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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0095
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

die Situation des Israeliten und hebt die menschliche Güte der Fürstin als fast einzigartig hervor:
»Es hat der Vorsehung gefallen, unserm Stamme die Königswürde zu nehmen, und uns ein
neues Vaterland anzuweisen. Aber man will uns noch immer nicht als gleichberechtigte Kinder
des Vaterlandes, in welchem wir doch schon seit beinahe zwei Jahrtausenden wohnen,
anerkennen, denn der Wahn ist noch mächtiger, als die Wahrheit. O, welche Wohlthat wird dem
Herzen des Israeliten erzeigt, wenn er mit Theilnahme und ohne Vorurtheil behandelt wird; er
fühlt sich heimisch und wird dankbar und treu. Und wer hat diese Wohlthat uns mehr erwiesen,
als unsere Fürstin? Ja, sie war auch Israels Zierde, sie war auch unser Stolz und unsere Freude,
aber: >entfallen ist die Krone unserem Haupte - weh' uns, daß wir gesündigt haben. Darum
trauert unser Herz, darum werden trübe unsere Augen<.« Ihre Wohltätigkeit schildert der
Rabbiner folgendermaßen: »Seht, wie sie eilet in die Hütte der Dürftigen, wie sie Trost spendet
am Lager der Kranken; wie sie das Licht den Blinden bringt, wie sie Kraft den Lahmen verleiht;
wie sie kleidet die Nackten und sättigt die Hungernden, wie sie emporrichtet die Verzweifelnden
und neues Leben den Verschmachtenden einflößt. ...Zerstöret nicht den schönen,
kindlichen Glauben an gute Engel, welche Gott uns sendet; er verbindet uns mehr mit Gott, er
ist die Brücke von der Erde in das Jenseits. Warum sollten wir nicht glauben, daß Gott die
Fürstin uns als einen Engel der Liebe und des Friedens gesandt hatte? Hat sie nicht wie ein guter
Engel gesprochen und gewirkt; hat sie nicht beständig die Noth gemildert, die Herzen versöhnt,
die Thränen gestillt, frohe Botschaft verkündet?« Zum Schluß der Leichenpredigt ruft der
Rabbiner Gott um Trost an: »Siehe, die besten Menschen sterben, Du aber bleibst derselbe und
Deine Jahre enden tue. ...O guter Gott, stille die Klagen, trockne die Thränen. Amen.«664.

2. Fest- und Feiertage

Neben dem allwöchentlich gefeierten Sabbat (Freitagabend bis Samstagabend) und dem
monatlichen Neumond unterscheidet man im Judentum folgende Feste:

a) die drei Haupt- oder Wallfahrtsfeste:

Pesach (Pascha, Mazzotfest) vom 15.-21./22. Nisan.

Shabu'ot (Wochenfest, Pfingsten), 6. und (nur in der Diaspora) 7. Siwan.

Sukkot (Laubhüttenfest) mit Simchat Tora (Torafreudenfest), 15.-21. bzw. 22. Tischri.

b) die Hohen Feiertage:

Ro'sh ha-Shana (Neujahr), 1./2. Tischri.
Jörn Kippur (Versöhnungstag).

(Die dazwischen liegenden »Zehn Tage der Umkehr« Bußtage).

c) Halbfeiertage:

Chanukkah (Chanukkafest, Fest der Tempelweihe), 25. Kislew bis 2.Tebet.
Tu bi-Shebat (»Neujahrsfest der Bäume«), 15.Schebat.
Purim (Losfest), 14./15. Adar.

Lag ba-Omär (33. = letzter Tag des Omerzählens), 18.1jjar.

d) Trauergedenktage (Fasttage), 3. Tischri, lO.Tebet, 13. Adar, 17.Tammus, 9. Ab.665.

Die einzelnen Fest- und Feiertage behandle ich hier nur insoweit, als lokale Nachweise für
sie zu finden waren.

Zum Sabbat wurden (von der Hausfrau) das Haus geputzt und geschmückt, die Festtagskleider
hergerichtet, das Essen sorgfältig zubereitet. Auf dem festlich gedeckten Tisch lagen die

664 Lagerort der Trauerrede: HHBH, R. 11.

665 Vgl. KLJ, S.99f. und F, S. 90-147.

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