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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0166
Gerd Friedrich Nüske

bescheinigen470. Herausragende Momente waren dabei die gesamtdeutschen Juristentage der
Jahre 1946/47, vor allem der Konstanzer Juristentag. Letzterer soll deshalb in der Folge
behandelt werden471.

Gebhard Müller wertete den Konstanzer Juristentag als eine gesamtdeutsche Veranstaltung,
zumal daran auch Abgesandte der Sowjetischen Besatzungszone teilgenommen hatten. Auch
hatten Vertreter der Besatzungsmächte das Wort ergriffen472. In der Tat waren die von der
»Direction Generale de la Justice« der Französischen Militärregierung in Baden-Baden
veranstalteten Journees Juridiques de Constance vom 1. bis 5. Juni 1945 im bekannten
Konstanzer Inselhotel, verbunden mit einer Fahrt mit dem Dampfer »Rhin et Danube« auf dem
Bodensee von Konstanz nach Lindau, insofern etwas besonders, als an ihnen zahlreiche
prominente französische, aber auch offenbar einige amerikanische und englische Juristen
teilnahmen473. So sprach gleich am ersten Verhandlungstag Charles M. Lafolette, amerikanischer
Generalankläger in Nürnberg, vor allem über die Nürnberger Juristenprozesse. Auf
deutscher Seite fanden sich die Namen Fritz von Hippel (Universität Marburg), Hans Dölle
(Erlangen) und Fritz Kern (Tübingen), Oberstaatsanwalt Max Güde und Generalstaatsanwalt
Karl Siegfried Bader. Andererseits war nicht zu verkennen, daß die französische Seite das Heft
fest in der Hand hatte. Vor allem hatten sich hier Emile Laffon, der Administrateur General der
französischen Zone, und Oberst Bourthoumieux, Directeur du Controle de la Justice
Allemande dans la zone francaise, hervor. Beiden mag es später als Ironie erschienen sein, daß
ausgerechnet sie wegen ihrer liberalen Haltung sich in Baden-Baden unter General Koenig nicht
behaupten konnten474.

Beziehungsreich war auch die von dem Konstanzer Stadtarchivar Dr. Otto Feger anläßlich
des Juristentags vorbereitete Ausstellung. Feger war ja als Autor eines Werks mit gewissen
separatistischen Tendenzen hervorgetreten, weswegen er offenbar französische Sympathien
genoß475. Als kostbarstes Exponat habe Feger, so der französische Bericht, ein Originaldiplom
von König Charles III (Charles le gros) von 883 aufgeboten, an dem sogar noch das kaiserliche
Siegel in Gold hinge! Neben dem Code Napoleon gab es die badische Verfassung von 1919
sowie die von 1947 zu sehen. Kein Wunder, daß sich der Vertreter der Rechtsabteilung der
britischen Militärregierung in Nordrhein-Westfalen, Summers, auf einige Grußworte be-

470 Vogel (wie Anm. 469) S. 478: Es lag im Sinne der französischen Vorstellungen von einer künftigen
Gestalt Deutschlands, daß es auch für die Justiz keine selbständige deutsche Zoneneinrichtung zentraler Art
geben durfte, oder daß die deutschen Justizverwaltungen in den Ländern entsprechende Befugnisse
übertragen bekamen.

471 Vogel (wie Anm. 469) S. 472 bezeichnet den Konstanzer Juristentag als besonders glanzvoll mit
vielen ausländischen Gästen.

472 Albert Wunder (Hrsg.): Wie kam es zur Bundesrepublik? Politische Gespräche mit Männern der
ersten Stunde (Herder-Bücherei-Band 324) S. 87-95, bes. S. 89: 'Wenige Tage vor Beginn der Münchner
Konferenz haben die Franzosen in Konstanz einen gesamtdeutschen Juristentag veranstaltet, an dem auch
maßgebliche Vertreter der Ostzone, vor allem der frühere Reichsminister Schiffer, teilnahmen. Im
Unterschied zur Münchner Konferenz haben hier auch die Vertreter der Besatzungsmächte zu den
Problemen der Tagesordnung gesprochen - also auch ein Zeichen, daß die Franzosen nicht grundsätzlich
gesamtdeutschen Zusammenkünften entgegenstanden.

473 Vgl. im einzelnen Henri Delsol: »Les Journees Juridiques de Constance«, in: La France en
Allemagne No 6 (septembre 1947) par le Gouvernement Militaire de la Zone francaise d'Occupation,
Direction de l'Information S. 25-32 und ebd. »Apres les Journees Juridiques« S. 32-33.

474 Vgl. Willis (wie Anm. 34). S. 89-90. Außer Laffon und Jean Arnaud, Directeur General de
l'Information.

475 Otto Feger, Schwäbisch-Allemanische Demokratie. Aufruf und Programm. Konstanz 1946.

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