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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0032
Casimir Bumiller

ihre Hauptfunktion aber als Nahrungslieferant erfüllt. Der Besitz von Pferden kennzeichnet
zudem einen höheren sozialen Rang. Man kann auf dem Dorf Roßbauern und Kuhbauern
unterscheiden, wobei die Pferdehalter in der Regel Vollbauern sind. Sie leisten bei den Fronen
Spanndienste, während die anderen Handdienste zu leisten haben.

In unseren Audienzprotokollen sind sicher nicht alle Pferdehalter des Dorfes repräsentiert.
Über Bauanträge von Pferdekrippen und die Bitte, Pferde verkaufen zu dürfen, lassen sich nur
dreizehn Roßbauern feststellen. Ihnen waren unterschiedlich viele Pferde von der Herrschaft
auferlegt. So hat Hans Bauer 1600 z.B. zwei Rosse, wovon er eins verkaufen möchte. Hans
Schwab hat fünf Pferde, ihm sind aber nur vier auferlegt (1603), und Alt Hans Ehemann will
sein Pferd verkaufen, weil ihm doch keins (mehr) auferlegt sei (1608/10). Der Gesamtbestand an
Pferden läßt sich so nicht errechnen, nur aus dem Allgemeinen geht die Bedeutung der
Pferdezucht hervor. 1604 klagt die Gemeinde, sie hätte großen Schaden an Pferden, ohne den
Grund mitzuteilen. Um den Bestand zu erhalten, möchte sie einmal mehr Holz verkaufen. Für
das Jahr 1607 ist der Roßhirt Hans Hering erwähnt und 1623 ist das Amt des Roßschauers
belegt.

Auch über die Kühe erfahren wir wenige Einzelheiten, es ist aber anzunehmen, daß auch die
ärmste Familie wenigstens eine Kuh im Stall hatte. Selbst im Stall des Pfarrhofs befindet sich eine
Kuhkrippe (1611). Immerhin erfahren wir die ungefähre Zahl des Viehbestandes, als es 1608 zu
einem Streit mit den Bauern vom benachbarten Weiler ob Schlatt kam. Jene beklagen sich, daß
die Junginger ihre Wiesen im Weiler embden, was seit Mans gedenckhen nie geschehen, und
danach das Vieh darauf ließen. Dabei geschehe großer Schaden, denn die Junginger kämen mit
zwai oder drei hundert kalbten Stück Vieh, während die vom Weiler nur zwölf oder fünfzehn
Haubt hätten. Nehmen wir den Mittelwert dieser vagen Zahlenangabe-300 Stück Vieh-, dann
hätte jede Junginger Familie im Schnitt fast vier Kühe im Stall gehabt. Da wir bei einer großen
Zahl von Familien jedoch nur eine oder zwei Kühe voraussetzen können, werden die großen
Bauern oft bis zu zehn Kühen gehabt haben. Die Viehzucht war genossenschaftlich organisiert.
Die Gemeinde bestellte einen Hagenwirt, dessen Amt z. B. 1607 belegt ist. Auch das Schlachten
überwacht die Gemeinde. In diesem Zusammenhang findet sich 1624 ein interessanter Eintrag.
Der Metzger Rees hat gegen des Flecken Verbot ein kranckhe Khue gemetzget, das Bluet in den
Bach laufen lassen, darumb mag Ine der Fleckhen gebürlich strafen und da schaden daraus
entstehen würde, solle der Metzger Melchior Res selbigen guet machen.

Aus etlichen beiläufigen Eintragungen wissen wir, welche Tiere sonst noch gehalten
wurden. Dabei läßt sich über die Schweinehaltung am wenigsten sagen; es werden lediglich
öfters Schweinesteigen erwähnt. Die Schafzucht darf hingegen nicht zu gering veranschlagt
werden. Jg. Balthas Dietsch und der Rechenmacher Gedion Pfister halten Schafe (1605), und
Melchior Keck sind 1623 einmal drei Schafe gestohlen worden. Schon 1600 wurde der geweste
Schafhirt Martin Hamm und gleichzeitig der Schäferknecht Hans Kohler genannt. 1611 gibt es
dann den Schäfer Theis Gsell, was eine durchgängige Kontinuität der Schafzucht in unserem
Untersuchungszeitraum erkennen läßt. Wolle mußte laut Landesordnung dem Grafen verkauft
werden. Diese Tatsache findet jedoch in unseren Protokollen keinen Niederschlag.

Zur Aussteuer von Theis Kletten Stieftochter gehörte neben einer Kuh, zwei Schafen und
Lämmern auch eine Kitz und eine Geiß. Es bestand die Vorschrift, daß jeder Haushalt nur zwei
Geißen halten dürfte. Michael Kohler wird angezeigt, weil er entgegen dieser Ordnung vier
Geißen gehabt hat. Die Begründung für diese Regelung ist nicht ersichtlich, sie könnte aber ein
Hinweis sein auf eine große Zahl an Geißen im Dorf. Eine gleichlautende Einschränkung
betrifft auch die Gänsehaltung: jeder soll nur zwei Gänse haben, weil sie soviel Schaden
anrichten. Viele Bauern bitten aber, ihre Gänse behalten zu dürfen, weil sie theils so arm das sie
die Betten nit zu khaufen vermegen - ein Hinweis also auf die Daunengewinnung.

Zum Erbe, das Theis Knebel von seinem Großvater hat, gehören u. a. fünf Immen, gemeint
sind wohl fünf Bienenvölker, so daß sich unsere Vorstellung vom Speisezettel der Junginger

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