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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1984/0222
Manuel Werner

Himmel). Auch gilt der siebenarmige Leuchter als Symbol des alten Testaments. In der
christlichen Kunst des Mittelalters symbolisiert die Menorah häufig das Judentum482.

Wein: Der Brustschild aus dem Jahre 1680 ist außer mit zwei Säulen besonders mit
Weinpflanzen und -trauben geschmückt. Nach biblischer Tradition verweist der Wein auf
Dimensionen wie Freude und Fülle der von Gott kommenden Gaben. Er gehörte zu jedem
festlichen Mahl (v. a. Sabbatmahl und Päsachmahl). Im jüdischen (und christlichen) Symboldenken
ist der Weinstock ein heiliger Strauch mit vielfältiger symbolischer Bedeutung. So gilt er
u. a. als allgemeine Chiffre des Wohlstandes, der zwölf Stämme Israels und damit als Sinnbild
des Volkes Israel, für das Gott ebenso Sorge trägt wie der Mensch für seinen Weinberg. Daher
übernahm man wohl besonders gerne das Weinranken- und Weintraubenmotiv in der
synagogalen Kunst und Architektur483.

10. Verbleib der Kultgegenstände

Im Jahre 1938, ungefähr acht Tage nach der sogenannten Reichskristallnacht, wurden die
Kultgegenstände der Israelitischen Gemeinde beschlagnahmt, darunter nach Carl Hamburger
auch die 23 Torarollen, der Silberschmuck und die sämtlichen kostbaren Vorhänge (Borochis).
Weiter berichtet Hamburger, daß etwa drei Wochen später diese Gegenstände wieder
zurückgegeben wurden. » Von den... Ritualien fehlte nicht das Geringste,.. .*484. Abweichend
sind in dem Verzeichnis der Beschlagnahmungen vom 18. November 193 8 485 (also acht Tage
nach der Reichskristallnacht) lediglich 15 Gebetsrollen, Pergament auf Holzrollen angeführt.
Weiter nennt das Verzeichnis u. a. alte Gebetbücher und Gesangsbücher (ca. 50 Bände), eine
grosse Anzahl älterer und neuerer Schriften, Gebetbücher, Monatsblätter u. a., einen großen
goldbestickten Vorhang, eine Anzahl Vorhänge, bestickte Tücher teils mit Goldstickerei, lose
und in Schachteln, eine Holztafel mit hebräischer Inschrift, Geräte der jüdischen Kulthandlung
(Becher, Tafeln und Zeigestäbe und dergleichen, teils Silber teils versilbert (ca. 20 Stück), 1
Messing-Leuchter, massiv, ca. 15 Pfund.

Uber den Verbleib dieser Kultgegenstände konnte bislang nichts in Erfahrung gebracht
werden. Die Gegenstände, die sich als Erinnerungsstücke an die israelitische Gemeinde im
Heimatmuseum Hechingen befinden, stammen höchstwahrscheinlich aus jüdischem Privatbesitz486
. Darunter befinden sich jedoch weder Tora-Rollen noch Tora-Schilde, Mäntel, Auf-

482 Vgl. Herder Lexikon Symbole. Freiburg 1978, S. 101. Siehe auch Abschnitt 5. Leuchter unter b)
Menorah.

483 Vgl. Herder Lexikon Symbole, S. 182.

484 Handschriftliche Niederschrift von Carl Hamburger vom 5. April 1943. Lageron CAHJP, Inv.
Nr. 1014/9.

485 Verzeichnis der beschlagnahmten Archivgegenstände am 18. November 1938 im Israelitischen
Gemeindehaus und in der Synagoge in Hechingen. Lagerort: SAH, Aktenplan 5422, Bd. Rechtsverhältnisse
der Israelitischen Gemeinde.

486 Hier bin ich auf Vermutungen angewiesen. - In Privatbesitz (Herr Arthur Fauser) befindet sich eine
Esterrolle (Megillah), die Frau Paula Fauser von Rabbinatsverweser Schmalzbach geschenkt wurde. Die in
hebräischer Sprache gedruckte Papierrolle ist mit zahlreichen Illustrationen versehen (Verlag für Deutschland
: Jüd. Buch- u. Zeitschriften-Verlag Robert Alter, Berlin SW 68 / Copyright 1936 by Dr. Herbert
Loewenstein, Tel Aviv/ Printed by M. Lessmann Berlin). Dieses Geschenk ist wegen der Bezüge der
Estererzählung zu der Situation der Juden im Dritten Reich bemerkenswert. Haman, der Wesir des
Perserkönigs, der Erzbösewicht und Prototyp des Feindes des Judentums, wollte alle Juden ermorden
lassen und wurde selbst getötet. (Zahlreiche Volksbräuche sind mit der Person des Haman verbunden, so
z. B. lautes Geschrei, Aufstampfen mit den Füßen, Ratschen-Drehen der Kinder, wenn dessen Name
während der Verlesung der Esterrolle in der Synagoge am Purimfest erwähnt wird. Mancherorts wurde eine
Haman-Puppe an Purim verbrannt oder aufgehängt).

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