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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0121
Württemberg-Hohenzollern als Land der französischen Besatzungszone

eine spätere Revision der Besatzungsgrenzen in Aussicht gestellt worden war357. Nun, im
November 1948, wollte Koenig wissen, ob die Verbündeten endlich bereit wären, die damalige
Zusage einzulösen358. Clay konterte darauf mit dem Verlangen, stattdessen Südbaden an die
USA abzutreten, womit ja auch die Wiederherstellung des historischen Landes Baden erreicht
werden könne359. Dem so in eine schwierige Lage gebrachten Kcenig blieb nur übrig, mit einer
Gegenforderung zu antworten, nämlich nach dem Anschluß von Nordbaden an die französische
Zone bei Belassung einer amerikanischen Garnison dort. Eine Diskussion darüber, so
antwortete Clay, sei sinnlos. Seinem Bericht nach Washington fügte Clay abschließend
indigniert hinzu, daß die Franzosen gleichwohl ihr Anliegen immer wieder vorbringen würden.
Jedes Nachgeben werde sich aber verheerend für die amerikanische Position in Deutschland
auswirken360.

Bekanntlich hatte Frankreichs Versuch einer autonomen Deutschlandpolitik keinen dauerhaften
und unmittelbaren Erfolg. In der historischen Forschung ist im einzelnen umstritten, wo
der genaue Wendepunkt in der französischen Deutschlandpolitik lag und welches Moment in
welchem Maß zu diesem Wendepunkt hinführte. Sicher läßt sich zusammenfassend sagen, daß
es Frankreich aufgrund seiner wirtschaftlichen und militärischen Schwäche nach 1945 nicht
möglich war, seine eigenwillige und eigenständige Deutschlandpolitik wirklich durchzusetzen.
Andererseits ist es verfehlt, heute noch die französische Deutschlandpolitik so gering einzuschätzen
, wie es in dem folgenden Resümee einer wissenschaftlichen Arbeit immerhin aus dem
Jahre 1977 geschieht: »Im Zuge der seit 1946 wachsenden ökonomischen Abhängigkeit
Frankreichs von den Vereinigten Staaten kann die französische Deutschlandpolitik in letzter
Analyse lediglich als Wurmfortsatz der amerikanischen Deutschland- und Westeuropapolitik
in der zweiten Hälfte der 40er Jahre gedeutet und verstanden werden361". Die französische
Deutschlandpolitik bewirkte in jedem Fall - und die amerikanischen Akten lassen dies recht

357 The United States Military Governor for Germany, Clay, to the Department of the Army (November
18, 1948), in: FRUS 1948 III S. 630-636: The US, British and French Military Govemors held their 4th
meeting in Frankfurt on 16th November 1948. It was a long 6 hour meeting emphasized by general
reluctance of General Koenig to commit himself on any except relatively minor issues... General Koenig
thereupon quoted from the letter signed by Winant, Campbell, and Massigli in connection with the
establishment of the zones of occupation pursuant of the EAC agreement, which informed the French
Government, on behalf ot the US and UK Govemments, that later the US and UK Govemments were
prepared, in conjunction with the French Government, to revise the zones of occupation in light of the
occupation conditions then existing.

358 Ebd.: He wished to know whether Robertson and I could now proceed to implement this letter,
injerring very definitely that it was time to give the French some portions of the British and American zones,

359 Ebd.: / told him that I was Willing to discuss this and suggested that he give the US zone the
area of South Baden which was desirable for defense plan and which could have also the
desirable result of recreating the State of Baden.

360 Ebd.: He asked wether the US was prepared to give to France North Baden with the understanding
that the US would maintain its defensepositions there. I refused to do this andpointed out that discussion on

thesubjectwas useless____This is issue which French willpress again and again. Any acceptance of

Frenchxposition would be disastrous to our own Position in Germany.

361 So Gerhard Kiersch, Die französische Deutschlandpolitik 1945-1949. In: Politische und ökonomische
Stabilisierung Westdeutschlands 1945-1949, Fünf Beiträge zur Deutschlandpolitik der westlichen
Alliierten, hrsg. von Claus Scharf und Hans-Jürgen Schröder (Veröffentlichungen des Instituts für
europäische Geschichte in Mainz, Beiheft 4) Wiesbaden 1977 S. 76. Speziell zur Rolle Robert Schumans
vgl. auch den auf dem Nachlaß Schumans basierenden Vortrag von Raymond Poidevin, Robert Schumans
Deutschland- und Europapolitik zwischen Tradition und Neuorientierung (Schriften der Philosophischen
Fachbereiche der Universität Augsburg 5) München 1976.

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