Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0156
Gerd Friedrich Nüske

Dienststelle eines der französischen Militärregierung in Baden-Baden unterstellten Chefs der
D. O. C. F. mit Dienstsitz in Speyer schon für den 1. August 1945 eingerichtet, also bereits
Wochen vor der Einsetzung einer französischen Militärregierung für Deutschland in Baden-
Baden^37. Die Chefferie des D. O. C. F. in Speyer sollte als eine Art französische Oberbehörde
die Oberaufsicht über das gesamte Eisenbahnwesen in der französischen Besatzungszone in
Deutschland übernehmen. In die französische Zone waren nach ihrer endgültigen Abgrenzung
im Hochsommer 1945 drei Direktionssitze der alten Reichsbahn gefallen: Trier, Mainz und
Saarbrücken. Bei ihnen wie auch bei der in der amerikanischen Zone liegenden Direktion
Karlsruhe richtete die französische Besatzungsmacht jeweils Presidences ein. Aber auch in den
nachgeordneten Bahnämtern, Ausbesserungswerken und anderen, der Reichsbahn zugehörigen
Einrichtungen wurden jeweils französische Vertreter mit unmittelbarer Weisungsbefugnis
eingesetzt. Soweit gegenwärtig nach Aktenlage erkennbar, handelte es sich dabei zu einem
beachtlichen Teil um kompetente Fachbeamte, die im Zivilberuf entweder bei der französischen
Staatseisenbahn tätig gewesen waren, oder aber um solche Bedienstete, die von der französischen
Bahnverwaltung zur Verwendung in Deutschland abgeordnet worden waren. Dieser hier
nur knapp geschilderte Zustand der französischen Überwachung der deutschen Eisenbahnen
dauerte bis etwa Herbst 1950. Mit dem 1. Oktober 1950 wurden die französischen Kontrolleure
soweit zurückgezogen, daß nur noch ein Vertreter der D. O. C. F. bei jeder Eisenbahndirektion
vorhanden war. Am 1. Januar 1951 schließlich wurde das D.O.C. F. endgültig aufgelöst.

Für die Geschichte der deutschen Länder in der französischen Zone wichtiger als die
unvermeidliche französische Überwachung auch der Eisenbahnen war freilich die Betriebsvereinigung
der Südwestdeutschen Eisenbahnen in der französischen Zone (SWDE) gewesen. Auch
sie verdankte ihr Entstehen der militärischen Besetzung Deutschlands 1945 und den daraus
erwachsenen Folgen. Deshalb muß auch für sie auf die ersten Nachkriegstage zurückgegriffen
werden438.

Die französische Besatzungszone erstreckte sich unmittelbar nach Kriegsende über das
Gebiet von sieben verschiedenen Reichsbahndirektionen, nämlich Augsburg, Frankfurt am
Main, Karlsruhe, Köln, Mainz, Stuttgart und Saarbrücken. Die französische Armee suchte bald
mit einer Reihe von Umgruppierungen eine der Demarkationslinien entsprechende Neuordnung
in das überkommene System zu bringen. Das Ergebnis war offenbar für die Franzosen
wenig befriedigend und wurde zudem durch die endgültige Zonengrenzziehung nicht besser.
Jetzt wurden vor allem die Direktionsbezirke Karlsruhe und Stuttgart entsprechend der Grenze
zwischen amerikanischer und französischer Zone neu bestimmt. Danach erhielt die Direktion
Stuttgart die nordbadischen Strecken, die Direktion Karlsruhe die südwürttembergischen
Strecken zugewiesen. Spätere, von der Tübinger Staatsregierung unternommene Versuche, eine
eigenständige Direktion Tübingen zu erhalten, scheiterten offenbar am französischen Widerstand
.

437 Mit der Ordonnance d'Occupation Nr. 1 vom 28. Juli 1945 wurde das Commandement en Chef
Francais en Allemagne unter dem Vertrauten de Gaulles, General Pierre Marie Kcenig, begründet, vgl.
Journal Officiel du C. C. F. A. Gouvernement Militaire de la Zone Franchise d'Occupation S. 1. Der wohl
wichtigste Teil des genannten Commandement war das Gouvernement Militaire pour la Zone Francaise
d'Occupation (G. M. F. Z. O.). Daneben unterstand dem Commandement das Oberkommando der
französischen Besatzungstruppen in Deutschland, die französische Gruppe beim Alliierten Kontrollrat in
Berlin und die Verwaltung des französischen Sektors in Berlin. Ihre Tätigkeit nahm die Französische
Militärregierung für Deutschland freilich erst Anfang September 1945 auf, vgl. Klaus-Dietmar Henke,
Aspekte französischer Besatzungspolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Miscellanea.
Festschrift für Helmut Krausnick zum 75. Geburtstag. Stuttgart 1980. S. 169-191, hier S. 182.

438 Zum Folgenden grundlegend: Hansjürgen Wenzel, Die südwestdeutschen Eisenbahnen in der
französischen Zone (SWDE). Verlag Eisenbahn-Kurier Wuppertal 1976 2. Aufl. S. 9-25.

154


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0156