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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0069
A. E. I. O. U. in Oberschwaben - die vorderösterreichischen Donaustädte

500 Jahre gemeinsame Geschichte unter Österreich ließen sich vom neuen Landesherrn so
leicht nicht verdrängen. Mißmut wurde laut, so in Riedlingen18, und auf den Einsatz von
Militär in Waldsee wurde schon eingangs verwiesen. 1814 gar baten die Waldseer den eben
durchreisenden Kaiser Franz I. (II.), er möge sie wieder nach Osterreich zurückholen.

In einem Heimatspiel von F. Eppensteiner, das anläßlich der 650-Jahrfeier der Stadterhebung
Waldsees 1948 aufgeführt wurde, liest sich das so19:

Kaiser Franz: Ja! Ihr gueten Waldseer, wir tun jo, als wären wir noch heinander! Seit acht
Jahren seid ihr doch »guet württahergisch allewege«! {Lachen)

Scheints schmecken die Stuegerter Früchtle nicht allewege guet (Lachen). Ich nehms euch nit

übel: d'Wirtaberger send fenf vierteis Preifla. (Lachen). Ond evangelisch send se au.

(Erneutes Lachen) 's war an oim gnua! (Lachen)
Mann aus der Menge: Holt uns zrück nach Ostreich!

(Einige, keine allgemeine Zustimmung)
Kaiser Franz: (Ernst und nicht mehr mundartlich)

Leute, das geht nicht! Mein Kanzler Metternich hat recht:

Osterreich hat im Osten alle Hände voll zu tun. Deshalb nehme ich hier im Westen von
Bayern, Württemberg und Baden das früher österreichische Gebiet nicht zurück, das ihnen
der Napoleon geschenkt hat. Ich brauche sie als Freunde; sonst gehn sie nach Berlin.
(Heiterkeit). Und Eurem König setzen wir Landstände an die Seite. In der ersten Kammer
sitzt der hier, derFürstvon Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Der sorgt dafür, daß künftig nichts
geschieht, was euch hier oben zum Schaden ist. (Zustimmung). Aber heut wollen wir nicht
auf württembergisch greinen, sondern schwäbisch-östreichisch miteinander lustig sein!

Und 1852 noch wurde laut Bürgerwehr-Protokollbuch von Saulgau bei der Fahnenübergabe
die österreichische Nationalhymne gespielt20.

Geblieben sind bis in unsere Zeit hinein typisch habsburgische Leitnamen als beliebte
Vornamen (Franz, Joseph, Karl-Joseph, Franz-Joseph, Ferdinand, Rudolf, Max, Maria-
Theresia, Anna, Elisabeth u.a.m.), geblieben die Lieblingsheiligen Joseph (Landespatron),
Maria und Johannes Nepomuk, geblieben die Vorliebe der Abiturienten, in der alten
vorderösterreichischen Universität Freiburg zu studieren, geblieben auch Gemeinsamkeiten im
Essen und in der Lebensauffassung21.

In den aus den Donaustädten stammenden Persönlichkeiten wie Generalmajor v. Kille
(Mengen), dem Rektor der Universität Wien, Johann Konrad v. Kramer (Saulgau), dem
Innsbrucker Komponisten Joh. Heinrich Hörmann (Saulgau), dem Rektor der Universität
Wien, Anton v. Stork (Saulgau), seinen Brüdern Joh. Melchior, Professor in Wien, und
Matthäus, Leibarzt Kaiser Leopolds IL, wird noch heute das geistige Band zwischen Osterreich
und den Donaustädten sichtbar.

Zum Schluß hin seien noch die Herren von Wallsee (Waldsee) erwähnt, die als die »Säulen
des Hauses Habsburg« bezeichnet wurden, bereits in der Schlacht auf dem Marchfeld auf
Rudolfs Seite kämpften und es in Österreich zu Ruhm, Ehren und Besitz brachten22.

18 Die ehemals fünf Donaustädte (Ausstellungskatalog) (wie Anm. 8).

19 Friedrich Eppensteiner, Waldsee - Großes Heimatfestspiel. Tübingen o. J.

20 Frdl. Mitteilung von Herrn B. Effinger, Saulgau.

21 Michael Barczyk, Essen und Trinken im Barock. Sigmaringen 1981.

22 Michael Barczyk, Das Wappen der Stadt Waldsee (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bad
Waldsee, Reihe B, Nr. 1). Bad Waldsee 1978.

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