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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0182
Manuel Werner

Sogar nach dem Krieg und der nationalsozialistischen Herrschaft wurden diese antisemitischen
Aktionen fortgesetzt. So war am 26. April 1952 in der Hohenzollerischen Zeitung
(Nr. 65) zu lesen:

»Unfug auf dem jüdischen Friedhof

Die Israelitische Kultusvereinigung in Württemberg und Hohenzollern gibt bekannt, daß in der
vorigen Woche auf dem jüdischen Friedhof in Hechingen drei Grabsteine umgeworfen worden
sind. An die Staatsanwaltschaft wurde Anzeige erstattet.«

Pfarrer Karl Harmuth schreibt in Abschnitt IV seines in der Hohenzollerischen Zeitung im
November 1952 erschienenen Artikels: Auf dem Hechinger Judenfriedhof... u. a.: »Als ich die
Friedhofskapelle betrat, schämte ich mich einen Augenblick, ein Deutscher zu sein, - sie ist von
roher Hand total verwüstet. Rechnen wir das, was damals geschehen ist, zu Deutschlands
größter Erniedrigung und schweigen wir darüber, aber ich komme ins Sinnen und kann meine
Gedanken nicht bannen. War das deutsch gehandelt damals? - Nein! - völlig undeutsch. Das
war barbarisch, asiatisch, tartarisch, russisch gehandelt, aber nicht deutsch. ... Wie war das
möglich? - Wie konnten weiteste Kreise des deutschen Volkes so entsetzlich hörig werden?
Doch weg mit diesen Gedanken. Diese Mindermenschen, die damals den Befehl gaben, dort
draußen die Ruhestätte der Toten zu verwüsten, sind von der Geschichte gerichtet. Übrigens
muß zur Ehre der Stadt Hechingen gesagt werden, daß man auf dem Friedhof selbst in den
Gräberreihen nicht mehr die geringste Spur irgenwelcher Verwüstung wahrnimmt, alle
Grabsteine stehen tadellos aufrecht und unbeschädigt an ihrem Platze, Friede und freundliche
Ruhe liegt über der Stätte des Todes«338.

Am Freitag, den 27. August 1965, war in der Hohenzollerischen Zeitung folgende
Mitteilung abgedruckt:

»Wertvolle Glasscheiben zerstört

Bei einer in den letzten Tagen durchgeführten Inspizierung des Hechinger Judenfriedhofes
wurde die Feststellung gemacht, daß zahlreiche Fensterscheiben der Kapelle im Verlauf der
letzten drei Wochen zerstört wurden. An den acht Fenstern, die aus je 16 Einzelscheiben
zusammengesetzt sind, sind 44 kleine Einzelscheiben zertrümmert worden. Da es sich dabei um
farbige Gußgläser handelt, beläuft sich der Schaden auf mehrere hundert Mark. Es wird
vermutet, daß die Scheiben von Kindern mit einer Schleuder eingeschossen wurden. Politische
Motive dürften ausscheiden. Die Fahndung nach den unbekannten Tätern wurde aufgenommen


Wiederherstellung

In der HHBH lagert unter R. 28. VIII. u. a. folgende Notiz: Die Grabsteine mußten von
den Nazis wieder aufgestellt werden und der Friedhof befindet sich wieder in ziemlich gutem
Zustand, mit Ausnahme der Leichenhalle. Im Dezember 1945 wurde auf Weisung der
Militärregierung vom Bürgermeisteramt Hechingen eine monatliche Umlage der Kosten für die
Wiederherstellung des Judenfriedhofs von ehemaligen Mitgliedern der NSDAP erhoben. Im
Frühjahr 1946 zog die französische Militärregierung Personen zur Wiederherstellung des
Judenfriedhofs heran. Die Arbeiten beaufsichtigte Architekt Hermann Selig339.

Bei der 700-Jahr-Feier der Hohenzollernstadt Hechingen übergab Bürgermeister Bindereif
den neu instandgesetzten jüdischen Friedhof an eine Abordnung der israelitischen Kultusver-

338 Lagerort: HHBH R. 12 XXIX. Siehe auch die Zitate aus derselben Quelle in Kapitel XIV. Das Ende
der israelitischen Gemeinde Hechingen.

339 Siehe SAH, Aktenplan 8410 Judenfriedhof, Bd. 8410/J, Bestattungswesen Jüdischer Friedhof
1942-1961.

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