirche gesehen wird, auf Grund derer er dem
religiösen Individualismus entgegengetreten ist. Überhaupt wird die Bedeutung Frechts, die bisher nur in
Umrissen zu erkennen war, jetzt deutlicher sichtbar. Sein ausgebreiteter Briefwechsel stand vor allem im
Dienste des Ausgleichs im Abendmahlsstreit und des Zusammenschlusses der evangelischen Territorien.
Unter den oberdeutschen Theologen, die ja die Nahtstelle zwischen Wittenberg und Zürich bildeten,
kommt daher Frecht nächst Bucer der wichtigste Platz zu. Ebenso wie der vor der Ulmer Tätigkeit liegende
Zeitabschnitt der Frechtschen Biographie hier eine neue Beleuchtung erfährt, bekommt nun auch die letzte
Periode seines Lebens durch Deetjen ihr eigenständiges Gewicht. Frecht tritt nach Gefangenschaft und Exil
als Magister domus des Tübinger Stifts, schließlich als Professor wieder in die akademische Sphäre ein. Dem
Verfasser des ebenso materialreichen wie mit Wärme geschriebenen Lebensbildes ist zu wünschen, daß er
bald Gelegenheit finden möge, seine von ihm nur als »Angeld« auf Künftiges verstandene Arbeit in
erweiterter Form vorzulegen.

Der Band enthält weiterhin eine Zusammenstellung archivalischer Quellen zur Ulmer Reformationsgeschichte
von Gebhard Weig, die um so verdienstlicher ist, als die Benutzung des Ulmer Stadtarchivs immer
noch durch den Kriegsverlust der Findmittel wesentlich erschwert wird. Es folgt eine Zusammenstellung
von Quellenwerken und Literatur zum selben Thema von Robert Gomringer. Den Beschluß macht die
Edition der Ulmer Abstimmungslisten von 1530. Diese in mannigfacher Hinsicht interessante Quelle wird
durch das von Gerhart Nebinger gearbeitete Personenregister erschlossen.

Wertheim Hermann Ehmer

Richard Schell: Fidelitas Coronata. Gekrönte Treue. Mit einem Nachwort zum Fest der heiligen Fidelis
1981. Sigmaringen: Thorbecke 1981. 48 S.

Richard Schell hat zum Jubiläumsjahr 1977 bei Thorbecke Sigmaringen einen Band über die Darstellung
des Heiügen aus vier Jahrhunderten herausgebracht. Er ergänzt diese Veröffentlichung durch die Vorlage
eines Bildzyklus, der wohl 1729 von Franz Josef Vogel skizziert wurde und in einem kleinen Heft unter den
Manuskripten der Fürstlichen Hofbibliothek Sigmaringen verwahrt wird. Diese Serie von 18 Bildern aus
dem Leben des Heiligen von Geburt bis zur Seügsprechung scheinen eine Nachzeichnung nach einem
entsprechenden Bilderzyklus im Feldkircher Kapuzinerkloster zu sein, der verloren ist. Wir können daher
nicht nachprüfen, ob der Kopist nicht manches hinzugefügt oder anderes weggelassen hat. Dem Zeitstil
entsprechend ist jedes Bild mit lateinischen Versen und übersetzenden Reimen, sowie auf die einzelne
Lebenszene bezügliche Kartuschen ausgeschmückt, die kurze symbolische Szenen unter Stichworten
vorführen. Schell hat dies alles in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 15. 1979, S. 101-110,
schon einmal publiziert und nun - leicht erweitert - zum selbständigen Erwerb bereit gemacht. Was
verborgen in einer Bibliothek ruht, kommt so leicht in die Hand derer, die Freude an schlichten Zeugnissen
barocker Frömmigkeit und Denkungsart haben.

Wolfgang Müller

Freiburg i. Br.

Marc Moser: Das St. Galler Postwesen. Band 5. Die Postgeschichte erschlossen aus der Vadianischen
Briefsammlung. 1. Teil: Die Persönlichkeit Vadians. Der Umfang seines Briefwechsels. Die lateinischen
Botenbezeichnungen und ihre Anwendung. Winterthur: Schönenberger AG 1982.

Als Band 5 der St. Galler Postgeschichte erschien ein stattlicher Band von rund 400 Seiten, dazu ein sehr
sorgfältig abgefaßtes Register von 170 Seiten. Erstmals in der Postgeschichte wird das Botenwesen im
Briefwechsel eines großen Politikers, Bürgermeisters der Stadt St. Gallen, Humanisten und Reformators
untersucht. Joachim von Watt, Vadian genannt, war Mittelpunkt eines großen Personenkreises, der sich in
den verschiedensten Anliegen an ihn wandte: politische und Glaubensfragen, persönliche Probleme,

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