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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0130
Gerd Friedrich Nüske

und die französische Militärverwaltung in Bezug auf das von Frankreich besetzte Gebiet hegen.
Für die Zukunft von Baden und Württemberg wolle er seine besten Wünsche zum Ausdruck
bringen, wie auch für die Arbeit und Weise, wie diese schwere Aufgabe durchgeführt werde
(starker Beifall).

Die nächste Station seiner Reise war am 5. Oktober 1945 die Hauptstadt der Französischen
Zone in Deutschland: Baden-Baden. Hier, so berichtet er in seinen Memoiren, schilderten ihm
alle, die irgendeine Stelle der französischen Verwaltungsorganisationen leiteten, den Eifer der
Deutschen, unseren Weisungen nachzukommen, sowie ihren Wunsch nach Versöhnung.
Eines der Anzeichen dafür sei der gerade in diesen Fragen festzustellende Zustrom zu der
französisch-deutschen Universität Mainz, zu den Schulen, Lyzeen, sowie den Studien- und
Informationszentren391. Was de Gaulle in Baden-Baden gesagt hatte, das erwähnte er in seinen
Erinnerungen nicht, obgleich er gerade diesmal deutlicher als zuvor geworden war: Etablirla
France ici, cela veut dire d'abord donner ä la France la disposition des territoires qui, depar leur
nature, font corps avec elle.J'entendspar la ceux de la rive gauche du Rhin, le Palatinat, la Hesse,
la Prusse rhenane et la Sarre ... ces pays doivent comme je viens de le dire, faire corps avec la
France ... S'agit-il d'une annexion? Nonpas; du reste, je ne veuxpas jouer sur les mots. Ce doit
etre une union economique et morale, une presence, un contröle indefinP92.

Jetzt wurde der General deutlicher als in Freiburg: Quant auxpays de la rive droite, cespays
qui se trouvent immediatement sur l'autre rive de cette route europeenne qui s'apelle le Rhin, le
Bade ä coup sür, et peüt-etre le Wurtemberg, et qui ont ete moralement, intellectuellement et
commercialement unis dans l'histoire de notrepays, pourquoi ne ferions-nouspas en sorte qu 'ils se
tournent vers nous cette fois encoref ... Iln'ya qu'ä voir dans quel etat sont invariablement les
provinces du Rhinpour se rendre ä l'evidence qu'illeurfaudra l'assistance etsecours de la France
...Si ces Etats de l'Allemagne rhenane viennent äparticiper vraiment ä l esprit occidental, je crois
qu'ils abandonnent l'idee d'une Allemagne groupee autour de la Prusse maintenant ecroulee
pour se retourner vers l 'horizon qui leur apportera leplus d'espoir, vers l'Europe occidentale et
avant tout vers la France.

Sehr viel skeptischer als offenbar manche der deutschen Zuhörer waren die wenigen
ausländischen Beobachter der damaligen Reise des Generals durch die Länder der französischen
Zone. Vor allem die Schweizer Presse kommentierte die Ereignisse bei ihrem nördlichen
deutschen Nachbarn. Während ein Teil der schweizerischen Zeitungen dem Gedanken einer
ausgeprägten Eigenstaatlichkeit der südwestdeutschen Länder sehr gewogen war - deshalb auch
die schweizerische Unterstützung für die sogenannten Altbadener beim Südweststaatkampf -
war man auf Schweizer Seite aber nicht begeistert von einer eventuellen französischen
Führungsrolle in Südwestdeutschland. Zu den treuen Kritikern de Gaulles zählte in der Schweiz
vor allem die Neue Zürcher Zeitung. Im August 1950 rechnete sie unter der Überschrift
»General de Gaulle und die Deutschen« noch einmal mit der von de Gaulle maßgeblich
geprägten Deutschlandpolitik der Nachkriegsjahre ab393. Sie erinnerte dabei an den Deutschlandbesuch
de Gaulles im Herbst 1945, als er den Deutschen mit Worten der Freundschaft, ja
des Bündnisses gegenübergetreten sei: Uberall, wo er sich bei dieser Rundreise durch die
Französische Zone an die Spitzen der deutschen Zivilverwaltung wandte, in Koblenz, in Mainz,
in Neustadt, in Freiburg i. Br., erklarte er: »Nous sommes entre europeens, entre occidentaux.
Freilich meinte die Neue Zürcher rückblickend: ...wie unwirklich erscheinen heute die
Begrüßungsadressen, die damals von den deutschen Sprechern dem General entgegen gebracht

391 De Gaulle (wie Anm. 383) S. 220.

392 La revue de la zone franc,aise. Gouvernement militaire de la zone franjaise d'occupation - direction de
Pinformation. No 1 vom 1. 11. 1945 S. 9.

393 Henri Meyrowitz: »General de Gaulle und Deutschland«, in: »Neue Zürcher Zeitung« vom 19. 8.
1952.

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