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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1982/0313
Besprechungen

Hausarchivs, dessen erster Direktor er 1852 bis 1868 wurde. Sein Lebenswerk aber war die Wiedererrichtung
der Burg Hohenzollern. Den Plan dazu faßte er schon 1834/35, als er im Auftrag des preußischen
Kronprinzen nach Süddeutschland reiste. Bis 1846 mußte er ständig antichambrieren, bis endlich die
Planung beendet, eine Finanzvereinbarung zwischen den süddeutschen und den preußischen Hohenzollern
abgeschlossen und mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. Die offizielle Einweihung erfolgte 1867,
nachdem Friedrich Wilhelm IV. hier 1851 die Erbhuldigung der Hohenzollernschen Lande entgegengenommen
hatte. - Das Gebäude stellte eine gewaltige Aufgabe für den Architekten dar, sollten doch vier
verschiedene, sich widersprechende Funktionen vereinbart werden: die Restaurierung einer mittelalterlichen
Anlage, Festungsbau, Wohnschloß und nationaldynastisches Denkmal. Friedrich August Stüler
(1800-1865), Schüler von Karl Friedrich Schinkel, entwickelte sich zu einem kongenialen Mitarbeiter
Stillfrieds. Den Entwurf für die auch heute noch beeindruckende Auffahrt (auf einer Fläche von nur 55 auf
40 m werden 25 Höhenmeter überwunden) lieferte Moritz von Prittwitz (1795-1885), der zuvor schon die
Festung Posen errichtet hatte und derzeit Baudirektor der Bundesfestung Ulm war.

Kein Zweifel: Ein lesenswertes Buch, ein gelungenes Buch. Die saubere wissenschaftliche Darstellung
(in der Auseinandersetzung mit der Rolle Preußens für die deutsche Geschichte allerdings zu plakativ) wird
begleitet und unterstützt durch zahlreiche Abbildungen, Stiche, Pläne, sogar Fotos aus dem Jahr 1855
fanden sich! Erfreulich zudem der Kaufpreis.

Tübingen Uwe Ziegler

Werner Fleischhauer: Barock im Herzogtum Württemberg. Stuttgart: Kohlhammer 21981. 348 S. und
120 S. Abb. (Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
).

Für die Arbeitsweise des Autors und damit die Qualität des Buches spricht schon eine Äußerlichkeit.
Das 1958 erstmals erschienene Werk konnte ohne Veränderungen 1981 wieder aufgelegt werden! Die Arbeit
war nach dem ersten Erscheinen schnell zu einem Standardwerk der württembergischen Landesgeschichtsschreibung
geworden, dessen wissenschaftliche Bedeutung im Laufe der Jahre nicht im entferntesten
beeinträchtigt worden ist, auch nicht durch die durch die Barockausstellung inspirierten Bücher. Der Autor
versteht es, ein lebendiges Bild der Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts zu zeichnen, indem er
über eine kunsthistorische wie kunstsoziologische Betrachtungsweise den Lesern den Zugang zu der
höfischen Auftragskunst ermöglicht. Er stellt die künstlerische Entwicklung in die übergreifenden
landeskundlichen Zusammenhänge und macht damit eine Wertung und Einordnung möglich.

In zeitlicher Reihenfolge stellt der Autor das Kunstschaffen während der Regierungszeit der Herzöge
Eberhard III., Wilhelm Ludwig und Friedrich Karl von 1638-1693 dar. Die noch weitgehend den
traditionellen Formen verhafteten Bauten für die Herzöge, die Kirche und die Bürger in den Städten werden
vorgestellt, ebenso die Lebenskultur, die einzelnen Handwerke und Künste mit ihren Ordnungen,
Techniken und Vertretern. Der herzogliche Hof war der einzige bemerkenswerte Auftraggeber, konnte
zunächst aber keine richtungsweisenden Anstöße geben. Die beharrende Macht einer Handwerkskultur
herrschte vor. Erst nach 1700 entfaltete sich unter Herzog Eberhard Ludwig eine barocke Kultur am Hof.
Hier seien nur der Schloßbau in Ludwigsburg, die dortige Stadtplanung und die Stuttgarter Hofbauten
sowie die Baumeister Nette und Frisoni genannt. Wiederum werden auch für die Jahre der Blütezeit der
barocken Kunst in Württemberg die Lebenskultur und die einzelnen Künste und Künstler gewürdigt. In
einem letzten Kapitel wird die Bedeutung der Kunst am herzoglichen Hof für das Land herausgearbeitet.

Vor allem Herzog Eberhard Ludwig förderte die barocken künstlerischen Unternehmungen und führte
sie zur Blüte. Er holte sich eine Künstlergruppe an seinen Hof, die durch landsmannschaftliche und
künstlerische Herkunft eine geschlossene geistige Einheit bildete. Das Bürgertum fiel dagegen als
Auftraggeber kaum ins Gewicht. Das protestantische Volk lehnte die Ludwigsburger Hofkunst ab. Ihm
blieb diese Kunst als Äußerung der monarchisch-absolutistischen Ordnung unverständlich. »Hof und Volk
waren in der Kunst durch eine Kluft getrennt«. Nach 1737, dem Tode Karl Alexanders, fand die Hochblüte
der barocken Hofkunst ihr jähes Ende.

Der Verfasser beschreibt in akribischer Weise die Objekte und Bauten, ihre Herstellung und auch die
Umgebung, in der sie wirkten. Wer etwas über einzelne Handwerke, ihre Ordnungen oder Fertigungstechniken
sucht, findet hier reichhaltiges Material. Der Verfasser bleibt jedoch nicht bei den künstlerischen
Formen oder der Sachkultur stehen. Er untersucht die Hintergründe und stellt dar, warum bestimmte

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