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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0170
Manuel Werner

Bei dieser Aktion wurden viele Württemberger ermordet. Nur etwa vierzig der 1050 nach Riga
Deportierten haben das Kriegsende überlebt. Viele gingen während der Zwangsarbeit an
Hunger, Krankheiten und Kälte zugrunde, mindestens ebensoviele starben vor den Gewehrläufen
der Exekutionskommandos der SS 1032.

Nach Riga wurden am 27.11.1941 von Hechingen aus deportiert:

Der Kaufmann Isidor Bernheim (geb. 7. i0.1888). Er wurde für tot erklärt.

Seine Ehefrau Liesel Bernheim, geb. Hirschfeld, (geb. 17.5.1891). Sie wurde ebenfalls für

tot erklärt.

Klothilde Bernheimer (geb. 31.1.1882). Sie gilt als verschollen.
Der Kaufmann Otto Hofheimer (geb. 24.5.1894). Er wurde für tot erklärt.
Seine zweite Ehefrau Martha Hofheimer, geb. Grumbacher, (geb. 16.12.1905).
Seine Tochter Edith Hofheimer (geb. 3.4.9132). Sie gilt als verschollen.
Der Kolonialwarenkaufmann Alfred Löwenthal (geb. 19.3.1892). Er war seit 15.6.1939
neuer Vorsteher der israelitischen Gemeinde Hechingen und bis zum 30.9.1941 Vertrauensmann
für die Juden in Hechingen. Auch er gilt als verschollen.
Die Witwe Mina Löwenthal, geb. Neckarsulmer, (geb. 25.12.1892). Sie wurde für tot
erklärt.

Die ledige Hausgehilfin Pescha Nowenstein (geb. 22.12.1899). Sie war polnische Staatsangehörige
1033 und gilt als verschollen.

Der Lehrer i. R. und Rabbinatsverweser Leon Schmalzbach (geb. 13.10.1882). Er wurde für
tot erklärt.

Seine geschiedene Ehefrau Mina Schmalzbach, geb. Weil, (geb. 3.11.1888). Sie wurde
ebenfalls für tot erklärt.
Am 24. April 1942 wurden von Hechingen nach Izbica deportiert:

Der Kolonialwarenkaufmann Edmund Eppstein (geb. 19.10.1877). Er wurde für tot
erklärt.

Seine Ehefrau Blondina Eppstein geb. Felsenthal, (geb. 15.10.1883). Sie wurde ebenfalls für
tot erklärt.

1032 Vgl. Paul Sauer, Dokumente über die Verfolgung der jüdischen Bürger in Baden-Württemberg
durch das Nationalsozialistische Regime 1933-1945. Stuttgart 1966, Bd. 2, S.269. Paul Sauer, Die
Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit
1933-1945. Stuttgart 1968, S. 285-288. Vgl. auch: »Warum haben wir überlebt und die anderen nicht?«
Interview mit Heinrich und Alice Rosenrauch. In: Bettina Wenke, Interviews mit Überlebenden.
Verfolgung und Widerstand in Südwestdeutschland. Stuttgart 1980, S. 181-188 und 191. - Victor Marx,
New York, ein Überlebender der »Hölle von Riga«, schreibt: »Am 27. November 1941 wurden wir auf den
Killesberg beim Weißenhof gebracht, mit uns 1050 Juden aus ganz Württemberg. Von dort fuhren wir im
Zug 3 Tage und 3 Nächte nach Riga. Nicht einmal durften wir den Zug verlassen. Nur eine Person pro
Wagen konnte an den wenigen Haltestationen unterwegs Wasser für alle besorgen. Als wir an unserem
Bestimmungsort angelangt waren, wußten wir sehr bald, daß es die reinste Hölle war. Es war sehr viel kälter,
als wir es gewohnt waren. Nahrung gab es nur sehr spärlich. Unsere Tagesration bestand aus sehr dünnem
Malzkaffee mit einer Scheibe Brot zum Frühstück, das Mittagessen war eine wäßrige Suppe, die nach
Pferdefleisch schmeckte und in der ein, zwei Kartoffelstückchen schwammen. Dabei mußten wir tagtäglich
im Freien arbeiten. Die Menschen starben wie die Fliegen. Tausende wurden von Schieß-Kommandos
umgebracht. Auf diese Weise wurden meine Frau und mein Kind ermordet, am 26. März 1942 bei einer
>Dünamünde< genannten Aktion. Die SS hatte allen erzählt, sie würden nach Dünamünde transportiert, und
dort würden die Leute in Fabriken arbeiten, die Kinder in die Schule gehen. Alles war Lüge, schreckliche
Lüge....« (Walter Strauss (Hrsg.), Lebenszeichen: Juden aus Württemberg nach 1933. Gerlingen 1982,
S. 193).

1033 Die polnische Jüdin Pescha Nowenstein soll im Ersten Weltkrieg einigen deutschen Kriegsgefangenen
zur Flucht verholfen haben und mit diesen Flüchtlingen in Hechingen gelandet sein. Sie blieb als
Hausangestellte hier bis zu ihrer Deportation in den Osten.

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