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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0165
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Pfarrer Karl Harmuth schätzte den Zeitpunkt der Anlage des jüdischen Friedhofs auf
»vielleicht kurz nach 1700«. Zu diesem Ergebnis kam er durch vergleichendes Abschätzen der
Belegungsdichte. Der älteste lesbare Grabstein war der des am 18. Mai 1810 verstorbenen Jakob
Kauila. Dieser diente Harmuth auch als Grundlage der Feldmessung281.

Rabbiner Dr. Samuel Mayer überliefert als Zeitpunkt der Friedhofsanlage das erste
Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Ubereinstimmend aber fälschlicherweise wird tradiert, die
ältesten noch lesbaren Grabsteine stammten aus dem Jahr 1761. Dies berichten beispielsweise
Cramer2i2, die Chroniken der Stadt Hechingen283, und am 10. November 1952 die Schriftleitung
der Hohenzollerischen Zeitung284. Diesen Irrtum berichtigten allerdings schon im Jahre
1937 Rabbinatsverweser Leon Schmalzbach und der Kultusbeamte Karl Hamburger in ihrer
Gräberliste285. Sie schrieben: »Wann der jüdische Friedhof angelegt wurde, weiß man nicht
ganz genau. ... Es sind jedoch Grabsteine entziffert worden, die aus den Jahren (hebr.
Jahreszahlen) 1747/48, 1752 und 1753 stammen. Es handelt sich um folgende Steine: Nr. 832,
Nr. 833, Nr. 745 (s. Verzeichnis!)...«.

Möglicherweise läßt der Hinweis im Schutzbrief der Fürstin Maria Sydonia von Hohenzol-
lern (Vormünderin ihres Sohnes Friedrich Wilhelm) für Jakob Gedeon, seine Söhne und ihre
Familien vom 4. August 1672 auf einen hier bereits vorhandenen Friedhof schließen. In dem
Schutzbrief wurde diesen Juden außer der Genehmigung zur Niederlassung in der Stadt
Hechingen auch noch zugesagt, es bei ihrer bis dato hero ingehabter Begräbnis- undSynagog ...
zu belassen286.

Lage

Der jüdische Friedhof liegt sehr reizvoll und abgeschieden auf einem Hügel (dem
sogenannten Galgenrain), dessen Hang zum Gewann Holzwiesen und zur Verbindungsstraße
Hechingen-Sickingen abfällt. Nach NO und SO umschließen Nadelwaldungen die Ruhestätte
der Toten. (Auch auf dem sogenannten neuen Teil des Friedhofs fand sich anfangs etwas
Fichtenbestand.) Der sich an die Mauerreste anschließende Nadelwald bildet einen natürlichen
Schutz. Infolge der Hanglage und der damit verbundenen Erdbewegungen waren und sind die
Mauern und Grabsteine des Friedhofs ständig gefährdet. »So schön und malerisch der Friedhof
gelegen ist, die Unterhaltung desselben war und bleibt eine kostspielige Angelegenheit«287.

Der Friedhof bildet ein Rechteck von etwa 300 m Länge und ca. 35 m Breite. Der alte Teil
hat einen Flächeninhalt von 45,6 Ar, der neue Teil einen von 27,53 Ar. Rechter Hand des durch
ein handgeschmiedetes Tor verschlossenen Eingangs steht die 1907 fertiggestellte Friedhofshalle
. Kultusbeamter Hamburger und Rabbinatsverweser Schmalzbach schreiben ferner: »Der
alte Teil mit seinen weiten Rasenflächen und seinen hohen, schattenspendenden Bäumen
erinnert an andere jüdische Friedhöfe, deren Gräber ohne jeglichen Blumenschmuck (in treuer
Beobachtung des jüdischen Brauches) ein vielfach ergreifenderes Empfinden im Herzen der

281 Auf dem Hechinger Judenfriedhof. Kleine Studien und Betrachtungen, II, von Pfarrer Dr. Karl
Harmuth, erschienen am 10. 11. 1952 in der Hohenzollerischen Zeitung. Lagerort: HHBH, R. 12.
XXIX.

282 C, S. 207.

283 ChH II, S. 193 und ChH III, S. 165. (Letztere erschien 1980 im Selbstverlag der Stadt Hechingen).

284 In einer Anmerkung zu dem oben (Anm. 281) genannten Artikel von Karl Harmuth.

285 Hamburger-Schmalzbach, Israelitische Gemeinde Hechingen, Gräberliste mit Verzeichnis,
Dokumente, Familiengeschichten. Hechingen 1937. Lagerort einer Abschrift: SAH, RSAJ, Inv. Nr. 1379.

286 Diesen Hinweis verdanke ich freundlicherweise einer Mitteilung von Frau Oberstaatsarchivrätin Dr.
Kuhn-Rehfus, Staatsarchiv Sigmaringen. - Zu diesem Fragenkomplex vgl. auch Otto Werner, Wie alt ist
der Hechinger Judenfriedhof? Hechingen 1984.

287 Vgl. GL, S. IV und V.

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