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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0136
Manuel Werner

Lebensverhältnisse von wahrem und bleibendem Nutzen seyn sollte (II. Abschnitt §1). Die
wesentlich nothwendigen Lehrgegenstände - sowohl in der Elementar- als auch in der
Wiederholungsschule - waren:

1. Lesen;

2. Schön- und Rechtschreiben;

3. Kopf- und Tafelrechnen;

4. Verfertigung schriftlicher Aufsätze;

5. Unterricht in der deutschen und hebräischen Sprache, und zwar bei letzterer nicht bloß in der
Grammatik, sondern auch in allen hebräischen Lehrgegenständen, worin bisher die Schuljugend
unterrichtet worden war.

6. Religions- und Sittenlehre und somit überhaupt alles, was zur Erziehung und Bildung guter
Israeliten und Unterthanen wesentlich erfordert wird.

Dem Hauptunterricht in der Schule war von Geschichte, Erdbeschreibung, Naturlehre,
Naturgeschichte, Gesundheitslehre, Technologie und Landwirtschaft nur soviel beizufügen, als
für die gute Betreibung bürgerlicher Gewerbe oder des Feldbaues so wie für die Verdrängung des
Aberglaubens und anderer schädlicher Vorurtheile zweckmäßig und nothwendig war (§2).
Auch der Gesang sollte als ein Mittel zur Erheiterung und sittlichen Bildung der Jugend in der
Schule eingeführt werden. Die Kinder waren in Absingung geistlicher oder sonst anständiger
Lieder zu üben (§3). Neben den üblichen Fächern wurde die hebräische Sprache an der
israelitischen Schule gelehrt (vgl. Punkt 5 der Lehrgegenstände). Das Ubersetzen der täglichen
Gebete, der 5 Bücher Mosis und der betreffenden Prophetenabschnitte (Haftarot) gehört daher
zu den Lehrgegenständen.

Ziele: Ziele der Erziehung waren Folgsamkeit, Liebe und Dankbarkeit gegen Eltern und
Lehrer; Ehrerbietung und Gehorsam gegen den Landesfürsten, gegen geistliche und weltliche
Vorgesetzte; Arbeitsamkeit, Fleiß und geordnete Thätigkeit bei allem Tun; Anstand, Bescheidenheit
, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit, Redlichkeit, Leutseligkeit, Freundlichkeit, Dienstfertigkeit
, Verträglichkeit und Sanftmut gegen jedermann; Mitleiden und Barmherzigkeit gegen
Arme und Unglückliche; Hochachtung und Ehrfurcht gegen das Heilige (III. Abschnitt § 1).

Die Auflösung der israelitischen Volksschule

Unter der Überschrift »Einstellung des Unterrichts an der israelitischen Schule in Hechingen
« erschien am 16. April 1926 folgender Beitrag in den Hohenzollerischen Blättern:
»Hundert Jahre waren es 1925 her, daß anstelle des israelitischen Privatunterrichts in Hechingen
eine öffentliche israelitische Schule gegründet wurde. Inzwischen ist die einst große israelitische
Gemeinde Hechingen auf etwa anderthalbhundert Seelen verkleinert, und nur noch drei Schüler
besuchten heuer die israelitische Schule. Deshalb ist mit dem Beginn des neuen Schuljahres der
Unterricht an dieser Schule jetzt eingestellt worden. Ihre Schüler werden in anderen städtischen
Volksschulen untergebracht werden.«

Ausschluß jüdischer Schüler aus öffentlichen Schulen

Aufgrund ministerieller Anordnung vom 15.11.1938 wurden die schulpflichtigen jüdischen
Kinder aus öffentlichen Schulen ausgeschlossen. Die als jüdisch geltenden Hechinger Schüler
hatten bis dahin die evangelische Bekenntnisschule besucht. In der Abschrift eines Fragebogens
zur Geschichte der Hechinger Juden888 steht, daß unter dem Einfluß der NSDAP und der
Jugendorganisationen (HJ und BDM) die Mitschüler allmählich glaubten, daß die Judenkinder
minderwertig seien, und sich mehr und mehr von ihnen absonderten.

888 Lagerort: SAH.
132


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