Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0025
Die Junginger Audienzprotokolle von 1600-1625

waren selbstverständlich aus Holz. Selbst die Innenräume waren vollständig mit Holz
ausgeschlagen. Der Bader erhält 1605 eine Tanne zu Brettern für den Fußboden der Badstube,
der Wirt Martin Gammertinger bekommt 1607 eine Tanne für Täfer in seine Wirtsstube. Neben
der Tanne tauchen selten härtere Holzsorten auf. Hans Ehemann erhält etwa 1606 ein Eichle für
Türangeln. So ist es eigentlich noch verwunderlich, daß während der 18 von den Audienzprotokollen
abgedeckten Jahre nur ein einfacher gelassener Satz auf eine Feuersnot hinweist (1600):
Hans Schneien Tochtermann ist zu seinem Haus ein Aichen im Brandnotfall uf der ebne
vergundt worden.

3. Holz

Ein Wort - das dürfte durch das vorige Kapitel schon angedeutet sein - zieht sich wie ein
Zauberwort durch die Audienzprotokolle dieser Jahre: Holz. Uber weite Strecken werden die
Protokolle beherrscht von Anträgen auf die Vergabe von Holz, denn auch wo es sich um den
Junginger Gemeindewald handelt, ist seine Nutzung von der Zustimmung des Grafen
abhängig. Neben der Gemeinde, die den größten Waldanteil hat, und dem Grafen, der in
Jungingen zwei Wälder besitzt, gibt es auch private Waldeigner. Balthas Dierheimer z. B. hat
1605 ein eigen Wäldlein und Hans Winter, der Küfer, möchte 1608 von der Gemeinde Wald
kaufen. Ansonsten erhalten die Bürger, wenn sie eine eigene Wirtschaft gründen, ihren
Allmandanteil am Gemeindewald, wie etwa 1600 Balthas Dietsch. Wenn die Quellen, die den
Hausbau belegen, repräsentativ sind, dann stellte die Fichte den weitaus größten Bestandteil
unter den Baumarten im Gemeindewald dar. An Hartholz sind wohl ab und zu Buche und
Eiche belegt, aber alles weist darauf hin, daß wir uns in jener Zeit keineswegs mehr den
mittelalterlichen Laubwald vorstellen dürfen. Die verstärkte gewerbliche Nutzung (Sägemühlen
) hat ihn bereits zugunsten der Nadelhölzer verwandelt8.

Holz erscheint in den verschiedensten Verwendungsformen und spielt eine wichtige Rolle in
fast allen Bereichen des täglichen Lebens. Seine zentrale Funktion als Baumaterial und
Werkstoff ist uns schon deutlich geworden. Nimmt man die zahllosen Anträge Junginger
Bürger auf einzelne Tannen für Reparaturarbeiten hinzu, dann lassen sich zwischen 1600 und
1613 gegen 1500 Tannen belegen, die ausschließlich zu Bauzwecken geschlagen wurden. Diese
Stämme gingen sämtlich durch die Junginger Sägemühle, die sie in die gewünschte Form
brachte: Balken, Flecken, Bretter, Latten. Sie waren dann die Rohmaterialien für andere
Handwerker: den Zimmermann, der die Häuser aufrichtete, aber z.B. auch Kuhkrippen
zimmerte, und den Schreiner, der den Innenausbau vornahm und die Möbel fertigte. Hans
Mayer hatte dem Schreiner Bretter zu einer Tür gegeben (1600), Hans Baur verlangt 1612 eine
Tanne, um der Tochter Bettstatt und Trog (Truhe) machen lassen zu können. Auch für andere
Handwerker ist Holz der Rohstoff: der Küfer und der Sattler bekommen 1604 Holz für ihre
Arbeit zugewiesen (Eiche bzw. Buche).

Eine ebenso große Rolle spielt Holz als Energieträger, wenn sich dies auch nicht durch
exakte Zahlen illustrieren läßt. Aber die ca. 80 Haushalte wollen ihr Winterholz haben und die
Gemeinde muß jährlich den Antrag stellen, Feuerholz schlagen zu dürfen. Einen größeren
Posten Tannenholz erhält jedes Jahr auch der Bader für die Badstube, denn wer wollte sich im
kalten Wasser vom Schmutz der täglichen Arbeit befreien. Die Schmiede benötigten ebenfalls
große Mengen Kohlholz, die sie uff der Eckh in der alten Kohlstatt brennen. 1603 erhält der

8 Zur Ausbreitung der Nadelwälder seit dem Mittelalter Hans Jänichen, Zur Geschichte der Sägemühlen
. In: Alemannisches Jahrbuch 1961, S. 317-329 und Ders., Zur Geschichte der Sägemühlen im
Mittelalter mit Ausblicken auf die Bestockungsgeschichte südwestdeutscher Wälder. In: Mitteilungen des
Vereins für forstliche Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung 17 (1967) S. 46-51.

23


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0025