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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0012
Rudolf Gauger

und wenn der sich versage, vor den jungen König aus Thüringen oder sogar vor den Papst! Mit
dem »jungen König aus Thüringen« kann der Sänger nur Heinrich Raspe meinen, den letzten
Landgrafen von Thüringen, den Schwager der Heiligen Elisabeth, die er mit ihren Kindern von
der Wartburg bei Eisenach vertrieb. Dieser Heinrich Raspe ließ sich am 22. Mai 1246 zum
Gegenkönig von König Konrad IV. wählen. Er zog gegen diesen zu Feld, war anfangs auch
siegreich, wurde aber dann bei Ulm geschlagen. Schon am 17. Februar 1247 starb er auf der
Wartburg. Das erwähnte Lied muß also entstanden sein, als Heinrich Raspe schon zum König
gewählt und noch am Leben war, also zwischen dem 22. Mai 1246 und dem 17. Februar 1247.

Wir dürfen annehmen, daß auch die übrigen Lieder Hugs in diesen Jahren vor der
Jahrhundertmitte entstanden sind. Daß Hug damals noch ein jüngerer Mann war, geht aus
einem anderen Lied hervor, in dem er von »uns Jungen« spricht. Alles deutet also darauf hin,
daß Hug um 1220 als Sohn des Albert von Werben wag geboren wurde und seine Lieder als etwa
25jähriger dichtete. Sein Auftreten als Minnesänger dürfte eine kurze Episode in seinem Leben
gewesen sein.

Aus den Urkunden erfahren wir nur wenig über die Person des Minnesängers. Können wir
seinen Liedern mehr entnehmen? Das ist von vornherein unwahrscheinlich. Die Minnesänger
waren keine Erlebnislyriker wie etwa Goethe. Ihre Themen waren ihnen weithin vorgegeben.
Da blieb wenig Raum für ganz Persönliches. »In den Thalen der Provence«, heißt es in einem
Gedicht Ludwig Uhlands, »ist der Minnesang entsprossen, Kind des Frühlings und der
Minne...«. Die deutschen Minnesänger hielten sich, was ihre Themen angeht, weithin an das
Vorbild der provenzalischen. Auch ihre Lieder sind zumeist »Kinder des Frühlings und der
Minne«. Sie folgten dem provenzalischen Vorbild auch darin, daß sie sich häufig in die Lage
eines Liebenden versetzten, der weiß, daß die Liebe zu seiner Dame unerfüllt bleiben muß, aber
nicht von dieser Liebe läßt. Denn aus ihr, der hohen Minne, erwächst dem ritterlichen Sänger
der hohe Mut, der sein Leben erhöht und ihm Schwung verleiht.

So dürfen wir von den fünf Liedern des schwäbischen Minnesängers aus dem Donautal
kaum biographische Aufschlüsse erwarten.

Auf den folgenden Seiten stehen die fünf Lieder Hugs von Werbenwag in der Textgestalt, in
der sie in der Manessischen Liederhandschrift erscheinen, nur in anderer Reihenfolge. Wir
haben Satzzeichen hinzugefügt und in einigen Wörtern s durch ß ersetzt. Außerdem haben wir
den Liedern Paraphrasen in heutigem Deutsch und einige Lesehilfen beigegeben.

DIE FÜNF LIEDER HUGS VON WERBENWAG

i

Fröidenricher, süesser meie,

du solt willekomen sin!

Schöne bluomen maniger leie

bringet uns din liehter schin.

Ja hastu die werlt vil gar geschönet,

fri gefrönet vogellin.

Da bi hört man süesse singen

die vil liebe nahtegal,

in dem walde lute erklingen

ir vil wunneklichen schal.

Da hat si den sumer wol gehuset:

verkluset stet ir sal.

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