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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0126
Gerd Friedrich Nüske

den Arbeitsrhythmus hätten. Uberhaupt seien die Franzosen Produkte einer ganz andersgearteten
Kultur, die von ernsthafter Arbeit wenig hielt374.

Entscheidend war an dieser Studie, daß die amerikanischen Militärregierungsoffiziere -
abgesehen von Randgebieten - in jedem wichtigen Gebiet die uneingeschränkte Weiterführung
der bisherigen amerikanischen Kontrollpraxis empfahlen375. Doch sollten alle diese Überlegungen
ja ohnehin keine wirkliche Bedeutung erlangen. Denn der Südweststaat, als er endlich
zustandegekommen war, brachte keine Veränderung der Besatzungsgrenzen. Eine Revision der
Besatzungsverhältnisse hatte allein die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und die
Verabschiedung des Besatzungsstatuts ergeben. Hier war im übrigen auch die Werbung der
Südweststaatbefürworter, daß erst dieser das schwere Besatzungslos erleichtern werde, eine
Irreführung gewesen.

»Der amerikanisch-französische Interessengegensatz verhinderte lange Zeit jeden Lösungsversuch
in der Südweststaatfrage«376. So oder ähnlich lauten alle Formulierungen, die das
Verhältnis zwischen amerikanischer und französischer Besatzungsmacht im Hinblick auf den
staatlichen Zusammenschluß von Baden und Württemberg beschreiben. Die Bezeichnung
Interessengegensatz ist sicher eine Untertreibung. Vor allem war der amerikanisch-französische
Gegensatz Ursache der sogenannten Südweststaatfrage. Ohne diesen Gegensatz hätte es keine
Teilung der historischen südwestdeutschen Länder unter zwei verschiedene Besatzungsmächte
gegeben, ohne diese Teilung hätte kein Anlaß für eine Südweststaatspolitik vorgelegen. Und
schon gar nicht hätte Aussicht auf Erfolg für eine Südweststaatbewegung bestanden.

Die amerikanische Unterstützung der deutschen Südweststaatsidee war weniger ein Ergebnis
eigener, amerikanischer Einsicht als vielmehr bestimmt von dem Gedanken, auf diesem Weg
und mit diesem Mittel das ständige französische Drängen auf eine Revision der Besatzungsgrenzen
in Südwestdeutschland abwehren zu können. Auch vor allem Clay fand offenbar
zunehmend Gefallen am Gedanken an einen Südweststaat, wenngleich er ihn wohl nur als ein
taktisches Mittel gegen Frankreich verstand. Am 15. Juli 1946 schrieb Clay an den US-
Oberbefehlshaber, General McNarney, daß das französische Verlangen in einem Punkt doch
etwas für sich habe: The only French argument with merk is that Wuerttemberg and Baden
should be set up as independent Laender. While traditionally this is correct, the number of states
infuture Germany should be reduced and there is much to commend eventual consolidation of

374 (wie Anm. 370): Annex 2.Functions under the Education and Cultural Affairs Division to be
integrated. S. 2: Plan >A» is recommendedfor consideration: (1) The French are to acceptin toto thepresent
USpolicy in Education and Cultural Äffairs as a basis for Operations in the area of integrated Wuerttemberg-
Baden. Im Original findet sich »in toto« eigens unterstrichen. Oder ein anderes Beispiel: RG 260 OMGWB
12/78-2/1, darin: Mil Govt Wuerttemberg-Baden, Interoffice Communication from Field Relations
Division, to Govt Mr. Lewis, 27 September 1948: In regards to thepossible merger of French W/B and U. S.
W./B. it is recommended that in case it does happen, that Field Relations be considered as a unilateral
Operation not shared by a French representative. It isfelt that theLSO's can effectively operate independently
from the French.

375 RG 260 OMGWB 12/78-2/1, darin: Mil Govt Wuerttemberg-Baden, Interoffice Communication
from Deputy Director, to Assistant Deputy Director, 20. September 1948, Subject: Policies and practicies
in the French Zone: l.h. General Administration: The practices of the French differ in several important
respects. Their working hours differ considerably. They come to work later, take a longer lunch period and
usually remain at the office until 19 hours. Furthermore, according to Mr. Robertson, they do not consider it
as improper or insufficent to absent themsehes from the office during working hours for social or other
unofficial reasons. Being the products of an entirely different culture, they do not regard
work as seriously as we do, and they plan on accomplishing a certain amount of work
during social engagements.

376 Paul Sauer, Die Entstehung des Bundeslandes Baden-Württemberg. Eine Dokumentation. Hrsg.
vom Landtag von Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Ulm 1977
S. 54.

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