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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0107
Die Juden in Hechingen als religiöse Gemeinde

6. Armenwesen

Unterstützung der einheimischen Armen durch das Fürstenhaus

Das Fürstenhaus von Hohenzollern-Hechingen nahm sich nicht nur der christlichen
Bedürftigen, sondern auch der israelitischen Armen an. Obwohl letztere als Schutzverwandte
galten, war solches Verhalten zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich und wurde in dem von
Kanzleidirektor Goekingk in Ellrich herausgegebenen »Journal von und für Deutschland« in
einem Bericht von 1784 eigens hervorgehoben: »Der Fürst von Hohenzollern, Hechinger Linie,
brachte einen Teil des Winters an dem Fürstenbergischen Hofe zu. Von da aus befahl er seinem
Canzler, daß derselbe unter den Armen eine gute Quantität Holz und Getreide austheilen lassen
sollte. Dies taten nun auch andere Fürsten. Allein, als derselbe am 25. Februar wieder nach
Hechingen zurückfuhr, fiel es ihm bey, was noch niemandem eingefallen war, daß die armen
Nachkommen der Kinder Israels, für welche der Herr ehedem Manna und Wachteln regnen und
eine Wolke zum Schutz gegen die Sonnenhitze vor ihnen herziehen ließ, bey der allgemeinen
Noth hungern, und unter dem Clima seines Landes frieren müßten. Er ließ daher einen
Judenvorsteher zu sich kommen und, nach eingezogener Erkundigung über die Bedürfnisse der
Gemeinde, demselben eine Partie Holz und Getreide zustellen, mit dem Befehl, alles unter seine
armen Religionsverwandten auszutheilen«723.

Im November 1838 erhielt Rabbiner Mayer von der Prinzessin Julie 50 Gulden zur
beliebigen Verwendung im Interesse der Gemeindearmen. Diese Summe legte der Rabbiner zur
Gründung eines Lokalschulfonds an723a. Am 6. Februar 1839 dankte die israelitische Deputation
öffentlich dem Fürsten für die Verteilung von Holz an die israelitischen Armen724. Am
24. Februar 1839 wurde eine »theatralische Vorstellung« »zum Besten der Armen« gegeben. Die
Gesamteinnahme von 80 Gulden und 36 Kreuzern verteilte man, nachdem »von gnädigster
Herrschaft die Berichtigung aller Unkosten übernommen« wurde, folgendermaßen: Die
Armen der christlichen Gemeinde erhielten 53 Gulden und 44 Kreuzer, den Armen der
israelitischen Gemeinde flössen 26 Gulden und 52 Kreuzer zu. Die israelitische Deputation
sprach in einer öffentlichen Notiz im Namen der Empfänger »den ehrfurchtsvollsten unterthä-
nigsten Dank aus« 725. - Aus der von Fürst Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen
(1730-1750) geschaffenen »Milden Stiftung« wurden von 1842 an Dreiviertel der Zinsen unter
die Armen in Stadt und Land ohne Unterschied der Religion verteilt, d.h. den Armenfonds der
betreffenden Gemeinden nach der Seelenzahl angewiesen726.

Als besonders hilfsbereit erwies sich die Gattin des Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin
(1838-1849). Rabbiner Dr. Samuel Mayer schreibt: »Die Durchlauchtigste Fürstin Eugenia,
geb. Prinzessin von Leuchtenberg, giebt jeden Monat einen Beitrag zur Armenkasse, wohnt
jedesmal der Schulvisitation bei, spendet Beiträge zur Veranstaltung der Schulkinderfeste,
unterstützt die armen Industrie-Schülerinnen durch angemessene Gaben, und besucht nicht
selten die Kranken, welche in Dürftigkeit leben« 727. Die sehr wohltätige Fürstin Eugenie
vermachte in ihrem Testament 1847 u.a. für die israelitischen Armen jährlich lOOGulden728.

723 ChH III, S. 183.
723a M, Spalte 568.

724 Vgl. Verordnungs- und Intelligenz-Blatt für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen vom 9. Februar
1839, S. 24. Siehe auch unter: Unterstützung der einheimischen Glaubensgenossen durch die israelitische
Gemeinde.

725 Vgl. Verordnungs- und Intelligenz-Blatt für das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen vom 2. März
1839, S.35.

726 Vgl. ChH II, S. 250.

727 M, Spalte 572.

728 Vgl. ChH III, S. 242. Siehe hierzu auch die von Rabbiner Mayer gehaltene Leichenrede in Abschnitt 1.
Kulthandlungen unter c) Leichenbegängnis.

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