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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0038
Huben Stekeler

sich bei der Wohllöblichen Beamtung in Beuron nicht im geringsten zu rechtfertigen habe.
Uberhaupt wolle man sich in Sigmaringen für die Zukunft solche Bitt- und Protestbriefe der
Thalheimer Lehenträger durch das Obervogteiamt Beuron verbitten, da der Inhalt der Briefe
meist auf falschen Angaben der Untertanen beruhe und zu keinem anderen Ziele führe, als die
Eintracht zwischen ihrer unmittelbaren Obrigkeit (Obervogteiamt) und ihrem Landesherrn
(Herrschaft Sigmaringen) zu stören und geflissentlich zu unterbrechen.

Endlich - im Jahre 1816 - erhält die Gemeinde die Thalheimer Waldungen per Vertrag als
Gemeindwaldungen zugesprochen. Sie mußte zur Ablösung der jährlichen Steuerlast und der
herrschaftlichen Beholzungsrechte an die Sigmaringer Herrschaft einen einmaligen Abschlag in
Geld zahlen. Den mit 33 ha relativ großen Distrikt Madenhäule an der Rohrdorfer Grenze nahm
die Herrschaft aus der Ablösemasse heraus. Das Madenhäule blieb Herrschaftswald und wurde
vom Gemeindewaldbannwarten gegen eine jährliche Belohnung hinsichtlich des Forstschutzes
mitbetreut. Schon 1833 will das Forstamt Sigmaringen das Madenhäule veräußern, da es in
mehrfacher Beziehung unbequem sei16. Ein ganzes Jahr lang steht man mit der Stadt Meßkirch
wegen einer Vertauschung des Madenhäules mit dem Meßkircher Gänsler im Revier Inzigkofen
in intensivem Kontakt. Ende 1834 wird die Sache ergebnislos eingefroren. 1847 nimmt das
Forstamt Sigmaringen noch einmal einen Anlauf. Jetzt wollen die Meßkircher den Gänsler
jedoch nur eintauschen, wenn sie neben dem Madenhäule noch ein Waldstück in Igelswies
erhalten. Am 24.1.1848 bricht das Forstamt Sigmaringen die Verhandlungen über den Tausch
ab, weil der Tausch doch nur zustande käme, wenn die Stadt Meßkirch einen erheblichen Vorteil
bekommen würde. Oberforstmeister Karle faßt in seinem Bericht an die Fürstliche Regierung
zusammen, daß außer der Gemeinde Thalheim nun wohl schwerlich ein anderer Käufer
auftreten könnte. Aber auch die Gemeinde, weil sie im allgemeinen arm sei, werde sich wohl nur
auf einen Kauf einlassen, wenn sie das Madenhäule zu einem ganz billigen Preis erhalten könne.
Auch ein Verkauf im Detail, etwa in Stücken von der Größe eines Morgens, werde ebenfalls
nicht zu dem gewünschten Ziele führen, da hierbei nur die Bürger von Thalheim konkurrieren
könnten, und diese in großer Mehrheit arm und verschuldet seien. Man wolle daher alles in
seinem bisherigen Verhältnis belassen, bis sich günstigere Verhältnisse darbieten würden. Diese
günstigen Verhältnisse ließen 90 Jahre auf sich warten. Erst 1938 wurde das Madenhäule von der
Fürstl. Hohenzollernschen Verwaltung gegen den Fürstenbergischen Butzen in Vilsingen
eingetauscht. Seit dieser Zeit gehört das Madenhäule den Fürstenbergern, die damit ihren
Rohrdorfer Besitz arrondieren konnten.

Die Ablösung des übrigen Gemeindewaldes im Jahre 1816 bedeutete nun freilich nicht, daß
die Gemeinde in ihrem Wald jetzt frei schalten und walten konnte. Wie auch heute unterlag die
Holzwirtschaft der Aufsicht des Forstamtes. Ausschlaggebend für die Gemeinde war aber, daß
die jährliche Steuerlast aus dem Herrschaftswald sowie die herrschaftlichen Beholzungsrechte
in diesem Wald abgelöst waren. Weiter schlug der Bestandswert der Waldungen nun im
Vermögenshaushalt der Gemeinde beachtlich zu Buche. Schließlich wollte man nun auch 1824
Teile dieses Vermögens zu barem Geld machen und beantragte beim Fürstlichen Forstamt die
Bewilligung eines jährlichen Holzverkaufs von 100 Klaftern17. Dies machte eine Schätzung des
Holzverbrauches und des Holzbestandes im Gemeindewald durch das Fürstliche Forstamt
notwendig (s. Tabelle auf S. 35).

Interessant an dieser Taxierung ist zunächst vor allem der Baumartbestand. Wie auch aus
Statistiken ersichtlich, bestand der Wald zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus noch über 90%
Laubwald (Buche, Birke, Esche). Die wenigen Nadelhölzer waren Föhrenaussaat, während wir
von der heute dominanten Ficht überhaupt nichts lesen. 50 Jahre später sah dann alles schon
ganz anders aus. Die abgeholzten Laubwälder wurden mit der wirtschaftlicheren Fichte neu
aufgeforstet. Das innerhalb von 100 Jahren fast umgedrehte Verhältnis Laubwald :Nadelwald

16 FAS NVA 3273.

17 Wie Anm. 3.

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