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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0146
Gerd Friedrich Nüske

Nachlaß eines württembergischen Pfarrers. Da Schuman in Paris am Rande davon gesprochen
hatte, daß ihm dieses Werk verloren gegangen sei, überreichte Gebhard Müller es ihm noch
nachträglich418. Auch dies wäre früher wohl so nicht möglich gewesen.

Länderübergreifende Einrichtungen in der französischen Zone zur Abwehr bizonaler Einflüsse

In der Jahresmitte 1948 war auf amerikanischer Seite bereits die Entscheidung gefallen, aus
den drei Westzonen einen deutschen Staat zu konstruieren, der ein wesentliches, wenn nicht
entscheidendes Teil eines neuen, antikommunistischen Systems sein sollte. Wieviele Probleme
auf diesem Weg auch im einzelnen noch zu lösen waren, vor allem Clay war in seiner Haltung
nicht mehr zu beirren. Die britische Politik hatte sich diesen Plänen weitgehend gefügt,
nachdem sie sich durch die Bildung der Bizone schon eng an das amerikanische Deutschlandkonzept
angeschlossen hatte. Schwierigkeiten waren allein in Frankreich zu gewärtigen und -
sofern diese Einfluß besaßen - von den Deutschen.

Nachdem die Londoner Konferenz Ende 1947 gescheitert war, sahen sich Amerikaner und
Briten veranlaßt, die schon bestehende Organisation ihrer Zonen weiter auszubauen. Die
Konsequenz war die während der Londoner Sechs-Mächte-Konferenz (USA, Großbritannien,
Frankreich und die Benelux-Staaten) erreichte Einigung der Westmächte über den politischen
Aufbau eines westdeutschen Staates. Die den deutschen Ministerpräsidenten von den drei
westlichen Militärgouverneuren am 1. Juli 1948 überreichten Frankfurter Dokumente waren
das augenfälligste Ereignis der angloamerikanischen Politik.

In Frankreich stieß diese neue Deutschlandpolitik weitgehend auf Ablehnung. Der schärfste
Widerspruch gegen eine Revision der französischen Deutschlandpolitik kam, wie gesagt, aus
den Reihen der französischen Militärregierungen in Deutschland, vor allem von der in Baden-
Baden. Gleichwohl bestand sowohl für Paris als auch für Baden-Baden ein starker Zwang, in
der Französische Besatzungszone den Deutschen Zugeständnisse zu machen in der Hoffnung,
dadurch zumindest einige der Regierungschefs der Länder der französischen Zone auf ihre Seite
zu ziehen und sie vielleicht sogar gegen die angloamerikanischen Pläne einzunehmen. Freilich
ergriffen die Franzosen solche Maßnahmen immer erst sehr spät. Zu spät, um noch die
Deutschen der Französischen Zone zu beeindrucken, auf die der sich abzeichnende wirtschaftliche
Aufschwung der Bizone und vor allem die zu erwartende finanzielle Hilfe seitens der USA
eine faszinierende Wirkung ausübten. Was die Französische Militärregierung in Baden-Baden
im einzelnen stark beschäftigte, war nicht nur die sich abzeichnende Konstituierung eines
westdeutschen Staates, sondern vor allem das ihr beinahe noch bedrohlicher erscheinende
Verlangen der Amerikaner, die französische Zone an die Bizone anzuschließen, was schließlich
doch mit dem 1. April 1949 geschah.

Dies war der Hintergrund vor dem im Frühjahr 1948 General Kcenig die Regierungschefs
der Länder der Französischen Zone mit dem Vorschlag auf Errichtung eines ständigen
Sekretariats zur Betreuung regelmäßiger Zusammenkünfte deutscher Ministerpräsidenten und
Fachminister überraschte. Seit Februar 1948 fanden bereits Zusammenkünfte der Finanzminister
der Länder unter dem Vorsitz von Beamten der Militärregierung in Baden-Baden statt, bei
denen die Wirtschaftsprobleme der Französischen Zone behandelt wurden. Jetzt sollten
sämtliche deutschen Ressorts in Baden-Baden beraten - und vor allem ohne französische
Kontrolle. Am 17. März 1948 betonte General Kcenig jedoch vor den versammelten Regierungschefs
, daß Beschlüsse dieser deutschen Zusammenkünfte für die Militärregierung nur
Empfehlungen darstellten! Zudem durften die Ergebnisse der nun ermöglichten Besprechungen

418 Schreiben des Staatspräsidenten von wurttemberg-Hohenzollern an Minister Robert Schuman, in:
StA Sig Wü 2/44/24.

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