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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0089
ERICH FRANZ

Pierre-Michel d'Ixnard und die Hechinger Stadtpfarrkirche*

Die Stifts- und Pfarrkirche in Hechingen ist ein architektonisches Zeugnis der Epoche der
Aufklärung, die in der Kunstgeschichte als Wende vom Barock zum Klassizismus in Erscheinung
tritt. Diese Wende wurde vor allem in Frankreich eingeleitet, und so ist es kein Zufall, daß
der Erbauer der Hechinger Stiftskirche ein Franzose war: Pierre-Michel d'Ixnard
(1723-1795). Er war der erste Architekt, der den neuen, frühklassizistischen Stil in Süddeutschland
konsequent anwandte. Somit stellt sich zunächst die Frage: woher kam er, wo hat er seine
Ausbildung erhalten, und wie gelang es ihm, sich in Deutschland durchzusetzen?

Der Architekt Pierre-Michel d'Ixnard

Als d'Ixnard den Auftrag zur Hechinger Stiftskirche erhielt, hatte er in Süddeutschland
bereits einige große und künstlerisch eindrucksvolle Bauten geschaffen, vor allem die Kirchen in
St. Blasien und in Buchau am Federsee. Im Gegensatz zu dieser Leistung steht seine sehr
bescheidene Herkunft und Ausbildung. Er wurde am 23. November 1723 in Nimes in
Südfrankreich als Sohn eines einfachen Schreiners geboren. Der Name seiner Familie war
Michel, sein Vorname Pierre. Den adlig klingenden Namen d'Ixnard nahm er erst als
Vierzigjähriger in Deutschland an, um sich - wie viele Architekten seiner Zeit - einen besseren
Zugang zu seinen fürstlichen Auftraggebern zu verschaffen. Wie sein Vater Jean Michel lernte
Pierre zunächst das Schreinerhandwerk und wurde Anfang 1743 - mit neunzehn Jahren - als
Schreiner- und Zimmermannsmeister in die Schreinerzunft zu Nimes aufgenommen. 1751
heiratete er Therese Isnard und ließ sich in deren Heimatort Cadenet, einem Dorf südwestlich
von Avignon, als Schreiner nieder. Es war also der Name seiner Frau, den er später, mit dem
Adelspartikel »d'« und dem völlig ungewöhnlichen »x« versehen, als Künstlername annahm.
Ausgesprochen wurde er »dinar«, wie alte Schriftstücke von deutschen Handwerkern beweisen
.

Am 1. November 1752 bekamen Pierre und Therese Michel einen Sohn, Jean-Pierre. Bis
1755 ist Pierre Michel noch in Cadenet nachweisbar. Ab 1754 nannte er sich bereits
»Architekt«. Danach verliert sich dort seine Spur. Dagegen bleiben Frau und Sohn immer in
Cadenet.

D'Ixnard hat später die Existenz seiner Familie in Südfrankreich stets zu verbergen gesucht.
Er soll aber, wie es 1818 in einem Biographielexikon heißt, seinen alten Vater und seine Frau
auch weiterhin unterstützt haben. Allein das Schreiben seines Sohnes Jean-Pierre, in dem er

* Gekürzte Fassung eines am 24. Januar 1983 in Hechingen und am 25. Januar in Sigmaringen gehaltenen
Lichtbildervortrages. Zum Thema insgesamt vgl. Ders.: Pierre Michel d'Ixnard. Leben und Werk.
München, Phil. Diss. masch. 1975.

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