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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1985/0172
Manuel Werner

Die Witwe Auguste Marx, geb. Weil (geb. 2.10.1880), zog am 31.7.1941 nach Baisingen
und wurde am 26.4.1942 nach Izbica deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist mir nicht
bekannt.

Kaufmann Harry Weil (geb. 20.7.1882), der ohne Abmeldung am 9.7.1939 aus Hechingen
flüchtete, hielt sich zunächt in Belgien, später in Frankreich auf. Er wurde im Januar 1942
nach Polen deportiert. Für tot erklärt.

Helene Weinberger, geb. Eppstein (geb. 25.11.1912), Tochter des Edmund Eppstein, zog
am 13.8.1938 nach Haigerloch. Sie wurde am 26.4.1942 mit ihrem dreijährigen, in
Hechingen geborenen Sohn Moab (Moal) nach Izbica deportiert. Beide wurden für tot
erklärt*4.

Keiner der Hechinger Deportierten überlebte die Verhältnisse in den Vernichtungslagern.

Am 7.9.1942 um 8.15 Uhr ist Dr. Moritz Meyer im KZ Mauthausen/Linz »auf der Flucht
erschossen« worden. In der Chronik der Ortsgruppe der NSDAP Hechingen findet sich unter
dem September 1942 folgende Notiz: Nach einer Mitteilung ist der Jude Dr. Moritz Israel
Meyer, Landgerichtsrat i.R. (Bockmeyer) im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz a.D.
auf der Flucht erschossen worden. Hechingen ist jetzt bis auf die Ehefrau des Glasers Jakob
Fauser, Flora Fauser, geb. Ulimann, und deren 4 Kinder judenfreims.

Dem in sogenannter privilegierter Mischehe lebenden Amtsrichter Dr. Ernst Rosenfeld
(geb. 21.1.1897) gelang am 18. Oktober 1943 mit fremder Hilfe die abenteuerliche Flucht aus
dem Lager Görlitz. Vom November 1943 an bis Kriegsende wurde er in Hechingen in einer als
Warenlager benutzten Abstellkammer versteckt. Nicht einmal seine im selben Haus wohnende
Tochter Ruth, sondern nur seine Frau, seine Schwägerin, die alte Hausgehilfin und ein mit ihm
verwandter Lehrer mit Frau wußten von dem Versteck103*.

Bürgermeister-Stellvertreter Simmendinger bat noch am 1. Februar 1945 den Landrat in
Hechingen, geeignete Schritte bei der Gestapo zu unternehmen, damit die jüdischen Mitgliedern
einer Hechinger Familie nicht zum geschlossenen Arbeitseinsatz herangezogen würden, da
die Fortführung des Glasereibetriebes bei einer Auflösung der Familiengemeinschaft nicht
gewährleistet wäre. Dieser Betrieb aber sei für die Stadt Hechingen ein nicht zu unterschätzender
Wertfaktor, zumal im Falle eines feindlichen Luftangriffs. Ein gleichwertiges, leistungsfähiges
Unternehmen befinde sich weder in Hechingen noch im weiteren Umkreis. Dennoch drohte
den betroffenen Personen am 12.2.1945 die Abschiebung nach Bietigheim. Eine fernmündliche
Weisung der Gestapo-Staatsleitstelle Stuttgart war an den Landrat ergangen. Eine Tochter sollte
zunächst zurückbleiben, bis eine anderweitige Unterkunft für ihr Kind gefunden sei. Die beiden
Söhne hatten sich aber schon am Tag zuvor, am 11.2.1945, durch Flucht in die Schweiz dem
Zugriff der Gestapo entzogen. Sie kehrten am 2.6.1945 bzw. am 27.10.1945 nach Hechingen
zurück1037.

Zwei Schicksale

Die Familie Hofheimer

Zwei Generationen lang betrieb die Familie Hofheimer in Hechingen ein Textilwaren-
Einzelhandelsgeschäft für Stoffe, Damenkonfektion, Kurz- und Weißwaren. Während der
nationalsozialistischen Verfolgungszeit lebte von der ersten Generation noch Frau Melanie
Hofheimer (geb. 20.6.1870), geb. Levi, Witwe des aus Laupheim stammenden Geschäftsgrün-

1034 Die Angaben erfolgen nach dem Verzeichnis jüdischer Einwohner in Hechingen, Erfassungszeitraum
1.1.1933 bis 1.5.1945, Stand Januar 1982, bearbeitet von Otto Werner, maschinenschriftlich. Vgl.
die unvollständige Aufzählung der Gedenktafel in der Friedhofshalle in Hechingen.

1035 Lageron: SAH, API. 5640.

1036 Vgl. Freudenstädter Heimatblätter 14. 1981 Nr. 18. Vgl. auch Paul Sauer, Die Schicksale der
jüdischen Bürger Baden-Württembergs 1933-1945. Stuttgart 1968, S. 379.

1037 Vgl. Akten des Landratsamtes Hechingen betr.: Juden (Pol. 1001.4).

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