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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0076
Walter Kempe

Latein verstehen, in solchen Gegenden aber, wo kein Medikus gegenwärtig ist, es sei nun beider
Armee oder irgendwo auf dem Lande, doch zuweilen im Notfalle dessen Stelle vertreten und den
Kranken einige Hilfsmittel verordnen müssen. Weitere deutsche Übersetzungen erschienen
1776, 1778, 1783, 1785, 1787, 179019.

Es ist hieraus zu ersehen, daß dieses Arzneibuch oder auch Dispensatorium den Verhältnissen
Rechnung trug, wie sie in Mengen als normal angesehen wurden. So konnten die Wundärzte
in ihren Hausapotheken anerkannte Arzneivorschriften verwenden, auf die sie 1774 der Rat der
Stadt pflichtgemäß hinwies.

Wirtschaftlich waren die Wundärzte bei ihrer Tätigkeit in dem nur ca. 1700 Einwohner20
zählenden Städtchen auf den Verkauf von Arzneimitteln angewiesen. Es ist daher nicht
verwunderlich, daß sie z.B. als Ratsmitglieder ihren Einfluß geltend machten, um die
Gründung jeder selbständigen Apotheke zu verhindern.

Wichtige, vom Arzt verschriebene Medikamente konnten außerdem, z.B. um 1780, von
den Apotheken in Meßkirch (fürstenbergisch), Sigmaringen (hohenzollerisch), Riedlingen und
Saulgau (vorderösterreichisch)21, sowie der Arzt-Apotheke in Ennetach (fürstlich Thum und
Taxis) bezogen werden22. Die Klöster Wald, Inzigkofen, Heiligkreuzthal und Zwiefalten
hielten damals Apotheken. Im Kloster Habstahl bestand eine sogenannte Hausapotheke23.

1.3 Nachgewiesene Apothekengründungsversuche in Mengen von 1753-1802

Wer zu dieser Zeit eine Apotheke in Mengen gründen wollte, die den österreichischen
Sanitätsgesetzen entsprach, mußte Bürger der Stadt sein, ein genügendes Vermögen zur
Errichtung der Apotheke und geeignete Räume nachweisen, sowie die Erlaubnis des Magistrats
einholen24. Das österreichische Oberamt Stockach erteilte als erste Instanz die Genehmigung.

Nur ein von einer österreichischen medizinischen Fakultät geprüfter Apotheker wurde
zugelassen. Der Fortschritt der Naturwissenschaften und der Medizin stellte immer größere
Anforderungen an die Praxis, so daß nur der an einer Hochschule geprüfte Apotheker die
nötigen Kenntnisse besaß, neben den althergebrachten die neueren Arzneimittel in einer
garantierten Qualität herzustellen und zu verkaufen25.

Der erste uns bekannte Apotheker nach dem 30jährigen Krieg war Anton Siebenrock aus
Herbertingen, der im Jahre 1753 versuchte, in Mengen eine Apotheke zu errichten26, dann 1755
Apotheker Johann Nepomuk Sauter. Beide scheiterten, nicht zuletzt am Widerstand der
Wundärzte. Siebenrock übernahm dann 1754 die Apotheke in Saulgau27.

19 Ganzinger (wie Anm. 17).

20 Paul Rothmund, Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich und ihr Übergang an Württemberg
. Diss. Tübingen 1955. S. 115.

21 A Mengen, Bü Akte Fach 16, Kasten H, Apotheke zu Mengen, lfde. Nr. 1-64, (1787-1864) f. 10.

22 Ebd. f. 1.

23 von Hoffmeister (wie Anm. 10) S. 106.

24 A Mengen (wie Anm. 21) f. 10 ff.

25 Erna Lesky, Österreichisches Gesundheitswesen im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. In:
Archiv für Österreichische Geschichte 122 (1959) besonders S. 58-97, - hier auch über Anton von Störck,
S. 204-214.

26 A Mengen, Ratsprotokolle, PS 176/79 (W. Bleicher).

27 Armin Wankmüller, Apotheken und Apothekenwesen der vorderösterreichischen Gebiete Württembergs
. V. Die vorderösterreichischen Apotheken in Oberschwaben, 5. Die Apotheke in Saulgau. In:
Wankmüller, Beiträge zur Württembergischen Apothekengeschichte 1950-1977. Bd. II, S. 14. - Dem
Autor dieser materialreichen Arbeiten verdanke ich wichtige Daten. - F. j. Klaus, Die Apotheke im
Dienste der Volksgesundheit. In: Verbo. Schwäbische Zeitung vom 11. 2. 1941, Nr. 35.

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