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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0312
Neues Schrifttum

gravierender Mangel: Dem Buch fehlt ein Register der behandelten Anlagen, das diese unglückliche
Katalogisierung kompensieren könnte! Man sammele z. B. mal schnell das Material zu >Tudoburg< oder
>Heidenburg<, oder man versuche den Vergleich mit der lesenswerten Arbeit von Hermann Streng zu den
Burgen des Tuttlinger Raumes (H. Streng, Burgen, Schlösser und Ruinen im Tuttlinger Raum. 1976. In:
Tuttlinger Heimatblätter N. F. 39) bezüglich gemeinsam beschriebener Objekte! Diesem Mangel wäre in
einer zweiten Auflage - vielleicht in einer weniger esoterischen Reihe, die dem Werk unbedingt zu
wünschen ist, dringlich abzuhelfen.

Angesichts der enormen Arbeit in methodischer und systematischer Hinsicht, die der Autor trotz
empfindlicher Lücken in der einschlägigen Forschung geleistet hat, und angesichts der überlegten
Ausführungen als Konsequenz seiner Forschungen, die eine Reihe interessanter Fragen aufwerfen (z. B.
Ubergang von der »Volksanlage« zur »Herrenanlage« in frühmittelalterlicher und vormittelalterlicher Zeit)
und vieles neu beleuchten oder zum ersten Mal überhaupt darstellen, können die angedeuteten Mängel dem
Werk nicht den Rang der Grundlagenliteratur, die weit über das Arbeitsgebiet hinaus von Bedeutung ist,
schmälern: Wir halten ein notwendiges, wissenschaftlich einwandfreies und für interessierte Laien wie vor
allem für Fachleute unentbehrliches Werk in Händen, das den heftigen Wunsch nach Ähnlichem zu anderen
historischen Gebieten erweckt.

Burg-Kirchzarten Karl-Bernhard Knappe

Rolf Bothe: Burg Hohenzollern. Von der mittelalterlichen Burg zum nationaldynastischen Denkmal im
19. Jahrhundert. Berlin: Gbr. Mann 1979. 340 S.

»Olgaburg« nannte man in württembergischen Hofkreisen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
die Burg Hohenzollern: Ausdruck für das süddeutsch-großdeutsche Selbstbewußtsein gegenüber dem
preußisch-kleindeutschen Hegemoniestreben in der Zeit zwischen 1848 und 1871. Der deutsche Krieg von
1866 bot erneut Gelegenheit, den »preußischen Pfahl im süddeutschen Fleische« auszureißen. Ihn zu
erwerben hatten sich Kurfürst Friedrich zwischen 1805 und 1806 und König Wilhelm L 1848 vergeblich
bemüht. So besetzten württembergische Truppen namens des Deutschen Bundes am 26.6.1866 für 42 Tage
die Hohenzollernschen Lande und die Burg Hohenzollern. Doch blieb außer Kosten nichts, vielmehr
stellte die preußische Regierung Württemberg für das Weißen der Wachtstube auf dem Hohenzollern
6 Gulden in Rechnung.

Rolf Bothe hat nun mit Unterstützung der Thyssen-Stiftung - ihr sei wieder einmal gedankt! - die Bau-
und Kunstgeschichte der Burg Hohenzollern dargestellt. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Wiedererrichtung
der Burg seit 1846 in der Gestalt, in der sie uns heute noch entgegentritt und jährlich
Hunderttausende von Besuchern anlockt. Nach einer kurzen geschichtlichen Darstellung beschreibt er die
bauliche Gestalt; es folgen die Baugeschichte von 1846 bis 1867 und die kunstgeschichtliche Interpretation
des Inventars. Seine Forschungen in den Sigmaringer und Merseburger Archiven sowie auf der Burg selber
fördenen erstaunlich reichhaltiges Material zu tage, obwohl die eigentlichen Bauakten mit dem Heeresarchiv
in Potsdam 1945 verbrannt waren: Da die Burg beim Wiederaufbau als Festung konzipiert und die
Baukosten fast ausschließlich über den preußischen Militäretat (über 60 %) abgedeckt wurden, landeten die
einschlägigen Akten schließlich im Heeresarchiv. Die erhalten gebüebenen Korrespondenzen, Konzepte,
Pläne und Bauzeichnungen helfen Bothe, seine Darstellung zu begründen und seine Thesen gut abzusichern
.

Kein Zweifel: Eine wichtige Arbeit. Wichtig nicht nur, weil sich erstmals ein Kunsthistoriker die Burg
wissenschaftlich erarbeitet und darstellt. Wichtig vor allem, weil Bothe im Einzelnen belegen kann, wie sehr
ein bestimmtes Geschichtsverständnis durchgesetzt wurde, Architektur, Malerei und Plastik für sich in
Anspruch nahm und einem politischen Programm Ausdruck verlieh: Die Burg Hohenzollern ist in der uns
bekannten Form Gestalt und Raum gewordene Ideologie, ein »nationaldynastisches Denkmal«, wie Bothe
sinnträchtig zusammenfaßt. Das »Ziel ist die Verherrlichung des preußischen Königshauses und des in ihm
verkörperten preußischen Staats als Führungsmacht innerhalb der zu begründenden deutschen Nation:
»Deutschland in Preußen.« Dieser Gedanke bildet in den folgenden Jahrzehnten, bis zur Fertigstellung der
Burg, das Hauptmotiv« (S. 82). Diesen Anspruch historisch zu untermauern und realisieren zu helfen,
dienten lebenslänglich die Bemühungen des schlesischen Freiherrn Rudolph von Stillfried-Rattonitz
(1804-1882). Er gab seit 1838 die »Altertümer und Kunstdenkmale« in fünf Bänden heraus; er veröffentlichte
gemeinsam mit Traugott Maercker (1811-1874) die hohenzollerischen Forschungen und schließlich von
1852 bis 1861 die Monumenta Zollerana; er förderte die Gründung des Brandenburg-Preußischen

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