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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0136
Manuel Werner

Vorsänger und für die Bibellesung ist geschichtsmächtiger geworden als der prächtige Tempel
mit seinem Opferaltar. Die Laiengemeinde hat sich hier für Gebet, Schriftlesung und
Schriftauslegung gottesdienstliche Formen geschaffen, durch die nicht allein das Judentum
bewahrt, sondern auch die christliche Kirche entscheidend geprägt worden ist 134.

Name

Das Wort Synagoge kommt aus dem Griechischen und bezeichnet ursprünglich die
Versammlung. Der hebräische Begriff für Synagoge ist Bet ha-Kenäsät. Wörtlich bedeutet er
»Haus der Zusammenkunft«, »Haus der Versammlung«135. Der israelitische Begriff bezeichnet
also das Gebäude, in dem die Versammlung stattfindet, nicht aber die Zusammenkunft selbst.
Die Synagoge, also die gottesdienstliche oder Gebetsversammlung, findet somit in einem Bet
ha-Kenäsät statt. Schon seit langem aber wird unter dem Begriff Synagoge das Gebäude
verstanden. Die Synagogen waren nicht vor allem Wohnung Gottes wie der Tempel136.
Ursprünglich diente die Synagoge nicht nur als Gebetshaus, sondern auch als Gemeindezentrum
, in dem alle Gemeindeangelegenheiten erledigt wurden. So befand sich dort meist (in
Nebenräumen) eine Schule für die Jugend; Erwachsene konnten die Tora137 studieren und sich
in religiösen Fragen unterweisen lassen; Arme und Fremde wurden dort gastlich aufgenommen
und bewirtet138.

Im jüdischen Volksmund, in der jiddischen Volkssprache, hieß die Synagoge Schul. Oft
wurde aus dem allen zugänglichen Unterrichtszimmer (dem Bet Midrasch) allmählich eine
Synagoge. Diese wurde dann im Volksmund weiterhin als Schul bezeichnet. Diesen Namen
behielt sie auch dann bei, wenn sie schon längst keine Schul im ursprünglichen Sinne mehr
war139. Im Reformjudentum wird die Synagoge gern Tempel genannt140.

Bau

Einen eigenen synagogalen Baustil gab es nicht. Architektur wie Ausstattung lehnten sich
immer und überall an den herrschenden Zeitstil an und folgten dem Geschmack des jeweiligen
Kulturkreises. Allerdings setzten sich die Juden gern bewußt vom Baustil christlicher Kirchenbauten
ab, wobei sie Elemente aus anderen Kulturkreisen (z.B. maurische Kuppel und
Ornamentmuster) übernahmen. In der Neuzeit herrschte ein synkretischer Baustil vor; neben
neuromanischen und neugotischen Synagogen dominiert der orientalische oder maurische
Stil141. Juden war der Zutritt zu den christlich orientierten Zünften verwehrt. Die Ausführung
der Sakralbauten und deren Ausstattungen übernahmen christliche Handwerker und Künstler.

134 Vgl. Reinhold Mayer, Der Talmud. München 1980, S.455.

135 JRS, S. 9.

136 Vgl. Reinhold Mayer, Der Talmud. München 1980, S. 455, Anm. 1.

137 Der Terminus Tora besagt in seiner Grundbedeutung »Lehre, Unterweisung, Weisung«. Die
Wiedergabe mit »Gesetz« erfaßt nur einen Teilaspekt und ist eine zu Mißverständnissen Anlaß gebende
Bedeutungsverengung. Im speziellen Sinne kann der Terminus verwendet werden für einen bestimmten
Komplex von Gesetzen; für den Pentateuch (die fünf Mose zugeschriebenen Bücher Genesis, Exodus,
Levitikus, Numeri und Deuteronomium); für die ganze Bibel und schließlich auch für das ganze Korpus des
traditionellen jüdischen Gesetzes. Vgl. KLJ, S. 301 f.

138 Vgl. F, S. 54 f.

139 Vgl. JRS, S. 9 ff.

140 Vgl. KLJ, S. 255 ff. und S. 286.

141 Vgl. KLJ, S. 286.

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