Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0175
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

Schriften und das Aufzeichnen der Nummern beanspruchte den Sommer und den Herbst 1936.
Ganz allgemein muß festgestellt werden, daß die Aufnahme der Grabsteine zu spät kommt. Die
Registrierung hätte schon vor mindestens 50 Jahren geschehen sollen. Denn das verwendete
Material, meist leicht der Verwitterung ausgesetzte Sandsteine, sowie die geringe Tiefe der
eingehauenen Buchstaben haben eine Unmenge von Inschriften zerstört oder nur teilweise
belassen. Hierzu kommt noch die Lage des Friedhofs an einem feuchten Bergabhang, der
dauernd in Bewegung ist und ohne Aufhören Grabsteine und Mauerwerk zum Einsturz bringt.
Immerhin wurde getan, was möglich war. Die Hauptarbeit war anfangs November 1936
vollendet...«318.

Bevor Herr Hamburger eine genaue Reinschrift dieser Registrierung anfertigte, heißt es
schon in einem Protokoll der Sitzung der israelitischen Kultusverwaltung vom 26. September
1936:

Der Vorstand der jüd. Gemeinde stellt in der heutigen Sitzung fest, daß in den letzten Monaten
ein Werk vollendet wurde, das schon vor Jahren nötig gewesen wäre, die genaue Aufnahme,
Numerierung und Feststellung der Grabsteine unseres Friedhofs, das ehrwürdigste historische
Dokument, das unsere Gemeinde besitzt. Sie spricht den Herren Schmalzbach und Hamburger
für ihre Opferwilligkeit, mit der sie sich dieser Arbeit unterzogen haben, ihren besten Dank aus.

gez. Emil Weil
Isidor Weil
Max Singer
E. Gutmann
Walter Frank319.

Bei der Reinschrift leisteten die Standesamtsbücher der israelitischen Gemeinde (Toten-,
Geburts-, Familien- und Trauungsbücher) sowie Unterlagen des Oberrats der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Württembergs in Stuttgart nützliche Dienste. Von Herrn Hamburger
wurden nicht nur die Namen der Verstorbenen festgestellt, sondern gleichzeitig ein Buch
angelegt, das Aufschluß über die Voreltern der Verstorbenen gab. Bei allen Namen führte er
nach Möglichkeit die Eltern väterlicher- und mütterlicherseits, die Ehegatten, die jüdischen
Namen (wie sie auf den Grabsteinen standen), Geburtsort und -tag sowie Sterbedaten in
»bürgerliche!/] und jüdische[r] Zeitrechnung« auf. Hamburger und Schmalzbach übernahmen
bei der Deutung »mancher Inschrift« keine Garantie. Zum einen seien infolge der Verwitterung
viele Schriftzeichen mehrdeutig, zum zweiten fänden sich »auch in der Schrift selbst Fehler,
indem z.B. die hebr. Jahreszahl nicht mit der bürgerlichen übereinstimmfe]; vielfach [seien]
auch die hebr. Buchstaben falsch geschrieben, was zweifellos auf mangelnde Beaufsichtigung
des Steinmetzen schließen« lasse320.

Nachdem (auf dem Hechinger Judenfriedhof beispielsweise am 3. März 1940 und in der
Woche vor Ostern 1940) viele Grabsteine israelitischer Friedhöfe umgeworfen, beschädigt oder
sogar zertrümmert worden waren, wurden im Auftrag des Reichsinstituts für Geschichte des
neuen Deutschlands in den Jahren 1943/44 die Grabinschriften der Judenfriedhöfe aufgenommen
, da sie die einzige Quelle für die genealogische Erforschung des Judentums und seiner
Verbreitung im deutschen Volkskörper darstellen™. Aus diesem Grunde seien die Grabsteine

318 GL, S. I—III.

319 GL, S. III.

320 Vgl. GL, S. III und IV.

321 Schreiben des Staatsarchivs Sigmaringen vom 13. Nov. 1943, Tagebuch-Nr. 490 an den Bürgermeister
der Kreisstadt Hechingen. Aus den Akten des Landratsamts Hechingen mit der Kennzeichnung
»Pol. 1001«.

173


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0175