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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0158
Manuel Werner

»Das Schächtverbot.

In dem gestern beschlossenen Gesetz heißt es u. a.: Warmblütige Tiere sind beim Schlachten vor

Beginn der Blutentnahme zu betäuben____Wer zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs

Monaten oder mit Geldstrafe bestraft. Das Gesetz tritt am l.Mai 1933 in Kraft«1000.

Walter Sauter schreibt in seinem Artikel über die Hechinger Straßennamen1001: »Im Zuge
der >Arisierung< hat die Stadt Hechingen die beiden Straßennamen Synagogenstraße und
Auerbachstraße im Jahr 1933 zwangsläufig abgeschafft.« Bis auf den heutigen Tag heißt die
ehemalige Synagogenstraße nunmehr Hohenbergerstraße.

Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933
erfolgte der Ausschluß »nichtarischer« Beamter aus dem Staatsdienst. Unter »Personenveränderungen
der Volksschullehrpersonen« findet sich in den Amtsblättern der Preußischen
Regierung zu Sigmaringen 1934 die Nachricht: »Name u. Vorname: Schmalzbach Leon;
Geburtstag: 13.10.82; Rel.-Bek.: israel.; Dienststellung: Lehrer im einstweiligen Ruhestand;
Art der Veränderung: Ubertritt in den dauernden Ruhestand; bisherige Dienststelle: Hechingen
; Zeitpunkt der Veränderung: 1.1.34« 1002.

Die Kreis- und Ortsgruppenleitung der NSDAP ließ Leute verwarnen, die ihre geschäftlichen
und persönlichen Beziehungen zu jüdischen Geschäften und Familien nicht abbrachen1003
.

Nachdem die jüdischen Mitbürger im gesellschaftlichen Leben immer stärker geächtet und
ihre Mitgliedschaft und Mitwirkung bei den örtlichen Vereinen unterbunden wurde, schlössen
sie sich enger zusammen und veranstalteten eigene Kulturabende. So meldete Rabbinatsverwe-
ser Schmalzbach beim Bürgermeisteramt Hechingen für den 26. Juni 1936 einen Kulturabend
an, zu dem Mitglieder benachbarter Gemeinden eingeladen waren. Bei der Durchführung dieser
Veranstaltung kam es zu Zwischenfällen, wie aus einem Bericht des damaligen Landrats in
Hechingen an den Regierungspräsidenten in Sigmaringen vom 27. Juni 1935 hervorgeht: Am 21.
des Monats hat mir der hiesige Bürgermeister berichtet, daß Rabbinatsverweser Schmalzbach
ihm angemeldet habe, daß der Preußische Landesverband jüdischer Gemeinden, Berlin-
Charlottenburg 2, am Mittwoch, den 26. des Monats, abends 8 Uhr in der Synagoge in
Hechingen einen Kulturabend veranstalten werde, zu dem die Mitglieder der israelitischen
Gemeinden Hechingen, Haigerloch, Horb, Tübingen, Rexingen, Balingen u.a. eingeladen
seien. Die Veranstaltung sehe vor: 1. Vortrag über »Vom Sinn jüdischer Geschichte«, Redner Dr.
Ludwig Landau in Frankfurt a. O., 2. Vortrag religiöser Lieder, Tenor Max Mansfeld, Berlin.
Außerdem werde der Synagogenchor der hiesigen jüdischen Gemeinde mitwirken. Nach
Anhörung der Staatspolizeistelle habe ich dem Herrn Bürgermeister am 24. des Monats
mitgeteilt, daß der angemeldete Kulturabend unter der Auflage polizeilicher Überwachung
stattfinden dürfe und daß die Überwachung durch die Staatspolizeistelle erfolge. Die Veranstaltung
hat demgemäß gestern abend stattgefunden. Der Leiter der dortigen Staatspolizeistelle,
Hauptmann der Gendarmerie..., hat sie überwacht. Der hiesige Kreisleiter, Herr Dr. Johann-
sen, der von der Veranstaltung Kenntnis erhalten hatte, hat hiervon seinen hiesigen Parteigenossen
Mitteilung gemacht. Obwohl ich ihn im Auftrage der Staatspolizeistelle gebeten hatte,
besorgt zu sein, daß Zwischenfälle vermieden werden, war schon bald nach Beginn der
Veranstaltung die Straße, in der die Synagoge liegt, von einigen hundert Mitgliedern derHJ und
des BdM, die eigens zusammengerufen und sämtlich nicht uniformiert waren, besetzt. U.a.
waren auch Kreisleiter Dr. Johannsen und Ortsgruppenleiter Weidle anwesend. Mit Sprechchö-

1000 Hohenzollerische Blätter vom 5. April 1933.

1001 Maschinenschriftlich. Lagerort: HHBH. Siehe auch HH 2. 1970, S.24.

1002 Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Sigmaringen. 1934, S. 4. Zitiert nach Otto Werner, Leon
Schmalzbach (1882-1942). Lehrer und Rabbinatsverweser in Hechingen. In: ZHG 16. 1980, S. 141.

1003 Vgl. die Abschrift eines Fragebogens zur Geschichte der Hechinger Juden. Lagerort: SAH.

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