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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1983/0202
Willi K. Bim

wäre, auch heute immer noch zu trauern. Trauerkleidung legt man an zum Tag der Beerdigung.
Nach gemessener Zeit legt man sie ab. Nur wer keine Zukunft mehr sieht und keine neuen Wege
mehr gehen kann, behält sie bei.

So mögen wir miteinander den Weg in die Zukunft gehen. Aber eine Bitte an den
Gesetzgeber möchte ich anfügen. Wenn in der Verwaltung eine Reform durchgeführt ist, dann
muß sie Dauer haben.

Verwaltung braucht Stetigkeit. Jede Neuorganisation lenkt von der eigentlichen Arbeit ab.
Das Mitsichbeschäftigtsein erzeugt, von der Sache her gesehen, Leerlauf. Uberhaupt sollte man
sich von der Änderung der Organisation nicht allzuviel versprechen, solange der Rationalisierungseffekt
nicht offenkundig ist. Wenn dann aber eine Verwaltungsreform durchgeführt ist,
und das gilt für die Gebiets- und Funktionalreform, dann sollte sie wenigstens eine Generation
halten, bevor man an eine Neuordnung überhaupt denkt.

IV.

Ich meine also, wir sollten der vergangenen Staatsorganisation nicht nachtrauern, wenn wir
dieses Wort in seinem vollen Gewicht nehmen. Etwas anderes aber darf nicht verloren gehen.
Bei der Feier auf dem Hohenzollern wurden zu Herzen gehende Worte gesprochen über die
Eigenart und die Gemeinsamkeiten, die sich in den Hohenzollerischen Landen herausgebildet
hatten. Gerühmt wurde das Bewußtsein des Daheimseins und der Geborgenheit, das man im
alten Verband empfunden hatte. Der letzte Landrat von Hechingen, Dr. Mauser, schloß die
Feier mit den Worten:

Was vergangen kehrt nicht wieder,

aber ging es leuchtend nieder,

leuchtets lange noch zurück.
War das alles Schwärmerei, die rasch vergeht und vor dem nüchternen, rationalen Kalkül des
Verwaltungsorganisators nicht standhält? Ich hoffe, daß davon Vieles bleibt. Das ist der Stoff,
aus dem sich Heimatgefühl bildet. Das sollte fortwirken.

Gestatten Sie dem Vorsitzenden des Schwäbischen Heimatbundes, daß er bei diesem
Gedanken etwas verweilt. Wenn wir von Heimat sprechen, werden vielerlei Gefühle in uns
geweckt. Auch wer gefühlsbetonten Dingen mit großer Reserve gegenübersteht, kann sich dem
Zauber dieses Wortes schwerlich entziehen. Aus vielen Wurzeln wird das Heimatgefühl
genährt. Es kann an Erlebnisse mit anderen Menschen und an Erlebnisse in der Natur geknüpft
sein, es kann seinen Ursprung in der gemeinsamen Geschichte der nächsten Umgebung wie des
ganzen Vaterlandes haben. Das Schwinden des Heimatgefühls hat etwas zu tun damit, daß in
der Welt des Uniformierten, des technisch überall gleich Machbaren die Liebe zur Vielgestaltigkeit
und damit zum Besonderen, zum Unverwechselbaren verloren geht. Wer die Heimat
verliert, dem fehlt etwas für das Leben wichtiges. Deshalb müssen wir uns darum sorgen, daß
uns und den Menschen um uns die Heimat lieb und wert bleibt. Im alten Hohenzollern wird
solches Bemühen in reichem Maß sichtbar durch Heimatbücher, Heimatforschung und durch
den Hohenzollerischen Geschichtsverein. Beim 85. Geburtstag von Willy Baur, dem Heimatschriftsteller
in Hechingen, den wir im letzten Herbst begingen, ist mir das wieder einmal
deutlich geworden. Die alten Uniformen und die Trachten gehören dazu, aber auch, daß der
Herr des Hohenzollern da war. Wo gibt es in einer Landschaft ein Heimatlied, aus Heimweh
gedichtet, von allen gesungen? Die Württemberger haben keines, der Graf im Bart hatte seine
getreuen Untertanen in Altwürttemberg. Die Liebe zur Heimat darf sich aber nicht erschöpfen
in der Erinnerung an Vergangenes, in Mundartdichtung und Brauchtumspflege. Das alles
gehört dazu. Wer seine Heimat liebt, sorgt auch für ihre Zukunft, sorgt dafür, daß auch die
Enkel, aber auch alle, die von Außen neu hinzukommen, in unserer Welt etwas vorfinden, was
sie Heimat nennen mögen. Das müssen wir beim Bauen in unseren Städten, bei den vielfältigen
Eingriffen in unsere Landschaft bedenken. Daß das Schloß in Hechingen erhalten geblieben ist,

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