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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0061
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

er von 1771 bis 1778523. In Hechingen524 gründete David Dispeck eineJeschiva oder Jeschivah
genannte Talmud-Hochschule, die bis 1780 bestand. An die Tradition dieser von ihm
begründeten Schule konnte später die 1803 von Chaile und Jakob Kaulla errichtete Talmud-
Schule (Beth-ha-Midrasch) für jüdische Theologie-Studierende anknüpfen. Sein Werk »Pardes
David«525 hat David Dispeck in der jüdischen Welt berühmt gemacht. Samuel Mayer schreibt:
»Er hatte eine zahlreich besuchte Schule und hielt sehr viele gelehrte und witzige Vorträge in den
verschiedenen Synagogen seines Rabbinats-Bezirkes«526. Er merkt außerdem an: »Der gute
Mann beantwortete so viele über Mose ben Maimon527 aufgeworfene Fragen und Bemerkungen
, als Tage im Sommerjahre sind«528. Dispeck zog als Klausrabbiner529 nach Metz. Nach 1778
wirkte er an der dortigen Talmud-Hochschule, der Vorgängerin der Ecole Rabbinique in
Paris530. Sein Scheiden hinterließ große Zwietracht. Über den von ihm bestimmten Nachfolger,
seinen Schwiegersohn Jakob Samuel Schwabacher, kam es zwischen den Juden des Rabbinats-
bezirks »Im Schwarzwald« zu Streitigkeiten. Die Gemeinde in Mühringen erkannte den
Nachfolger aus Fürth wegen unbesonnener, hochmütiger Äußerungen der Schwiegermutter in
Gegenwart der versammelten Vorsteher der Gemeinde nicht an. Daher wurde schließlich Jakob
Samuel nur in Nordstetten, in Mühringen aber Abraham Weil, der Enkel von Nathanael Weil,
als Rabbiner angenommen.

Auch Hechingen bekam einen eigenen Rabbiner und ging eigene Wege, nachdem sich um
1780 Rabbi Jakob Samuel in Mühringen nicht durchzusetzen vermochte531.

Rabbiner in Hechingen

In Hechingen übte zunächst der Privatmann Abraham Epstein ohne besondere Autorisation
die rabbinischen Funktionen aus, bis auf Wunsch des Fürsten Löb Aach gewählt und als
Rabbiner aufgenommen wurde532.

Löb Aach (1784-1820)

Der in Trier geborene Löb Aach war, nachdem er die Schule des Rabbi Ezechiel Landau533
in Prag verlassen hatte, Kaulla'scher Hauslehrer geworden. Gleichzeitig war er Mohel5iA.
Außerdem unterrichtete er auch andere Jünglinge, z.B. Wolf Mayer, den Vater des späteren
Rabbiners Dr. Samuel Mayer, und Aron Liebmann, später K. K. österreichischer Hoffaktor, die
er veranlaßte, zu Fuß auf die Hochschule nach Prag zu reisen (1783)535. Auf Befehl des Fürsten
Joseph Wilhelm (1750-1798) erfolgte 1784 seine Einsetzung als Rabbiner zu Hechingen. Das
betreffende Dekret lautet:

Wir finden, daß unsre Judenschaft vielen Unruhen ausgesetzt ist, weilen sie bis auf diese Stunde
noch keinen Rabbiner eigen haben. Wir haben denen 2 Barnas™, als dem Jud Mendle undJud

523 Silberstein überliefert als Antrittsjahr 1772.

524 Nach Silberstein war der Sitz dieser Talmudschule in Mühringen.

525 Pardes (= Zitrusfruchtgaiten, Ziergarten, Park). Persisches Fremdwort im Hebräischen.

526 M, Sp. 523 f.

527 Der Name Mose ben Maimon (Maimonides, 1135-1204, Hauptvertreter der aristotelisch orientierten
Theologie im jüdischen Mittelalter) ist in hebräischen Buchstaben geschrieben.

528 M, Sp. 524, Anm. 16.

529 Rabbiner an einem Lehrhaus. Klaus (jiddisch) = Bet- und Studierstube (Bet Midrasch).

530 Ecol rabbinique de France in Paris, Rabbinerseminar, gegründet 1859.

531 Vgl. M, Sp. 523 f. S, S. 130. Encyclopaedia Judaica, 8. Bd., Sp. 175.

532 Vgl. M, Sp. 524, S, S. 130.

533 Ezechiel ben Judah Landau (1713-1793), Rabbiner von Prag und Böhmen, eine der bedeutendsten
halachischen Autoritäten seiner Zeit (vgl. KLJ, S. 184).

534 Beschneider.

535 Vgl. M, Sp.524.

536 Judenvorsteher.

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