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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0138
Manuel Werner

Gemäß seiner heiligen Aufgabe als »Hüter der Thorarollen« ist der Toraschrein entsprechend
eingerichtet und geschmückt. Die Juden in Deutschland hängen einen Vorhang vor den
Eingang. Die Bezeichnung für Bundeslade und Vorhang - Aron ha-qodäsh und Parokät - gehen
noch auf die Lade zurück, in der die beiden steinernen Bundestafeln lagen144. In der Lade
befinden sich die Tora-Rollen, die bestimmten Vorschriften entsprechen und ohne Makel sein
müssen. Vor der Lade hängt die ständig brennende Lampe (Ner Tamid), die an das nie
erlöschende Licht des siebenarmigen Leuchters im Tempel erinnern soll.

Gewöhnlich befindet sich mitten im Synagogenraum ein erhöhter Platz, eine Art Podium.
In Hechingen wurde er als Almemor - nach dem arabischen Ausdruck al-minbar (Kanzel der
Moschee) - bezeichnet145. Auf diesem erhöhten Platz befindet sich das Vorlesepult. Von hier
aus werden Tora und Haftara146 verlesen. Die Gebete hingegen werden an einem tiefer
gelegenen Standort in der Nähe der Lade gesprochen. Das Bet- oder Lesepult (Amud) für den
Chazzan147 befand sich vor dem Toraschrein.

Gemäß dem Bilderverbot des Dekalogs148 werden in der Synagoge Kultbilder und erst recht
Gottesdarstellungen weitgehend vermieden; als Schmuck dienen meist ornamentale Muster.

Die männlichen Teilnehmer des Gottesdienstes tragen in der Synagoge eine Kopfbedeckung
und oft einen Tallit (einen Gebetsmantel), einen viereckigen weißen Umhang, der ursprünglich
in Palästina als Ubermantel benutzt wurde.

Seit langem gibt es Sitzbänke mit kleinen Lesepulten und oft mit Behältern, in denen die
Gemeindemitglieder ihre Gebetbücher und Gebetsmäntel unterbringen können. Oft haben
Synagogen eine Empore oder Galerie für Frauen, die fast immer von den Männern getrennt
sitzen149. Diese Trennung wurde allgemein verbindlich erst seit dem 13. Jahrhundert eingeführt
und kann letztlich auf den Frauenvorhof im Jerusalemer Tempel zurückgeführt werden.
Die aktive Teilnahme am öffentlichen Gemeindegottesdienst ist eher Aufgabe der Männer150.

a) Die Judenschuol

Der Begriff Judenschuol oder Judenschule war ein im Volksmund gebräuchlicher, jiddischer
Ausdruck für Synagoge, der darauf zurückzuführen ist, daß die jüdischen Kinder darin auch in
den Elementen der Wissenschaft unterrichtet wurden151.

Graf Jos Niklas II. (1538-1558) verkaufte im Jahre 1546 den Juden für 50 Pfund Heller ein
Haus, das zur Judenschule (d. h. Synagoge) eingerichtet wurde152. Cramer führt dazu aus: »Die

144 Vgl. JRS, S. 16.

145 Vgl. Notizblatt der Gesellschaft für Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler, Nr. 26. 1929, S. 7.
Lagerort: CAHJP, Inv. Nr. 1014/5. Vgl. auch den Abschnitt c) Synagoge in der Goldschmiedstraße unter:
Anbringen einer Predigt Canzel. Dieser Punkt bezieht sich auf CAHJP, Inv. Nr. S 107/5, Blatt 151. -
Anderer hebräischer Ausdruck für den erhöhten Platz: Bimah.

146 Wörtlich: »Trennung, Verabschiedung«. Der Begriff Haftara bezeichnet den prophetischen
Abschnitt aus der Bibel, der nach der Verlesung der Tora (hier: Fünfbuch) am Sabbat und an den Festtagen
im Synagogengottesdienst vorgetragen wird. Anders als bei der Lesung aus der Tora (Pentateuch) werden
die Texte aus den prophetischen Büchern nicht in fortlaufender Reihenfolge (lectio continua) vorgetragen.
Vgl. KLJ, S. 128.

147 Seit dem Mittelalter spezielle Bezeichnung für den Vorbeter bzw. Vorsänger (Kantor). Der Chazzan
leitet den Gottesdienst.

148 Der zehn Gebote.

149 Dies ist in toratreuen Gemeinden der Fall, während Reformgemeinden (v. a. in den USA) diesen
Brauch abgeschafft haben.

150 Vgl. F, S. 55 f.

151 Vgl. Manns, Geschichte der Grafschaft Hohenzollern im 15. und 16. Jahrhundert (1401-1605).
Hechingen 1897, S. 329, Fußnote 123. - Siehe hierzu auch F, S. 55.

152 Vgl. ChH II, S. 66.

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