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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0068
Michael Barczyk

Von der Weltpolitik existenziell berührt wurden die Städte durch die Expansionspolitik
Napoleons, durch seine Flurbereinigung des südwestdeutschen Fleckerlteppichs. Napoleons
Vasallen erhielten Vorderösterreich, doch wer was, stand zwar auf dem Papier, aber bis zum
12. Juli 1806, dem Abschluß der Rheinischen Bundesakte, herrschte betreffend Waldsee große
Unklarheit, und sowohl Munderkingen, Saulgau wie Waldsee wurden vorübergehend von
bayerischen Truppen besetzt17.

Mit dem Frieden von Preßburg am 26. Dezember 1805 sollten die Donaustädte an
Württemberg fallen, dabei wurde versehentlich Ehingen statt Waldsee genannt. So übergab der
französische Generalintendant Fririon als Vertreter Napoleons in Schwaben in Anwesenheit
der Städtevertreter die Donaustädte mit Ausnahme Waldsees zusammen mit der Direktorialstadt
Ehingen an den Bevollmächtigten des Königs von Württemberg, Baron von Reischach.

Gleich nach der Schlacht bei Austerlitz begab sich Kaiser Franz in das Hauptquartier
Napoleons, suchte einen Waffenstillstand für sich nach, den ihm der französische Kaiser
bewilligte, auf welchem sodann am 26. Dezember 1805 der förmliche Friedensschluß zu
Preßburg folgte.

In diesem Friedensvertrag trat Osterreich das venetianische Land auf beiden Seiten des
Meeres an das Königreich Italien, Tirol an Bayern und Schwäbisch Osterreich nebst Breisgau an
Bayern, Württemberg und Baden ab. Die Kurfürsten von Bayern und Württemberg wurden als
Könige und wie sie der Großherzog von Baden als völlig unabhängig anerkannt.

Die Landvogtei Altdorf mit den vorderösterreichischen Donaustädten war an Württemberg
gefallen. Unter den Donaustädten, wozu Waldsee seit alten Zeiten gezählt worden war, war
diese Stadt nicht ausdrücklich im Friedensinstrument genannt. Als daher die abgetretenen Lande
gleich nach dem Eintritt des neuen Jahres 1806für die neuen Landesherren in Besitz genommen
wurden, erschienen dahier zuerst eine Abteilung bayerischer Dragoner zur Besitznahme.

Dieselbe ward jedoch nach wenigen Tagen wieder abberufen...

Nachdem am 12. Juli von den Königen von Bayern, Württemberg und den größeren
deutschen Reichsfürsten unter der Protektion des Kaisers Napoleon in Paris der Rheinbund
geschlossen und dadurch die kleineren Reichsfürsten und Grafen unter die größeren mediatisiert,
in der hierüber ausgefertigten Akte auch die Stadt Waldsee namentlich als Besitztum des Königs
von Württemberg aufgeführt worden, gelangte am 8. September von dem französischen
General Boemer aus Ehingen die Bekanntmachung an den Magistrat, daß er von Seiner
Durchlaucht dem Prinzen Alexander Berthier Herzog von Neuchätel den Auftrag erhalten
habe, die Stadt Waldsee mit all' ihrem Dependence und Eigentum und Souveränität an Seine
Majestät den König von Württemberg feierlich zu übergeben - zu diesem Ende er als kaiserlich
französischer und der Baron von Maucler hingegen als königlich württembergischer Kommissär
auf Donnerstag, dem 11. September, nachmittags um 2 Uhr dahier erscheinen und diese
Handlung vornehmen werden, wobei der Magistrat und die Administrationsbehörden sich in
dem Rathaus einzufinden haben.

Um diese Handlung mit geziemender Feierlichkeit zu begehen, wurde das Bürgermilitär
aufgeboten und angewiesen, die Salven abzufeuern, auch mehrmalige Böllerlösung angeordnet
- dabei der Bürgerschaft alles Räsonieren und Kritisieren aufs Strengste verboten und derselben
eingeschärft, sich dem Schicksal willig zu unterwerfen und solches als Fügung einer höheren
Macht zu betrachten.

Am Samstag, dem 9. Oktober, vormittags 9 Uhr kündigte der königliche Besitznahms- und
Landeskommissär Baron von Maucler die 'Vornahme der Erbhuldigung an, wobei sämtliche
Burger, verheiratete und ledige über 16 Jahren, nebst den geistlichen und weltlichen Kirchen-
und Schuldienern etc. zu erscheinen haben.

17 Rothmund, Donaustädte (wie Anm. 3).
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