Freiburger historische Bestände - digital

4 Ein Haufen zerschlissener Gebetbücher (vgl. 2.1.). Auf der Gebetbuchseite ganz links ist die zweite
Hälfte von Psalm 148 [7b—14] (».. .Fluten. Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, der Sturmwind, der sein
Wort vollstreckt. ...«) und der Anfang von Psalm 149 [l-6a] (»Hallelujah! Singet dem Ewigen ein neues
Lied...«) zu lesen. Die Seite rechts davon fängt mit Psalm 147,15b an(.. .mehera jaruz devafro] = »...gar
schnell eilt sein Wort...«), darauf folgt Psalm 148, l-7a. Die beiden Seiten folgen also aufeinander. Die
Psalmen 145-150 sind fester Bestandteil des täglichen Morgengebetes und werden vor dem »Sch'ma Jisrael«
gesagt. Auf dem dritten Blatt von links ist der Anfang eines der Gebete aus dem Schlußgottesdienst (Ne'ila)
des Versöhnungstages zu sehen: »Du hast den Menschen von Anbeginn unterschieden und ihn auserwählt,
vor dir zu stehen. Doch wer könnte zu dir sprechen: Was tust du! Wer fromm ist, was gibt er dir damit!...«
Dieses Gebet ist auch in den normalen Siddurim abgedruckt; die wenigen Zeilen lassen den Leser vielleicht
einen Eindruck von der poetischen Schönheit jüdischer Gebete erahnen. Auf dem ganz oben halbverdeckten
Blatt über dem zweiten und dritten Blatt von links erkennt man das wohl bekannteste jüdische Gebet,
das Kaddisch (Jitgaddal we-jitqaddasch schmeh rabba be-alma di-vra kbir'uteh... = »Erhoben und
geheiligt werde sein großer Name in der Welt, die er nach seinem Willen erschaffen hat...«).