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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0152
Gerd Friedrich Nüske

fugnisse, sondern einzig und allein eine durchgreifende Änderung in den Grundsätzen der
Besatzungspolitik überhaupt, könnte hier Abhilfe schaffen mit dem Ziel, der deutschen
Bevölkerung nach so langer Zeit endlich den Weg zu einer demokratischen Entwicklung
freizulegen, deren Hauptmerkmal die freie Verantwortung sein müßte, die zur Voraussetzung
hat, daß den deutschen Organen unbeschadet der Kontrolle durch die Besatzungsmacht eine
wirkliche Entscheidungsbefugnis in eigenen Angelegenheiten eingeräumt! Damit hatte Müller
freilich die französische Besatzungspolitik in ihrem unverzichtbaren Kern getroffen, denn
wenn die Franzosen auch gezwungen waren, von ihrer ursprünglichen rigiden Politik Abstriche
zu machen, so konnte dies doch nicht unbegrenzt geschehen, ohne daß die französische
Deutschlandpolitik sich selbst aufgegeben hätte. Besonders ausführlich ging Müller auf die
Ernährungssituation ein: Was die Versorgung der Bevölkerung anlangt, so ist die Gesamtlage
auf dem Gebiete der Ernährung um die Jahresmitte immer noch gekennzeichnet durch einen
relativ niederen Kalorienstand von kaum mehr als 1300 Kalorien, die Fortdauer der Entnahmen,
die mengen- und gütemäßig unzureichenden Einfuhren sowie die gebundene Verwaltung, alles
Dinge, die einen Vergleich mit der Bizone nicht recht vertragen. Schließlich sprach Gebhard
Müller noch kurz den Komplex der Montagen an. Er hielt Kcenig vor, daß die von ihm
angegebenen Zahlen nur ein unzutreffendes Bild von dem Ausmaß des tatsächlichen industriellen
Abbaus gäben, weil die in den Jahren 1945-1947 getätigten Maschinenentnahmen, denen
internationale Abmachungen meines Wissens nicht zugrundelagen, bei diesen Berechnungen
außer Betracht zu bleiben pflegen. Müller fuhr fort: Allein in Württemberg-Hohenzollem
haben aber die Vor-Entnahmen von rund 25 000 Maschinen die Industriekapazität schon auf
unter 80 Prozent derjenigen des Jahres 1936 gesendet, was billigerweise nicht unberücksichtigt
bleiben dürfte, wenn der mit der Bizone angestellte Vergleich nicht hinken soll. Alles in allem, so
faßte Müller seine Ausführungen zusammen, sehe er sich nicht in der Lage, sich Kcenigs
zuversichtlicher Betrachtungsweise anzuschließen: Vielmehr seien als dringendstes folgende
Maßnahmen zu ergreifen: 1. Weitgehendste Einschränkung der Doppelverwaltung, 2. Abschaffung
aller Lebensmittelentnahmen, 3. Senkung der Basatzungslasten und 4. vorläufige
Aussetzung der Demontagen.

Verwaltung und öffentliches Leben unter französischem Einfluß

Die Politik der französischen Besatzungsmacht und der diese repräsentierenden Militärregierungen
gegenüber den verschiedenen Zweigen der deutschen Verwaltung und des öffentlichen
Lebens hat für die verschiedenen Länder der französischen Zone bislang eine unterschiedlich
intensive historische Untersuchung erfahren. Am besten versehen ist dabei das ehemalige
Land Württemberg-Hohenzollem, das für viele Bereiche seit kurzem zumindest über einen
Problemaufriß verfügt430. Für das Land Rheinland-Pfalz sind neuerdings eine Reihe von
Arbeiten als im Entstehen angekündigt431. Für spezielle Bereiche wurden zudem Detailunter-

430 Das Land Württemberg-Hohenzollem 1945-1952. Darstellungen und Erinnerungen. Hg. von Max
Gögler und Gregor Richter in Verbindung mit Gebhard Müller. Sigmaringen 1982.

431 Vgl.: Arbeiten zur Geschichte von Rheinland-Pfalz. Eine Informationstagung der Kommission des
Landtags für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte
7 (1981) S. 387-412.

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