Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0117
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

aus den inzwischen hier bestehenden drei deutschen Ländern werden sollte349. Hier hatte wohl
die Rücksicht auf Clay seine Feder geführt, denn erwartungsgemäß lehnte dieser jeden
Kompromiß mit Frankreich in der Baden-Wuerttemberg question scharf ab. Neue Argumente
brachte Clay freilich nicht vor, nur sprach er am 27. Januar Washington gegenüber sehr deutlich
von den finanziellen Verpflichtungen, die die USA im besetzten Deutschland übernommen
hätten. Diese Aufwendungen würden durch Nachgiebigkeit gegenüber Frankreich noch erhöht
werden, wofür, so schrieb Clay, der amerikanische Kongress sicher kein Verständnis aufbringen
werde350. Dies schien eine Art Drohung gewesen zu sein.

Clays Bericht verfehlte seine Wirkung in Washington offenbar nicht. Schon am 29. Januar
1948 schrieb man ihm zurück, daß seine Besorgnis, man werde Frankreich in dieser Sache
Zugeständnisse machen, unbegründet sei. Man hätte nur gleichsam vorbeugende Überlegungen
angestellt, für den Fall, daß Frankreich gegenüber mit allen Mitteln gearbeitet werden müsse!
Andererseits sei sich Washington durchaus dessen bewußt, daß es unverändertes französisches
Ziel sei, die alten Länder Baden und Württemberg möglichst wiederherzustellen. Letztlich sei
dies ja auch wünschenswert351! Doch zugleich wurde Clay versichert, daß Washington eine
solche Entscheidung nicht treffen werde, ohne Clay zuvor konsultiert und ohne das Für und
Wider wohl abgewogen zu haben352. Das war mehrdeutig. Einstweilen hatte sich Clay offenbar
durchgesetzt, doch er blieb weiterhin wachsam. Nicht ohne Berechtigung, denn auch die
einschneidenden Veränderungen in der Deutschlandpolitik zumindest der Westalliierten
während des Jahres 1948 boten Frankreich auch die Gelegenheit, immer wieder sein südwestdeutsches
Anliegen anzubringen.

Während der Londoner Sechsmächtekonferenz vom 23. Februar bis 5. März und vom 20.
April bis 1. Juni 1948 einigten sich die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich auf
eine gemeinsame staatliche Ordnung für die westlichen Besatzungszonen. Sie verabschiedeten
die sogenannten Londoner Empfehlungen, die am 7. Juni publiziert und deren Inhalt in die
Frankfurter Dokumente vom 1. Juli 1948 übernommen wurden. Diese Frankfurter Dokumente
ermächtigten die Ministerpräsidenten der westdeutschen Länder, eine verfassunggebende
Versammlung einzuberufen, beauftragten die Ministerpräsidenten, die Grenzen der westdeutschen
Länder zu überprüfen, um eine ausgewogene Struktur in Westdeutschland zu schaffen
und sahen schließlich u. a. eine internationale Kontrolle des Ruhrgebiets vor.

In den Londoner Verhandlungen der drei westlichen Besatzungsmächte setzte sich Frankreich
konsequent für die Organisation der Westzonen als einem losen Länderverband ein. Die
angelsächsischen Mächte freilich - voran die Vereinigten Staaten - ließen keinen Zweifel daran,
daß sie notfalls auch ohne und gegen Frankreich einen westdeutschen Staat schaffen würden.
Andererseits suchten die USA ausdrücklich zu versichern, daß sie die Sicherheit Frankreichs
vor einem neuerstarkten Deutschland garantieren würden. Neben den französischen Kommu-

349 Vgl. Smith (wie Anm. 323) S. 546 f.: We arefinancing Germany at great cost. It would be difficultfor
Congress to widerstand why we would reduce our area of direct influence whüe we arepaying the bill. Our
loss of prestige in Germany would be very great and our part of control of Germany would be reduced
likewise. If there would also result a reduction in our commitments it might be worthwile. However, such
transfer would neither lessen our financial bürden nor the number of troops now needed in Germany. The
price of transfer is to much too great Warrant it as an inducement to France entering trizonal arrangement.

350 The Secretary of State to the United States Political Adviser for Germany, Murphy (January 29,1948),
in: FRUS 1948 II S. 49: Idea of rearranging zonal boundaries Wuerttemberg-Baden was setforth inpurely
personal memorandum anticipating probable French desires and assessing bargaining position in the event
that a high level decision (which appears unlikely) should be taken to press French to join trizonal fusion.

351 Ebd.: It has long been recognized that the French particularly wish this reorganization and that
ultimately it would be desirable to reconstitute the former states of Wuerttemberg and Baden____

352 Ebd.: State and Army appreciate your reasons against transfer under present circumstances. At all
events, it is agreed here that no decision of this kind will be taken withoutfirst Consulting you and weighing
military and stategic considerations.

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0117