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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0073
Wundärzte und Apotheker in Mengen

1 DIE VORGESCHICHTE

1.1 Mengen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

Vor etwa 200 Jahren, am 21. April 1770, brach Marie Antoinette, Erzherzogin von
Osterreich, vom Burghof zu Wien mit einer stattlichen Reihe von Karossen auf, um den
späteren König von Frankreich, Ludwig XVI., zu heiraten. Ihr Weg führte sie über Augsburg,
Ulm, Freiburg und Straßburg nach Paris'. Das Geleit benutzte eine vielbefahrene Fernstraße,
die anläßlich der Reise streckenweise noch besonders ausgebaut wurde. Bis nach Oberschwaben
verlief diese meist an der Donau entlang, um am Fuße der Schwäbischen Alb, bei der
kleinen Stadt Mengen, den Fluß zu verlassen. Sie führte dann über Meßkirch in Richtung
Freiburg2. Von Augsburg nach Straßburg brauchte man damals ca. eine Woche. Im Zeitalter
der Pferdefuhrwerke waren längs der Fernstraße Halteplätze eingerichtet, um die Pferde zu
wechseln. Einer dieser Plätze war Mengen. Es besaß gutgepflegte Weiden für eine große Anzahl
frischer Pferde.

So machte auch die zukünftige Königin von Frankreich auf ihrer Fahrt am 2. Mai 1770 Rast
in dem vorderösterreichischen Städtchen3.

Mengen nahm seit 1680, wie die anderen sogenannten Donaustädte Munderkingen,
Riedlingen, Saulgau und Waldsee, unter der österreichischen Krone eine Sonderstellung mit
gewisser Selbständigkeit ein4. Da vor den westlichen Toren die österreichischen Vorlande
endeten, war es Zoll- und Grenzstadt. Zu dieser Zeit wetteiferten ca. 23 Gasthöfe um die Gunst
der durchfahrenden Gäste. 21 Wirte brauten ihr eigenes Bier und viele brannten ihren
Schnaps5. Außer den Fuhrleuten prägten Landwirtschaft, Handwerk und Handel das Bild.
Auswärtige Händler verkauften ihre Waren mit Erlaubnis des Magistrats auf den Wochen- und
Jahrmärkten, unter der Ratslaube oder in ihren Unterkünften. Auch Hausierer konnten unter
bestimmten Bedingungen von Haus zu Haus ziehen.

Ein größeres Angebot, von dem lebhaft Gebrauch gemacht wurde, bestand an herkömmlichen
Volks- und Naturheilmitteln und Medikamenten. Die Verkäufer bezogen ihre Mittel aus
Handelshäusern in Augsburg und Nürnberg, oder sie kamen aus Tirol und Salzburg6. Händler,
die ihre Heilmittel in einem speziellen Kasten mit sich führten, waren die sogenannten Sachsen.
Sie hatten ihre Lager meist in den Gasthöfen. Selbst Gastwirte beteiligten sich an diesem
Geschäft7.

Die zuständige österreichische Regierung in Freiburg/Breisgau versuchte durch verschiedene
Erlasse, u. a. am 19. Dezember 1767, mit Hinweis auf Wiener Hofgesetze, den weitverbreiteten
, unkontrollierten Arzneimittelhandel zu verbieten8. Gleichzeitig wurde im Rahmen
der österreichischen Reformen des Gesundheitswesens unter Maria Theresia und ihrem
Nachfolger versucht, das Apothekenwesen zu ordnen, insbesondere feste Apothekenpreise in
sogenannten Apothekentaxen und Apotheken-Ordnungen einzuführen, so z.B. 1748, 1751
und 1765.

1 Hilaire Beloc, Marie Antoinette. 1952. S. 53.

2 D. Bicheler, Mengen in Krieg und Frieden. 1957. S. 122. Josef Laub, Geschichte der vormaligen
Donaustädte in Schwaben. 1894. S. 117.

3 D. Bicheler, Aus der Geschichte der ehemaligen vorderösterreichischen Donau-Stadt Mengen. 1952.
S. 15.

4 Bruno Effinger, Die ehem. fünf Donaustädte. 1983.

5 Bicheler (wie Anm. 2) S. 123, 133.

6 A Mengen, Bü Akte Fach 16, Kasten H, Ärztliche Behandlungen - unbefugte und Medikaster, auch
verbotener Material- und Arzneihandel, lfde. Nr. 1-21 (1803-1852).

7 Bicheler (wie Anm. 2) S. 104.

8 StA Sigmaringen, Ho 80 C II 9, Hohenzollern, Nr. 3, Kasten H, Fach 183, Nr. 59 (1767).

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