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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0310
Neues Schrifttum

Anliegen an den Arzt, - das war Vadian nämlich auch. Es ist leicht zu begreifen, daß der Briefwechsel
Vadians sieben Bände umfaßt. Was die Glaubensfragen betrifft, so haben diese die Menschen jener Zeit sehr
beschäftigt. Man vergesse nicht, daß Vadian ein Zeitgenosse Luthers und Zwingiis war. In der Abendmahlslehre
stand Vadian auf der Seite Zwingiis. Die religiösen Spannungen, die bis in die einzelnen Familien
hineingingen, führten oft zu sozialen Problemen, die häufig Vadian zur Lösung vorgelegt wurden.

Die lateinisch abgefaßten Briefstellen brachten es mit sich, daß die Botenbezeichnungen überwiegend
lateinisch waren, dies entspricht auch humanistischem Gebrauch: lator, Cursor, tabellarius, ostensor,
vector, veredarius. Die deutschen Bezeichnungen weisen oft auf besondere Aufträge hin: Ratsboten
übermittelten politische Nachrichten, Buchhändler schickten Pakete und Neuerscheinungen, mündliche
Berichterstatter ergänzten den schriftlichen Verkehr. Von St. Gallen über Chur und die Ostalpen wickelte
sich der Verkehr nach Bologna, Venezia und sogar nach Rom ab. Der Einfluß der Persönlichkeit Vadians ist
an den Wegen der Boten abzulesen: Basel-Straßburg, Ulm a. d. Donau-Nürnberg, Kempten i. Allgäu
-Augsburg-Wien, Bern-Genf-Savoyen. An die Boten der damaligen Zeit wurden neben der körperlichen
Beanspruchung große Anforderungen an den Charakter gestellt: Zuverlässigkeit, Treue, Diplomatie.

Einzelne Persönlichkeiten kennen wir sogar mit Namen, z. B. Alexis Knobloch. Die zentrale Stellung
Vadians brachte es mit sich, daß er sowohl die Boten der Stadt St. Gallen wie auch die der Kaufmannschaft
beanspruchen durfte. Oft waren es aber auch private Boten, die hin- und hergingen.

Der Begriff »Botenbrot«, das als Entschädigung an die Boten gilt, wird genau erörtert, so auch andere
spezielle Bezeichnungen, wie cursus publicus - Staatspost.

Der Band ist reich illustriert, großenteils mit Federzeichnungen des Verfassers, die dem Text angepaßt
sind. Zu erwähnen sind auch Abbildungen von Briefmarken des In- und Auslandes, die auf die
Postgeschichte hinweisen. Beeindruckend ist das Faltblatt am Schluß des Buches, das den Umfang des
Briefverkehrs Vadians mit Deutlichkeit zeigt.

Wer das Buch zur Hand nimmt, sieht bald, daß es sich um einen wertvollen Beitrag zur Kulturgeschichte
St. Gallens handelt. Es ist denn auch Werner Näf gewidmet, der als St. Galler selber Vadianforscher war und
als Professor an der Universität Bern seine Heimatstadt würdig vertrat. Die Einleitung zum Buch schrieb
Ständerat Dr. Paul Bürgi, dessen Wirken in der Ostschweiz bestens bekannt ist.

Zürich Marc Moser

Hans-Wilhelm Heine: Studien zu Wehranlagen zwischen junger Donau und westüchem Bodensee.
Stuttgart: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg 1978. 177 S., zahlr. Abb. (Forschungen und
Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg Band 5).

Das Kernstück dieser Arbeit, einer überarbeiteten Fassung der Dissertation des //«&e»er-Schülers
H. W. Heine von 1976, ist die katalogartige Erfassung und Beschreibung sämtlicher Wehranlagen von ur-
und frühgeschichtlicher Zeit bis ins hohe Mittelalter im angegebenen Arbeitsgebiet in insgesamt 219
Nummern (S. 49-112). Die Vollständigkeit der z.T. erstmaligen systematischen Erfassung und das
sorgfältige Heranziehen archäologischer, topografischer und historischer Kriterien zur Beschreibung
macht dieses Werk zur Grundlagenliteratur für den Wehrbau bis ins 15. Jahrhundert mit Ausnahme der
Stadtbefestigungen, die nicht eigens behandelt werden.

Die Abgrenzung des Arbeitsgebietes erfolgt durchaus legitim nach Maßgabe der Topografischen
Karten, TK 25, Nr. 7918-20, 8018-8020, 8118-8120, 8218-8220 und umfaßt damit »fast den ganzen Kreis
Konstanz und große Teile der Kreise Tuttlingen und Sigmaringen« (S. 18). Der Autor wertet seine
Forschungen aus in drei Kapiteln zur Beschreibung ur- und frühgeschichtlicher Wehranlagen (Kap. 2),
hoch- und spätmittelalterlicher Burgen (Kap. 3, man vergleiche den Unterschied in der Benennung!),
sonstiger Befestigungen wie wehrhafte Kirchen oder neuzeitliche Befestigungen (Kap. 4, es reißt die
Problematik allenfalls an), und in einer Zusammenfassung gibt Heine noch einen kurzen entwicklungsgeschichtlichen
Überblick über die Wehranlagen vom Neolithikum bis ins hohe Mittelalter (S. 47f.). Mit
großem Recht möchte er Impulse geben zur archäologischen Erforschung des Überganges vom frühmittelalterlichen
Wehrbau zur hochmittelalterlichen Adelsburg - zu diesem auch kultursoziologisch hochinteressanten
Bereich ist die Forschung noch mehr als dürftig - und zur exemplarischen Ergrabung der
Befestigungsmittel im Laufe der Geschichte bis hin zur interdisziplinären siedlungsarchäologischen
Forschung, auf die zahllose Wehranlagen, Wüstungen etc. noch immer warten. Ein besonderes Verdienst
des Autors sind dann noch 8 Gebietskarten zur Typologie und zum Vorkommen der unterschiedlichen

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