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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0059
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

waren, wodurch sie sich manchen Verdruß und nicht selten feindselige Gehässigkeit
zuzogen.

4. Er war Lokal-Schulinspektor, während in den meisten deutschen Staaten, selbst in Württemberg
, die Aufsicht über die israelitischen Schulen nur den Ortspfarrern oblag, vielleicht weil
befürchtet wurde, daß noch mancher Zelot seinen Einfluß zum Nachteil der Schule
anwenden könnte.

5. Er war mit der Einrichtung und Führung der Geburts-, Trauungs-, Sterbe- und Familien-
Register beauftragt, während diese Bücher z.B. in Württemberg von den Ortspfarrern
geführt wurden.

6. Ohne den vom Leichenschauer auszustellenden und dem Rabbiner (in anderen Staaten dem
Pfarrer) zu übergebenden Leichenschein durfte er keine Beerdigung vornehmen.

Im 19. Jahrhundert nahm das Rabbineramt in West- und Mitteleuropa sowie in den USA
einen Charakter an, der mit seinen seelsorgerlichen und administrativen Pflichten jenem
kirchlicher Geistlicher nahekam, auch entsprechende Amtstrachten wurden eingeführt. So
strebte auch Rabbiner Dr. Mayer eine Gleichwertigkeit mit dem Amt des Pfarrers an. Bereits bei
seiner Bewerbung führte er gegen das Argument aus der Hechinger israelitischen Gemeinde,
daß man keinen Rabbiner brauche, das priesterliche Amt als Richtschnur an509: Allein ist es
nicht der heilig große Beruf eines Rabbiners vom 19.Jahrhundert und vom Fürstentum
Hohenzollern-Hechingen, daß er dem der Zeit entfremdeten Volke durch Predigten Licht und
Wahrheit verkünde? Wird doch in jedem christlichen Tempel alle Sonn- und Feyertage Moral
und Religion gepredigt und durch Catechisationen erläutert! Und die Israeliten meines
Vaterlandes sollen ewig ihren christlichen Mitbrüdern nachstehen,Und soll demnach nicht
auch das Rabbinat in diesem Geiste instituirt werden ?

a) Die Gemeinderabbiner

Die erste Nachricht von einem Rabbiner in Hohenzollern-Hechingen überliefert der letzte
Hechinger Rabbiner Dr.S.Mayer in seinem Aufsatz über die Geschichte der Israeliten in
Hohenzollern-Hechingen510. Dort berichtet er: »Unter den ersten, diesseits ansässig gewesenen
Israeliten war ein Rabbiner, welcher einzeln in dem Dorfe Steine wohnte.« Gemeint ist
wohl der heutige Ortsteil Hechingen-Stein. Über Aufgaben und Wirkungszeit dieses Rabbiners
ist leider nichts bekannt.

Aus den Jahren 1573 und 1574 sind dann verschiedene Abgaben von Juden an den
Zollergrafen aufgelistet. Darunter finden sich auch Einnahmen an Judenschuelgeld: Item von
dem Rabi von Georgi 1573 bis Martini desselben Jahres 20 Schueler gehabt, von jedem 'Aß.,
macht Wß. - Item von dem Rabi, der Juden Schuelmeister von Martini 1573 bis Jeori5U 1574
hat er 14 Schueler gehabt, von jedem 'Aß., macht 7 Gulden. Es ist also die Lehrtätigkeit eines
Rabi, der Juden Schuelmeister, überliefert, der von seinen Einnahmen an Schulgeldern pro
Schüler Vi Gulden an den Zollergrafen abzuliefern hatte512.

Die Rabbiner des Schwarzwaldbezirks versahen lange Zeit auch die jüdische Gemeinde
Hechingen. Ihren Sitz hatten sie in Mühringen. Im 18. Jahrhundert gewann der Ort Mühringen
allgemein für die Juden in Südwestdeutschland als religiöser Mittelpunkt eine große Bedeutung513
.

509 Schreiben des Rabbinats-Candidat[en] Dr. Mayer vom 12. November 1829 an den Fürsten. Lageron:
StAS I-X 1230. Der volle Text findet sich in Abschnitt b) Samuel Mayer unter dem Stichwort: Bewerbung.

510 Vgl. M, Sp. 523.

511 Georgi.

512 Vgl. Kraus, Juden im Zollerland. In: Zollerheimat 8.1939, S. 68 f. (Original in: DH, R128, Nr. 41 und
41a).

513 Vgl. S,S.93undS.129.

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